Sidecar Trophy Most: Klares Double für Endeveld/Remmé bei Saisonauftakt
Im Autodrom Most wurden vergangenes Wochenende neben spannenden Rennen auch die ein oder andere Möglichkeit geboten nochmal Mensch und Maschine im Rennmodus zu testen. Viele Teams starteten mit „Neuerungen“ in die kommende Trophy-Saison und trugen bereits erste Kämpfe im Rahmen der WM und/oder IDM untereinander aus. Mit den ersten Rennen in Tschechien startete nun auch die Internationale Sidecar Trophy in ihre Saison. Am Ende des kühlen, wechselhaften Wochenendes konnten Kees Endeveld und Jeroen Remmé bei den F1 zweimal feiern, bei den F2 hatten Grabmüller/Kirchhofer im 1. und Bachmaier/Wechselberger im 2. Rennen die Nase vorn.
Mit 1:47.735 sicherten sich die WM-Starter Grabmüller/Kirchhofer (F2) den 2ten Startplatz hinter den Polesettern Endeveld/Remmé (F1). Auf Startplatz 3 folgten die Franzosen Dichamp/Peugeot (F1) vor Kimeswenger/Billich (F1) auf 4 und Bachmaier/Wechselberger (F2) auf 5. Spendal/Hill (F1), Rösinger/Werner (F2), Knapton/Roick (F2), Wirth/Uhlig (F2), Bereuter/Marklin (F1) rundeten schliesslich die Top Ten auf dem Starting Grid ab.
„Please start the engines“ – der erste Lauf der Sidecar Trophy (10min. + 1 Runde)
Um 10:30 gingen die roten Startlichter aus und das erste Rennen startete ohne Warmup-Lap. Nach Ablauf der Uhr waren es die Startsieger Endeveld/Remmé, die vor Dichamp/Peugeot und Grabmüller/Kirchhofer ins Ziel kamen. Dabei hatten Grabmüller/Kirchhofer diesmal wieder einiges an Aufholarbeit vor sich, obwohl die Österreicher beim Start gut wegkamen, fielen sie anfänglich auf Position 5 zurück. „Die erste Aktion war super,“ beschrieb Sophia Kirchhofer die Startphase. „Aber danach hat es wieder etwas durchgedreht und anschliessend mussten wir uns wieder nach vorn kämpfen, sind beim Spendal ein wenig stecken geblieben, denn es war sehr schwierig mit dem 600er durch die Kurve, da muss man sehr zügig sein, doch wir konnten den Speed nicht ganz mitnehmen und da fährt einem auf der Geraden der 1000er einfach weg. Wo wir die dann überholt haben, ging es gut. Wir sind zufrieden und haben ein Rennen ins Ziel gebracht und können somit bei der Isle of Man starten.“ Ganz egal welche Platzierung bei der Sidecar Trophy rauskommt sei es Sophia Kirchhofer trotzdem nicht, man wolle dennoch schnell sein und auch dieses Ziel mit der schnellsten Zeit bei den F2-Gespannen, einer 1:45.972 erfüllt.
Als Vierter kamen ebenfalls zwei WM-Kanditaten ins Ziel, Kimeswenger/Billich mit ihrer 1000er BMW vor Spendal/Hill auf Suzuki. Platz 5 machten im ersten Rennen Bachmaier/Wechselberger und Rösinger/Werner unter sich aus. Letztenendes profitierte Günther Bachmaier von einem Fehler seines Konkurrenten und konnte an ihm vorbeiziehen. „Den Start haben wir ganz gut erwischt. Endeveld, Dichamp, Kimeswenger und Grabmüller haben uns am Anfang ganz schön in die Zange genommen,“ resümierte Bachmaier. „Grabmüller kam dann gleich mal links an uns vorbei, dahinter Rösinger mit. Ich hab versucht so lange wie möglich an Rösinger hinten dran zu bleiben und eine Situation zu suchen wo wir überholen können. Sein Beifahrer hat dann einen Fehler gemacht und ich hab die Chance genutzt und bin vorbei.“ Somit sicherten sich Bachmaier/Wechselberger den sechsten Platz (2ter in der F2 Wertung).
„Wir hatten einen super Start und konnte die Lücke mit Bachmaier gut nutzen,“ so Rösinger der mit Beifahrer Steffen Werner als 7 (3ter in der F2 Wertung) ins Ziel kam. „Und auch in der Schikane sind wir komischerweise aggressiv gewesen und konnten diese Stelle gut nutzen. Sonst sind wir nicht so aggressiv aber das ist genau das was wir für die WM brauchen,“ ergänzte der Suzuki-Pilot. „Wir sind total zufrieden mit dem Ergebnis und der super Rundenzeit, wir haben bisschen was mit den Reifen gemacht, das ging gut auf.“ Rösinger benannte bereits zum WM-Lauf in Le Mans seine ganz eigene Problematik mit seinem runden Fahrstil und sah bereits dort, dass er wohl noch eine Schippe drauflegen müsse. Mit einer 1:50er Bestzeit sah er sich diesem Ziel näher. Hinter Rösinger/Werner wurden Knapton/Roick 8ter, gefolgt von Wirth/Uhlig (9.) und Bereuter/Marklin (10.) .
„Es war schön und hat Spass gemacht. Allerdings hatten wir am Anfang keine freie Fahrt, konnten gut mithalten aber die Reifen sind nicht mehr die Neusten, für das nächste Rennen ziehen wir neue Reifen drauf, denn wir haben das Problem das wir in den Rechtskurven rutschen,“ äusserte sich Enrico Roick nach dem ersten Rennen. Dennoch reichte es in der Trophy-Wertung für die Punkte des Erstplatzierten, da die WM-Starter keine Punkte erhalten. In der F2 Wertung als 2te im Gesamtfeld als 9te positionierte sich SideCar Team Wirth. „Der Start war nicht ganz perfekt. Wir hatten unheimlich viel Wheelspin und ich hab nicht gleich den zweiten Gang rein bekommen, das haben natürlich andere genutzt um vorbeizugehen,“ blickte Enrico Wirth kritisch zurück. „Aber dann sind wir gut rein gekommen, haben guten Rhythmus und ein gutes Tempo gefunden und konnten die drei Mann, die uns beim Start überholt haben innerhalb der ersten Runden nieder ringen, trotz Gegenwehr und die restlichen Runden hatten wir freie Fahrt.“ Mit seiner persönlich schnellsten Runde in Most – 1:52.325 – und einem guten Gefühl für den neuen Beifahrer Ronny Uhlig konnte das Team Wirth positiv gestimmt in Richtung des zweiten Rennens schauen.
Hingegen hakte es beim Gespann von Felix Bereuter und Valentin Marklin im ersten Lauf noch deutlich. „Die Kupplung hat nicht vernünftig getrennt, deswegen hatten wir einen scheiss Start,“ berichtete Marklin, der sich bereits auf ein heisses Manöver zu Beginn gefreut hatte. „Auch Böse/Steinbach sind an uns beim Start vorbei, ärgerlich, aber wir konnten ihnen nach vier fünf Runden zweimal die Nase zeigen, sie im Geschlängel überholen und 10 Sekunden Vorsprung rausfahren. Das war echt gut und bis auf das Gespann von Centners, sind alle gut durchgekommen. Schade das der Unfall in der letzten Runde passierte, denn sie sind einen sehr sauberen Stil gefahren,“ bedauerte der junge Beifahrer den Ausfall von Wolfram & Nanett Centner. Die ehemalige Rallye-Beifahrerin startete mit Vater Wolfram in Most in ihr erstes Seitenwagenrennen. Zwischen Turn 6 und 7 kam das Aus für das sympathische Duo in der letzten Runde.
Mit dem ersten Rennen unzufrieden, war auch Ronja Mahl. Als 16te kam das Suzuki 1000 Gespann Baert/Mahl über die Ziellinie, für die Wertung der F1 Gespanne bedeutete dies Platz 8. „Es lief nicht so gut aus meiner Sicht. Wir hatten zwei F2 Gespanne vor uns – Siegels und Damaschke/Sabaschus und beide haben sich vor uns ganz schön gebattelt. In den Kurven waren wir auch immer mal dran aber es hat nicht gereicht um vorbeizukommen. Da war einfach kein Platz. Schneller sind wir von den Rundenzeiten her, mal abwarten was im zweiten Rennen rauskommt.“
Auch im zweiten Lauf kam der Sieger aus den Niederlanden
Nach 15 Minuten und einer Runde stand auch im zweiten Rennen das Tages erneut das Duo Kees Endeveld und Jeroen Remmé als Sieger bei den F1 ganz oben auf dem Treppchen. Gemeinsam mit Dichamp/Peugeot machten die Niederländer den Kampf um die ersten beiden Plätze unter sich aus. „Das Wochenende ist super gelaufen. Wir haben ein neues Startersystem ausprobiert und ganz viel gelernt. Wir haben viele gute Leute bei uns im Team. Jeroen macht einen super Job. Ich bin selbt auch Beifahrer gewesen und was er macht jetzt, in seinem dritten Jahr so schnell zu fahren das habe ich nicht gekonnt,“ lobte Kees Endeveld die Leistungen seines Beifahrers. Remmé selbst hatte mit den zwei ersten Plätzen gar nicht gerechnet. „Wir haben nicht daran gedacht zu gewinnen in Most, da hier auch WM-Fahrer mit an den Start gegangen sind. Demzufolge bin ich sehr zufrieden mit den Podien.“
Mit 17 sec Rückstand überquerten Kimeswenger/Billich als einsame 3te ohne grosse Wettkampfgegner die Start-Ziel-Linie. „Wir haben dieses Wochenende hauptsächlich zum Trainieren genutzt hauptsächlich steht für uns die WM im Vordergrund. Wir haben daher aus Kostengründen auf gebrauchte Reifen zurück gegriffen, was sich zum Schluss etwas gerächt hatte und wir haben abgerissen, Aber wir sind zufrieden, es ist gut gelaufen, Markus als Beifahrer hat eine gute Arbeit geleistet und ich denke so können wir uns in Rijeka blicken lassen,“ fasste Peter Kirmeswenger nach dem zweiten Rennen zusammen. Mit 17 Sekunden Rückstand auf die die Österreicher kamen Spendal/Hill ins Ziel, dahinter Bachmaier/Wechselberger auf 5. „Wir haben den besten Start hingelegt was gegangen ist, hatten als Dritter den Ellbogen vorne, dann ist zwar Spendal an uns vorbei und Kimeswenger aber der Rest ist so geblieben. Grabmüller kam uns zwar noch ran aber bei der nächsten Runde, sind die Beiden ausgefallen,“ berichtete Günther Bachmaier. Als Sieger in der F2 Klasse konnten sich die Österreicher über die Aussicht auf dem Podium freuen, reichten ihren Pokal jedoch an Knapton/Roick weiter, die als 7 ins Ziel kamen aber nach Meisterschaftswertung bei den F2 Gespannen die Führung hatten.
„Wir sind sehr zufrieden wie das ganze Wochenende gelaufen ist und haben es genossen hier zu fahren und Enrico macht einen sehr guten Job als Beifahrer,“ antwortete Ken Knapton. „Wir hatten einen echt guten Start und wir haben recht zügig Eckart überholt, aber ich habe ihn immer wieder hinter mir gehört,“ ergänzte ihn Beifahrer Enrico Roick. „In der vorletzten Runde musste ich meinen Arm noch einziehen, auch in der vorletzten Runde kam er dann noch mal und es hat nicht so ganz gereicht, aber auf Start-Ziel waren wir direkt nebeneinander.“ Mit nur 0,085 Sekunden Rückstand mussten sich Knapton/Roick ganz knapp Rösinger/Werner geschlagen geben. Dabei hatte sich Fahrer Eckart Rösinger in der letzten Runde noch vertan und wäre fast nicht als 6ter ins Ziel gekommen. „Die Anzeige war etwas blöd, eigentlich dachte ich noch eine Runde Zeit zu haben und dann habe ich nochmal attackiert, er wusste auch das ich da bin. Dann haben wir beide den Tschechen überrundet, einer rechts und einer links vorbei wie Schuhmacher Häkkinen und dann habe ich ihn auf der Bremse überholt, dort hat er mich wohl nicht erwartet. Es war aber knallhart und absolut fair, mit Engländern kann man echt fighten. “
Klasse Fights auf der Strecke hatten auch Bereuter/Markli, die sich mit Wirth/Uhlig die letzten 5 Runden um den 8ten duellierten. „Das zweite Rennen lief besser als das erste, keine Probleme mehr mit der Kupplung, etwas andere Linie gefahren, war gut, in der letzten Kurve bin ich fast noch runter gefallen ich bin aus dem Griff gerutscht, konnte mich aber wieder reinziehen. Aber wir hatten echt Spass mit unserem Dreikampf, erst sind wir an Kirst vorbei und dann an Wirth. Die Veranstaltung hat uns echt Spass gemacht.“ Nach der guten Platzierung im ersten Rennen, folgte mit dem 9 Platz im zweiten Rennen bzw. dem 3 Platz nach Meisterschaftswertung das nächste Podium für Enrico Wirth und Ronny Uhlig. „Das Duell mit Bereuter war gut, er ist sauber gefahren, es war alles fair und wir sind echt zufrieden.“ Auch das neue Gespann (eine 600er Yamaha) trug zum Erfolg und insgesamt schnelleren Rundenzeiten bei, dabei fing das Wochenende mit einem kleinen Crash ausgelöst durch Spendal/Hill nicht sehr positiv für das Duo an. „Nach dem kleinen Crash, wo wir ins Kiesbett sind, mussten wir gestern Abend noch lange schrauben. Da war natürlich erst einmal ein Knacks drin,“ so Enrico Wirth vor der Podiumszeremonie. „Aber alles gut, das Wochenende war letztendlich sehr zufriedenstellend.“
Auch Ronja Mahl sah man ihre Zufriedenheit über den Rennverlauf des zweiten Rennens an. „Der Start war viel besser, keiner im Weg, wir sind direkt links rüber für die erste Schikane, haben uns bisschen mit Böse/Steinbach gebattelt und der 46 (Nijland/Steenbergen) an Böse sind wir dann vorbei und konnten eine grosse Lücke rausfahren.“
Mit Joosen/Schreuder, Rössler/Seipt und Grabmüller/Kirchhofer wurden drei Gespanne nicht in der Wertung gezählt. Das Duo Remy Gasche und Katrin Mayer ging in Most hingegen nicht an den Start, da nach einem Unfall im letzten Training der Rennstart am Sonntag abgesagt werden musste. Mit einem technischen Schaden und einer Verletzung bei Beifahrerin „Hexe“war es nicht möglich sich auf der Strecke den Konkurrenten zu stellen. Doch bereits in 14 Tagen in Rijeka wollen Gasche/Meyer wieder dabei sein und mit den anderen Teilnehmern um die Meisterschaft kämpfen.
Bei der abschliessenden Siegerehrung ging es recht sportlich zu. Da gleich mehrere Teams 2016 ausserhalb der Wertung fahren – wie Grabmüller/Kirchhofer; Kimeswenger/Billich; Bachmaier/Wechselberger, Dichamp/Peugeot und Rösinger/Werner traten die Sieger, die nicht offiziell um den Titel in dieser Saison kämpfen ihre Pokale an die „wahren“ Podiumsplatzierten ab und sorgten somit für ausgelassen Stimmung unter den Teilnehmern.


Alle Ergebnisse des Wochenendes findet Ihr als Übersicht HIER.
Text: Doreen Müller
Foto: Ronny Lekl (Fahraufnahmen), Doreen Müller (Grid & Podium)
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