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Sidecar Trophy: Kapriolen in der Lausitz an Tag 1

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Zum vierten Lauf in der Lausitz mussten sich die Teams der Internationalen Sidecar Trophy gleich auf mehrere wechselhafte Bedingungen einstellen. Nicht nur verletzungsbedingte Ausfälle noch vor Veranstaltungsbeginn und einige organisatorische Querelen, auch ein bunter Wettermix wartete am ersten Tag auf die Starter der familiären Seitenwagenserie. 

Für Verwirrung sorgte gleich zu Beginn vor allem der Ablaufplan des Wochenendes, denn zwischen die 600 und 1000 ccm starken Gespanne mischten sich einige klassische Modelle. Gemeinsam sollten die Trainings und zwei anstehenden Rennen bestritten werden, doch im Vorfeld wurde diese Planung noch einmal überarbeitet und die 17 Seitenwagenteams konnte wie gewohnt in ihren Leistungsklassen starten.

Die Trainings

Am Morgen zeigte sich der Lausitzring noch recht freundlich. Bei warmen aber noch erträglichen Temperaturen startete die erste von zwei Trainingssitzungen des Samstags, bei denen sich Kees Endeveld und Jeroen Remme die schnellste Rundenzeit sicherten. Trotz der einzigen 1:29er Rundenzeit hiess es jedoch auch nach dem Training Lernen per Videomitschnitt für Beifahrer Jeroen Remme, denn für ihn war dies die erste Ausfahrt auf dem 4,255 km langen Speedway-Kurs. „Es ist nicht schlecht hier, auf jeden Fall besser als in Rijeka. Es gibt schon ein paar schwere Schikanen und wir sind momentan auch nicht so schnell gefahren, wir müssen schauen wie es im Rennen geht. Ich habe aber ein gutes Gefühl drauf. Ich schau mir meist nach jeder Sitzung die Aufzeichnungen der Kamera an, denn jede Runde ist nicht gleich. Kees muss auch noch seine Linie finden und erst damit kann dann auch ich lernen, wo ich in den Kurven bin.“

Mit 2,198 Sekunden Abstand folgten auf Rang zwei das F1 Gespann von Milan Spendal, der in der Lausitz mit Hendrik Crome zum ersten Mal einen Trophy-Lauf bestreitet. Der Hannoveraner war nach dem ersten Training sichtlich zufrieden über die ersten gemeinsamen Kilometer. Zur letzten Veranstaltung in Schleiz lernten sich Fahrer und Beifahrer kennen und entschieden im Anschluss gemeinsam den Lauf in der Lausitz zu bestreiten. Die ersten Runden galten daher zunächst dem Vertrauensaufbau. „Milan fährt sehr sicher und ich habe gemerkt ich kann darauf vertrauen was er macht. Milan ist natürlich sehr schnell für mich, aber für Milan war es das erste Mal auf der Strecke zu fahren und so musste er auch erstmal reinkommen und es war auch für ihn schwierig mir Zeit zu geben in manchen Kurven,“ berichtete Hendrik Crome.

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Dicht an dem F1 Gespann folgten Enrico Wirth und Ronny Uhlig als schnellste 600er am Morgen. Mit einer 1:31.894 sec machten sie mehr als 2,6 Sekunden auf die Viertschnellsten Norbert Kirst und Ralf Damaschke. Eckart Rösinger und Steffen Werner, die als WM-Starter in der Wertung aussen vor bleiben, folgten auf Position 5 mit 1:34.537 gefolgt von Felix Bereuter und Valentin Marklin. „Das Training ist gut gelaufen, Felix und ich haben uns gut verstanden und kaum Fehler gemacht. Wir haben es die ersten Runden langsam angehen lassen, denn ich kannte die Strecke nicht,“ erklärte Marklin am Morgen. „Wir hatten unseren Spass und im nächsten Training kommt ein neuer Reifen drauf, dann sollte es etwas schneller gehen,“ so Marklin weiter, welcher die Abneigung vieler Fahrer mit dem Kurs nicht verstehen könne. Sichtliche Probleme im ersten Freien Training hatten indes Ken Knapton und Enrico Roick, weniger mit dem Kurs sondern vielmehr die Technik sorgte für Rundenzeiten, mit denen sich Beifahrer Enrico Roick nicht zufrieden zeigte.

Die Schweden Thomas a. Lundberg und Mikael Anderson (F1) fuhren die achtschnellste Rundenzeit, gefolgt vom Team Roman Racing, A. Romains (F1)aus den Niederlanden auf Platz 9, Damaschke/Sabaschus (F2) auf 10, Heck/Hummel (F2) auf 11, Schafter/Graber (F2) auf 12, Siegel/Siegel (F2) auf 13, Gasche/Meyer (F1) auf 14, Chris Baert mit Iris Vollhardt (F1) auf 15, Sczepanski/Frey (F2) auf 16 und Gloeden/Pecksen (F2) auf 17.

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Iris Vollhardt bestritt auf dem Lausitzring ihre ersten Rennstrecken-Kilometer bei der Internationalen Sidecar Trophy. Die gebürtige Sächsin, welche sonst als „gute Seele“ im Team Heart Attack den Piloten den Rücken frei hält, sprang spontan für die verletzte Ronja Mahl ein und erfüllte sich somit einen lang gehegten Wunsch. „Ich habe in meinem ganzen Leben vielleicht bisher 20 Runden gedreht, zweimal mit dem F1 und dem F2 in Val die Vienne. Aber die Lederkombi habe ich immer dabei für alle Fälle,“ erzählte Iris Vollhardt lachend. „Es war gut und ich würde auch wieder gern einspringen, wenn mal jemand ausgefallen ist, aber eine ganze Saison ist denk ich erstmal schwierig. Dass weiss ich nicht ob ich das könnte, da muss ich definitiv mehr vorher machen,“ so die fröhliche Blondine weiter.  Das es nicht ganz so einfach ist mit den erfahreneren Teams mitzuhalten stellte Vollhardt bereits im ersten Freien Training fest und Chris Baert fand daraufhin in Andreas Kolloch einen erfahrenen Beifahrer für die weiteren Sessions am Wochenende.

Das Sprintrennen

Der Nachmittag wartete jedoch mit Regen auf, welcher kurz vor Trainingsbeginn über der Lausitz niederging, auf Slicks wagte sich das Feld mehr oder weniger auf die Strecke. Schnellere Rundenzeiten kamen nahezu für kein Team zustande und so wurde die Startaufstellung nach den Zeiten des ersten Trainings bestimmt.

Und auch zum Sprintrennen gegen 16:00 Uhr meinte es die Wetterfee nicht gut mit den Veranstaltungsteilnehmern. Trocknete die Strecke nach und nach ab, zogen vor dem Rennen wieder dunkle Wolken und Regen auf. Der Reifenpoker begann, Slicks, Regenreifen oder Intermediates. Die richtige Reifenwahl über die 10 Runden galt es zu treffen, bei einem Rennen welches von Beginn an als „wet race“ gestartet wurde.

Kees Endeveld und Jeroen Remme, die als Pole Setter ins Sprintrennen gingen, kamen beim Start nicht so gut davon. Anders als Eckart Rösinger und Steffen Werner, die sofort eine Lücke für sich nutzen konnten. Auch beim Team Wirth/Uhlig trat erneut eine altbekannte Problematik auf, das Gespann kam beim Start einfach nicht vom Fleck und so konnte das Duo nicht den Startplatz aus der ersten Reihe für sich nutzen. Endeveld/Remme, denen es sonst so oft gelang von Start an sich einen Vorsprung herauszuarbeiten, fielen diesmal jedoch zunächst zurück auf Position 3 und mussten einem F2-Gespann den Vortritt lassen. Ken Knapton und Enrico Roick indes waren es, die ebenfalls einen Blitzstart hinlegten und sich an die Spitze des Feldes setzten und bis zum Ende des Rennens die Führung nicht wieder abgaben. Runde um Runde wuchs der Vorsprung des britischgesteuerten Gespannes an, erst zum Ende des Rennens wurde der Vorsprung minimal kleiner, als es ums Überrunden der vor ihnen liegenden Teams ging. „Es war zunächst schwierig überhaupt die richtige Reifenwahl zu treffen, wir haben Regenreifen genommen und sind dann beim Start gleich ab durch die Mitte,“ berichtete Beifahrer Enrico Roick, der sich im Rennen mehrfach kurz umdrehte, jedoch keinen Verfolger hinter sich ausmachen konnte. Mit 21,5 Sekunden Vorsprung vor Endeveld/Remme bedeutete dies einen sicheren Sieg für das F2-Gespann.

Das Endeveld/Remme die Strecke noch unbekannt war, machte sich mehrfach im Sprint bemerkbar. Mehrere Male ging es für die Niederländer nach Start-Ziel vor der ersten Linkskurve beinah geradeaus und somit gingen wertvolle Sekunden verloren. „Wir hatten beim Start mit Wheelspin zu kämpfen und so beendeten wir die erste Runde als Gesamtdritter mit ein-zwei F2 vor uns, aber in der F1er Wertung standen wir gut da,“ so Jeroen Remme. „Wir versuchten verschiedene Linien und es war am Anfang noch nass,“ erklärte der Niederländer die mehrfachen Verbremser nach Start-Ziel. „Nach sechs Runden begann es sehr schnell zu trocknen, haben die Linie verloren und kamen der Mauer sehr nahe, weil da noch Wasser war. Wir hatten gute Fights mit den F2 und das waren auch die besten Runden im Rennen für mich,“ beschrieb Remme weiter, denn die Niederländer fanden sich in einer Vierergruppe mit Rösinger – Spendal und Wirth wieder und musste sich zunächst gegen diese durchsetzen. Endeveld/Remme schafften es schliesslich sich an die Spitze der Verfolger zu setzen, an Knapton/Roick war jedoch kein rankommen mehr. Auch Wirth/Uhlig wurden den Niederländern gefährlich und versuchten einzelne Attacken auf das 1000er Gespann. Während das Überholmanöver aufgrund eines erneuten Verbremsers von Endeveld Ende Start-Ziel gelang, hatte der Niederländer bereits in der nächsten Rechts-Links die Nase vorn und setzte sich vor Wirth/Uhlig wieder ab. Dies reichte für Platz 2 im Gesamtklassement. Somit sah sich der Ascherslebener erneut Kontrahent Rösinger/Werner ausgesetzt, auch Spendal/Crome rückten zum Ende des Sprints wieder in Schlagdistanz und legten sogar die schnellste Zeit in der letzten Runde auf den Asphalt. Auf der abtrocknenden Strecke hatte Milan Spendal einen Vorteil mit seinen Slicks und nutzte dies um sich noch vor Wirth/Uhlig und Rösinger/Werner auf Platz 3 setzen zu können. „Neue Strecke. Neuer Beifahrer. Es lief ganz gut,“ äusserte sich Milan Spendal nach dem Rennen. „Erst die letzten vier Runden fuhren wir im Trockenen. Heute war Knapton der Schnellste, mit einem „kleinen Bike“ und einem „kleinen Motor“, aber einem Britischen Motor,“ so Spendal dennoch froh gestimmt. „Für mich war es etwas verrückt. Die Strecke war nicht Trocken und ich habe Slicks genommen. In der letzten Runde war ich sehr schnell, aber beim Start und die ersten Runde war es nicht möglich mitzuhalten. Mit ein, zwei Runden mehr wäre es möglich gewesen Erster zu werden.“

Wirth/Uhlig hielten sich vor Rösinger/Werner und holten sich gesamt Platz 4 und in ihrer Wertung den zweiten Podiumsplatz. „Es war schwierig und wir wussten auch nicht genau was wir machen sollten. Heute morgen im ersten Training war es trocken und wir sind mit Abstand die schnellste F2-Zeit gefahren. Im Zweiten Training sind wir nur wenige Runden mit Slicks gefahren, nur hin und her geschwommen, was gar nicht funktioniert hat. Trotz Regenräder sind wir beim Start sehr schlecht weggekommen, ich konnte dann aber meinen Rhythmus finden und wir konnten den einen oder anderen kaschen und sind am Ende der zufrieden.“

Dahinter landeten Rösinger/Werner auf 4. „Es war eigentlich ein Rösinger-Wetter und die Regenreifen wären die schnellere Wahl gewesen, aber ich brauche die Regenreifen noch für Assen,“ berichtete Rösinger. „Es war ganz knapp überall und es gibt kein wenn oder hätte. Es war ein tolles Rennen und es hat Spass gemacht. Am Ende haben es alle nochmal probiert und ich hab mir aber gedacht ich lass die zwei mal, vielleicht passiert da noch was, weil im Abstauben bin ja ganz gut. Die Frage war wer kommt wann zum Zug, denn jeder lag irgendwie mit seiner Wahl richtig. Es war interessant wie es sich entwickelt hat,“ so Rösinger abschliessend.

Norbert Kirst und Ralf Damaschke folgten auf Platz 5. Nijland/Steenbergen (F1), Schafter/Graber (F2), Siegel/Siegel (F2) und Baert/Kolloch (F1) bildeten die Top Ten.

Auch im hinteren Teilnehmerfeld bildeten sich im Verlauf des Sprintes immer wieder mehrere Duellpartner. Fritz Bereuter und Valentin Marklin kämpften mit Remy Gasche und Katrin Meyer um die Plätze 11 und 12. Jens Sczepanski mit Nicole Frey machten indes Platz 13 mit Markus Heck und Andre Hummel aus. In den letzten Runden konnte Schweizer Remy Gasche, der mit einem nahezu frisch operierten Knie in der LCR Suzuki sass, das Tempo Bereuters nicht mehr mitgehen und musste schliesslich den Sidecardogs Platz 11 überlassen.“Für uns war es eigentlich ein gutes Rennen, den wir hatten uns für die Intermediates entschieden und die anderen für Regenreifen und durch das konnte ich die Pace gut mithalten mit den Anderen,“ so Gasche. „Aber am Schluss hatte ich wieder Probleme mit meinem Knie und beim Bremsen echt Mühe und somit wollte ich kein Risiko eingehen,“ berichtete der Schweizer weiter und war froh den Platz mit nach Hause tragen zu können.

Für Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus verlief das Rennen leider eher unglücklich, das Windle Yamaha F1 Gespann hatte bei den Bedingungen mit Aquaplaning zu kämpfen und landete in Runde 5 an zweiter Position liegend in der Boxenmauer. Das Gespann erlitt dabei leichte Pläsuren, wird aber vermutlich am Sonntag wieder mit auf dem Starting Grid stehen können.

Podium Trophy 1000
Podium Trophy 1000
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Podium Trophy 600

 

Text und Fotos: Doreen Müller

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