Sidecar Trophy: „Alter Meister“ schnappt sich die Krone bei Trophy 600
Nach zwei heiss umkämpften Trainingssitzungen am Samstag stand recht schnell fest, dass die Entscheidung um die Meisterschaft bei den F2-Gespannen eine enge Kiste werden würde. Bereits der Sprintlauf am ersten Veranstaltungstag sollte für etwas mehr Punktesicherheit beim Tabellenführenden sorgen oder Verfolger Wirth/Uhlig die Chance geben, dem Titel näher zu kommen.
Nach einem guten Start lag das Gespann im Sprintrennen auch sofort auf Position 3 und konnte sich an die Startsieger Bereuter/Marklin und Endeveld/Remme heran arbeiten. Doch bereits wenige Kurven weiter erfolgte der Abbruch des Rennens mit roter Flagge. Nijland/Steenbergen und Axelsson/Neilands haben sich aus der ersten Kurve heraus duelliert, in Richtung Schikane geschah dann jedoch das Unglück. Beide Gespanne verwickelten sich in einen Unfall, worauf hin die Strecke gesperrt wurde. Die involvierten Piloten, welche aus den Niederlanden und Schweden stammten, wurden sofort an Ort und Stelle medizinisch versorgt und zur weiteren Abklärung in die umliegenden Kliniken geflogen. Das Rennen wurde am Samstag nicht wieder aufgenommen.
Somit fehlten Wirth/Uhlig eine weitere Möglichkeit, Punkte gut machen zu können. Das Team musste auf eine glückliche Fügung im Hauptrennen hoffen, da aus eigener Kraft ein Titelgewinn schwer schaffbar war. Dennoch galt es auch erst einmal für den in Führung liegenden Ken Knapton ins Ziel zu kommen. Startplatz 8 war nicht die optimale Ausgangsposition um sich seiner Sache sicher sein zu können.
Sonntagnachmittag wartete somit alles gespannt auf den Start zum finalen Rennen in der Internationalen Sidecar Trophy. Zahlreiche Rennsportfans waren auch an diesem sonnigen Tag in die Rennsportstadt gepilgert um u.a. mit den Seitenwagen mitfiebern zu können. Die bereits klaren Sieger in der Trophy 1000, Kees Endeveld und Jeroen Remme, standen auch an diesem Tag als Polesetter an vorderster Front. Doch wieder einmal zeigte sich, dass die Niederländer besonders beim Start eine klare Schwäche hatten. Bachmaier/Wechselberger nutzten dies und gingen mit ihrem F2-Gespann direkt in Führung, dahinter schlossen sich Wirth/Uhlig direkt an und liessen Endeveld/Remme am Start kurz stehen. Doch Kees Endeveld nutzte seinen leistungsstärkeren Motor aus und machte seine Schwäche schnell wieder wett. Bereits beim ersten Start-Ziel-Durchlauf lag das weisse Gespann mit der Startnummer 7 wieder vorn, gefolgt von Bachmaier/Wechselberger und Wirth/Uhlig. Endeveld/Remme gab die Führung von da an nicht wieder her und machte Runde für Runde Meter gut. Bereits nach drei Runden betrugt der Abstand 11,9 Sekunden auf die Vizeweltmeister. Hinter den Österreichern wollte Enrico Wirth nicht so schnell klein bei geben und saugte sich immer wieder an Bachmaier/Wechselberger heran. Letztlich fehlten dem Team Zweirad Wirth 8,5 Sekunden, um dem Zweitplatzierten die Nase zeigen zu können. Endeveld/Remme gewannen somit das Hauptrennen mit deutlichem Vorsprung vor Bachmaier/Wechselberger (F2) und Wirth/Uhlig (F2). Als Vierte kamen Felix Bereuter und Valentin Marklin ins Ziel, die sich diesmal nicht gegen die vor ihnen liegenden F2-Gespanne durchsetzen konnten.
Um Platz 5 und die alles entscheidenden Punkte für einen Titelgewinn entbrannte ein heisser Kampf. Knapton/Roick hatten es an dieser Stelle gleich mit drei weiteren Gespannen zu tun, die das britisch-deutsche Team auf der 4,7 km langen Strecke ordentlich in Schach hielten. Besonders die schwedischen Mitstreiter Lundberg/Andersson, die das Vorgängergespann dem Briten abkauften, machten es Ken Knapton nicht gerade leicht und tänzelten immer wieder vor seiner Nase herum. Auch Norbert und Sören Kirst, ebenfalls im F2 und Chris Baert mit Beifahrerin Ronja Mahl (F1) wollten noch einmal ordentlich mitmischen und so lieferte sich die Vierergruppe mehrere heisse Überholmanöver. Letztlich setzte sich jedoch der Vorjahreschampion bei den F1 gegen die Schweden durch und holte sich mit Platz 5 in der Gesamtwertung und Platz 2 bei der Trophy die nötigen Punkte, um den Meistertitel in der Trophy 600 mit nach Grossbritannien nehmen zu können.
Als Sechster kamen schliesslich Norbert und Sören Kirst (F2) ins Ziel, gefolgt von Lundberg/Andersson (F1) auf Platz 7, Baert/Mahl (F1) auf Position 8 und Damaschke/Sabaschus (F2) als 9. Das Team Baur-Baur (F2) belegte Rang 10. Volker Meister und Jürgen Seib (F1) kamen als Elfter ins Ziel, dahinter Pickl/Pecksen (F2) auf 12, Heck/Hummel (F2) auf 13, Dierks/Wachtel auf 14 (F2), Johnson/Öwre (F2) auf 15 und Gloeden/Hofmann (F2) auf 16. Detlef Rössler und Beifahrer Andre Seipt kamen beim Start gut vom Fleck und konnten ihre zwölfte Position in der ersten Runde verteidigen, mussten jedoch aufgrund eines technischen Problems das Rennen vorzeitig beenden.
Die Stimmen nach dem Rennen:
Jeroen Remme (Champion Trophy 1000):
„Es ist eine Strecke, die ich sehr mag, mit viel Speed. Ich mag das Road Racing! Es ist natürlich schade mit dem Unfall der schwedischen und niederländischen Jungs, aber ich hoffe ich höre nächste Woche wie es ihnen geht. Es war ein schönes Rennen, es lief gut und wir waren stabil. Wir waren trotz allem vorsichtig, auch die langsameren Gespanne zu überholen (überrunden) ist nicht immer einfach, es ist ein Strassenrennen, bei dem man einfach vorsichtig sein muss, denn Jeder möchte danach wieder nach Hause zu seiner Familie zurückkehren! Für das nächste Jahr gibt es noch nichts richtig offizielles. Wir werden aber denke ich an der holländischen Meisterschaft teilnehmen und uns auch in der Trophy blicken lassen.“
Valentin Marklin (Platz 2 F1 Frohburg – Vierter Trophy 1000):
„Unser Start war nicht ganz so gut, wie im Rennen gestern, was ja leider abgebrochen wurde. Wir konnten uns diesmal leider nicht gegen die F2 behaupten und uns nicht in Führung setzen, aber ansonsten sind wir unser Rennen gefahren. Es hat Spass gemacht. Wir sind mit dem zweiten Platz zufrieden.“
Mikael Andersson (Platz 3 F1 Frohburg – Sechster Trophy 1000)
„Wir haben das Bike im Winter von Ken Knapton gekauft und das ist auch der Weg, wie wir zur Sidecar Trophy gekommen sind. Vorher sind wir seit 2011 bei den Classics unterwegs gewesen. Für uns war die gesamte Saison eine gute Erfahrung, wo wir auch mal die Möglichkeit hatten mit Meisterschaftsfahrern am Start zu sein. Es ist ein sehr guter Wettkampf. Sie haben den Speed, den man normalerweise nicht bekommt und wir werden auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.“
Manfred Yeti Wechselberger (Sieger F2-Wertung – Gaststarter – Vizeweltmeister 2016):
„Das Frohburger Dreieckrennen ist eine interessante Veranstaltung. Das Rennen war am Anfang recht amüsant, wir haben am Anfang viel zu viel Vorsprung rausgefahren, sind unseren Stiefel einfach bis zum Ende gefahren. Ein Sieg zum Abschluss der Saison ist super. Was wollen wir mehr!“
Enrico Roick (Platz 2 F2-Wertung – Champion Trophy 600):
„Zweirad Wirth konnten wir nicht mehr folgen, wir brauchten ja eigentlich nur ankommen aber selbst das war leicht schwierig, denn wir hatten ab der siebten Runde ein Wasserleck was die ganze Zeit getropft hat. Ken hat es aber auch gesehen und hat Gas gegeben. Wir sind angekommen, die Punkte haben gereicht, alles schön. Wir haben es nach Hause gefahren, auch mit Wasserleck. Dabei war Lundberg am Anfang schneller als wir, dann hat jedoch der Fahrer mal einen Fehler gemacht und der Beifahrer Mikael hat sich den Rücken eingehauen. Er konnte sich anschliessend gar nicht mehr bewegen. Sie haben uns aber immer wieder überholt und standen uns somit immer wieder im Weg, irgendwann hat Ken ihn jedoch überholt und dann war gut.“
Ronny Uhlig (Platz 1 F2-Wertung – Vizemeister Trophy 600):
„Unser Start lief perfekt ab und wir konnten uns direkt an Bachmaier/Wechselberger ranhängen. Bachmaier hat immer wieder versucht uns davon zufahren, dennoch gelang es und immer wieder in Schlagnähe zu kommen und uns direkt mit ihm zu duellieren. Ab Mitte des Rennens haben wir abreissen lassen müssen und gemeinsam mit den Überrundungen war es auch nicht gerade einfach auf dem Strassenkurs gut voran zu kommen. Wir konnten unseren Rang jedoch gut nach hinten verteidigen und uns den zweiten Platz bei den F2 und den Sieg in der Tageswertung Trophy 600 sichern. Leider hat es in diesem Jahr nicht ganz gegen Ken Knapton und Enrico Roick gereicht, mit dem Vizemeistertitel bin ich in meinem ersten Jahr in der Trophy 600 jedoch mehr als zufrieden und schliesslich brauchen wir ja auch noch Raum, um ins in der kommenden Saison steigern zu können!“
Ewald Siegel (Platz 6 F2-Wertung – Dritter Trophy 600):
„Die Saison lief sehr sehr gut, so wie erwartet. Wir waren immer zwischen Platz 3 und 6, ohne Ausfall und daher auch dieses gute Ergebnis für uns. Mit Walter Asböck haben wir einen sehr guten Mechaniker, der uns ohne Ausfälle durch die letzten drei Jahre brachte. Unser Gespann wird auch nach jedem Rennwochenende zerlegt und gewartet und es wird geschaut, ob irgendwelche Risse sind. Der Motor ist sehr zuverlässig, das passt sehr gut und vom Gespann her können wir selbst einfach nur schauen und machen, dass es gut läuft. Natürlich sind wir auch im nächsten Jahr wieder dabei! Es war ein sehr turbulentes Wochenende, mit leider im Sprintrennen dem schweren Unfall. Auch wir hatten heute im Rennen sehr viel Glück. Wir sind in der Schikane raus, die Böschung runter gefahren, konnten aber wieder auf die Strecke zurück und konnten schliesslich den sechsten Rang bei den F2 erreichen und somit den dritten Rang in der Meisterschaft absichern.“
Detlef Rössler (F2 – ausgeschieden):
“ Als gestandener Mann hat man eigentlich kein Lampenfieber und ich konzentriere mich hauptsächlich aufs Fahren, auf die Strecke, den Mitfahrer. Mit dem Ergebnis bin ich natürlich nicht zufrieden, denn ich kam vom Start gut weg, konnte meine Trainingsposition während der ersten Runde gut verteidigen und dann wurde das Fahrwerk weich und wir sind dann rausgefahren und haben gemerkt, dass die Gabel fast durchgebrochen war. Wir haben Glück gehabt, denn das wäre im Rennen sonst ein Desaster geworden. Das Bike ist 17 Jahre alt und ist immer im Einsatz gewesen, das Material ermüdet irgendwann, man checkt das zwar regelmässig aber Haarrisse erkennt man nicht immer sofort. Hier haben wir es beim Fahren merken können und so einen Abflug verhindert. Auch bei so einer Veranstaltung muss man sein Alter kennen, dass ist in meinem Fall 59 und da muss man schauen was seine Zukunft ist mit der Technik.“
Wir gratulieren den Champions in der Trophy 1000 – Kees Endeveld und Jeroen Remme – sowie in der Trophy 600 Wertung – Ken Knapton und Enrico Roick – zu ihrem Meisterschaftsgewinn.
Zum aktuellen Zeitpunkt gab es leider keine nähere Mitteilung zum Gesundheitszustand der in den Unfall verwickelten Piloten. Auf Spekulationen und die Verbreitung nicht bestätigter Informationen verzichten wir an dieser Stelle. Vielmehr möchten wir den Beteiligten unsere besten Genesungswünsche senden und hoffen sie bald wieder im Seitenwagensport erleben zu dürfen.
Text und Fotos: Doreen Müller
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