Sidecar WM: Klarer Durchmarsch für Ben und Tom Birchall im Goldrace
Es könnte DAS Jahr für Ben und Tom Birchall in der FIM Sidecar Worldchampionship werden, denn auch beim dritten Rennen in Oschersleben am Sonntag hatten die Briten die Nase vorn. Mit mehr als einer halben Minute auf Pävarinta/Kainulainen und ganze 49,8 Sekunden Vorsprung auf Holden/Wilkes siegten die Birchalls im Goldrace!
Beim Start kam das Erfolgs-Duo diesmal weniger gut weg, doch bereits bis zur Hasseröderkurve war der Rückstand wieder wettgemacht und Birchall/Birchall stürmten dem Fahrerfeld wie bereits im Sprintrennen davon. Runde für Runde erhöhte sich der Vorsprung und bereits Ende des ersten Drittels setzten die Gebrüder ihre Überrundungsmanöver an und arbeiteten sich Stück für Stück durchs Fahrerfeld. Auf der 3,667 km langen Lieblingsstrecke blieben sie somit weiterhin ungeschlagen und bewiesen beim deutschen WM-Lauf einmal mehr, dass sie mit dem 600er Gespann deutlich mehr Erfahrung hatten.
Während die Kontrahenten noch nach Optimierungsmöglichkeiten auch in Oschersleben suchten und die eine oder andere Strategie ausprobierten, gelang es den Mansfielder Brüdern ihren Wissensvorsprung perfekt zu nutzen!
Die Zweitplatzierten Pekka Päivarinta und Kirsi Kainulainen verbuchten dieses Wochenende somit letztlich als notwendige Trainingsmöglichkeit, denn auch am Samstag hatten die Finnen keine Chance die Birchalls direkt anzugreifen und fuhren ebenso wie die Drittplatzierten John Hilden und Mark Wilkes ein eher einsames Rennen.
Dass dies für Kainulainen jedoch weniger überraschend zu sein schien, zeigte sich bereits nach dem Sprintrennen am Samstag. Denn schon da machten die ehemaligen Superside Worldchampions deutlich, dass es schon einen Unterschied macht, welcher Motor in einem Gespann verbaut ist. Päivarinta, der sich bisher immer eher als 1000er Pilot sah, hatte somit auch im Hauptrennen große Mühe an den Birchalls dran zu bleiben. Zwar gelang der Start ganz gut und die Finnen lagen kurzzeitig vorn, doch die Birchalls zogen rasch an ihnen vorbei. Beifahrerin Kirsi Kainulainen bot allerdings dennoch eine beeindruckende Vorstellung hinsichtlich Bewegungsarbeit und schien sich Runde für Runde immer weiter an das neue Gespann zu gewöhnen, wie sie nach dem Rennen bestätigte: „Das Rennen war okay, wir wollten zwar etwas mehr kämpfen, aber wir waren allein. Die zwanzig Runden sind natürlich wieder etwas mehr Training für mich gewesen,“ so Kainulainen. „Wie ich schon sagte ist es wichtig den Fahrstil des Gespanns erstmal genau kennen zu lernen und heute gingen einige Dinge schon besser und Pekka hat viele wichtige Dinge verstehen gelernt. Ich hoffe, dass wir das auf dem Pannoniaring bereits umsetzen können und dort schneller sein werden.“
Das Podium komplett machten am Sonntag erneut Holden/Wilkes, diesmal jedoch ganz ohne „Öldilemma“ in der letzten Runde. „Wir hatten vielleicht nicht den besten Start,“ blickte Mark Wilkes auf die Startphase zurück. „Bennie Streuer kam an uns vorbei und konnte sich vor uns setzen, jedoch schafften wir es wieder aufzuholen. Zu Pekka war die Lücke allerdings zu gross. Wir hatten zwar letztlich genug Raum um vor Bennie zu bleiben, Pekka blieb für uns heute aber unerreichbar.“
Nach 2-3 gefahrenen Runden hatte sich schliesslich das Fahrerfeld sortiert und die Kawasaki LCR-Piloten fanden sich allein auf Position 3 liegend wieder. Bennie Streuer musste gleich zu Beginn abreissen lassen und kam somit in Bedrängnis von hinten. Über mehrere Runden hinweg lieferte sich der Niederländer einen harten Kampf um Position 4 mit Michael Grabmüller und Sophia Kirchhofer sowie Scott Lawrie und Ben Hughes. Immer wieder setzte Michael Grabmüller eine Attacke und versuchte in der Hasseröderkurve innen Streuer die Position abzunehmen. Doch der 33-Jährige hielt mehrfach dagegen und sicherte sich Platz 4. Michael Grabmüller hatte hauptsächlich damit zu tun, Scott Lawrie in Schach zu halten und so konnte Bennie Streuer, davon profitierend, einen guten Abstand zwischen sich und den Österreicher bringen.
„Es war ein super Rennen,“ zeigte sich Michael Grabmüller anschliessend zufrieden. „In unserer Dreiergrupe hat das gut gepasst, wurden dann aber durch einen Überrundeten aufgehalten. Bennie Streuer konnte dort gut durchgehen, Lawrie und ich leider nicht. Doch im gesamten bewerte ich das Wochenende als positiv, denn wir konnten am Fahrwerk Veränderungen vornehmen und wir haben anschliessend gute Zeiten fahren können.“ Kontrahent Scott Lawrie war trotz gutem Kampf auf der Strecke eher weniger zufrieden. „Ich habe das Rennen schon genossen, aber leider hat mein Motor nicht genug Leistung,“ erklärte der Brite seinen leichten Unmut. „Ich versuchte in den Kurven das beste herauszuholen, doch immer wenn ich gut wegkam, fiel ich wenig später wieder zurück. Ich brauche einfach mehr Power. Es war ein gutes Rennen und ein guter Kampf mit Grabi, aber ich muss noch schneller werden,“ so Lawrie weiter und macht auf eine weitere Problematik aufmerksam. „Ich habe viele alte Motoren herumliegen, dieser Motor ist zum Beispiel nun 10 Jahre alt. Für mich ist es aber okay damit anzufangen, denn es ist mein erstes Jahr zurück in der WM.“
Auch auf den „hinteren“ Plätzen wurde ein enger Dreikampf ausgetragen. Hier kamen sich Bachmaier/Deeley, Rutz/Hirschi, und Remse/Shorter immer wieder gegenseitig in die Quere. Günther Bachmaiers Hartnäckigkeit wurde jedoch belohnt. Günther Bachmaier und Helen Deeley kamen schliesslich auf Position 8 ins Ziel, gefolgt von Leblond/Farnier auf 9., Rutz/Hirschi auf 10., Remse/Shorter auf 11. und Kimeswenger/Lehnertz auf Platz 12.
„Heute habe ich mir beim Start kein Risiko vorgenommen,“ berichtete Günther Bachmaier, der gestern gleich zu Rennbeginn mit mehreren Gespannen in Berührung geriet. „Ich wollte nicht, dass wieder das Gleiche wie gestern passiert, also habe ich mich hinten angestellt und habe versucht ein Loch zu kriegen nach vorn. Ich war ziemlich weit hinten und habe dann die Aufholjagd gestartet,“ so der Österreicher weiter und bedankte sich abschliessend bei seiner Ersatzbeifahrerin Helen Deeley: „Wir sind volle Leistung durchgefahren und obwohl das Wochenende schwach angefangen hat, ist meine Beifahrerin Helen jetzt top dabei gewesen. Helen hat das alles super durchgestanden, obwohl ich sogar untere 40er Zeiten gefahren bin, sie hat nicht abgeklopft und das ist wirklich eine Topleistung von ihr.“
Text: Doreen Müller
Foto: Dominik Lack
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