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Kolumne: Mehr Klarheit im Seitenwagen-Nebel?

Das 55. Frohburger Dreieckrennen steht bevor und es scheint bereits im Vorfeld ein hochkarätiges Rennsportereignis der Sonderklasse zu werden. Doch auch manche Hochkaräter sind nicht so ganz lupenrein. Schon im Vorfeld gab es mächtig Diskussionen, an denen wir aufgrund unserer Seitenwagen-Beiträge nicht ganz unschuldig waren.

Viele Reaktionen erhielt der damalige Beitrag zum Seitenwagen-Aus beim diesjährigen IRRC-Finale in Frohburg. Neben Verwunderung, Aufruhr kam es so auch zu eher unschönem Gedankenaustausch und dem Vorwurf, dass hier Hetze betrieben würde. Das dies nicht der Grund war, warum es zu jenen Zeilen damals kam, dessen sind sich zumindest der Großteil der Leserschaft, dankenswerterweise, bewusst gewesen. Leider blieb es bis zum heutigen Tag weiterhin dabei, dass man nicht wirklich schlauer ist als vorher, was die wirklichen Beweggründe betrifft, die dazu führten, dass am 23.09.2017 keine Seitenwagen um den schönen Frohburger Kurs jagen.

Das Angebot meinerseits sich persönlich zu einem Gespräch zu treffen und so mehr Transparenz schaffen zu können, wurde leider recht harsch abgewiesen und so stochert man bis heute weiterhin im Dunkeln und versorgt sich häppchenweise. Nicht ganz ungefährlich, gerät man schnell in Versuchung, jeden Hinweis aufzubauschen. Doch was bleibt Rennsportfans, die sich für den Seitenwagen-Sport interessieren und jahrelang nach Frohburg kamen übrig, nach eben jenen „Informationshäppchen“ zu suchen?

Der Beitrag heute soll daher ein letzter Versuch sein, die Geschichte etwas näher zu beleuchten. In der Pressevorschau des MSC Frohburger Dreieck heißt es: „Die Klasse der Seitenwagen wird in diesem Jahr nicht am Start sein. Aufgrund einer neuen Streckenabnahme Ende Mai 2017 durch den DMSB sind nur noch 20 Gespanne in Frohburg zum Rennen zugelassen. Aufgrund gestiegener Kosten der Veranstaltung, die sich mittlerweile im 6-stelligen Bereich befinden, wurden die Seitenwagen aus dem Programm genommen, da die Nenngebühren die Kosten nicht decken.“

Mit der Streckenabnahme des Frohburger Dreiecks im Mai 2017, wurden tatsächlich die Sicherheitsbedingungen vor Ort durch einen DMSB-Vertreter, dessen Namen wir nicht nennen möchten, angeschaut und so auch die Starterzahlen für die Klassen überprüft und angepasst. Es kam zu der genannten Absenkung der auf eine zulässige Starterzahl von 20 Gespannteams im Rennen. In den Jahren zuvor waren es jedoch allerdings nie wirklich mehr Teams gewesen, die vor Ort ihr Finale ausgetragen haben.

Kommen wir zu der Frage der Finanzierbarkeit der Klasse. Sicher könnte diese nur der Veranstalter selbst beantworten, da dieser jedoch aus eigenen Beweggründen darauf verzichtet, bleibt nur sich das anzuschauen, was öffentlich zugreifbar ist oder wir von Fahrern und Teams an Infos erhielten. In den Vorjahren waren die Gespanne die Klasse mit dem höchsten Nenngeld in Frohburg. 295€ zahlte jedes Gespann-Team dafür, um sich einschreiben zu können. Insgesamt konnten sich 25 Gespanne für die Trainings einschreiben lassen, im Rennen wurde die Starterzahl schließlich schon reduziert. Im letzten Jahr nahmen so schon „nur“ 21 Gespanne teil. Wir sprechen hier also letztenendes über 1-2 Gespanne weniger. Im internationalen Vergleich betrachtet möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Nenngelder durchaus in höheren Dimensionen liegen und gern von dem Teams getragen werden, um dort fahren zu können. Wo ein Wille, da ein Weg….

Aufgerechnet für die diesjährige Zulassung hätte dies Einnahmen von knapp 7400€ bedeutet.

Bei einer Meldeliste von 40 Startern und einem Nenngeld von 250€ in der IRRC beträgt dies im Gesamten für die IRRC Superbike und Supersport zwar 9000-10.000€ Nenngeld-Einnahmen, auch die Open-Klassen liegen bei 8000€ bei 36-42 Startern. Hingegen sind die Twins eher spärlich gesäht. Mit 30 Startern kommt man „nur“ auf 6900€ . Im genauen Vergleich und der Durchrechnung aller Zahlen reden wir also von 250€ Unterschied zu der am schlechtest teilnehmerbesetzten Klasse. Auch beim Classic Grand Prix eine Woche später liegen die Nenngelder deutlich niedriger. 190€ zahlen die Formel Easter oder Tourenwagen Open für ihre Teilnahme. Bei den Rennklassen ähnlich der IRRC und einer Starterzahl von 36 Fahrern liegen auch hier die Nenngeld-Einnahmen bei ca. 7800€ – also auch nicht wirklich höher als bei den Seitenwagen.

Dies sind wahrlich alles Zahlenspielereien, werfen aber Fragen auf, an welchem Punkt 20 Gespanne finanziell nicht mehr tragbar gewesen wären. Auch diese Frage blieb unbeantwortet, eines besseren belehren lasse ich mich jederzeit gern.

Man könnte mutmaßen, dass andere Gründe und vielleicht eine Antipathie gegenüber der Seitenwagen federführend waren, denn schließlich sorgte der ein oder andere Unfall zu beträchtlichen Änderungen im Zeitablauf vergangener Veranstaltungen. Aber wie gesagt, es ist nicht so, dass nur die Gespanne (leider) verunfallten und für rote Flaggen sorgten.

Die Frage der Sicherheit ist überall hoch angesetzt und so wurde mir bereits nach meiner ersten Kolumne verschiedene Dinge zugetragen. Aus dem Frohburger Umfeld hieß es so, dass die allgemeine Durchschnittsgeschwindigkeit der Gespanne als zu hoch eingestuft worden sein soll, was im weiteren Verlauf  bedeutete, dass der Abstand der Absperrung für die Zuschauer hätte weiter erhöht werden müssen oder einige Kurven für Zuschauer gar gesperrt hätten werden müssen, nur damit die Gespanne an den Start gehen dürften. Natürlich geht Sicherheit bei so einer Veranstaltung vor! Und natürlich hat Sicherheit immer auch etwas mit Geld zu tun,…

Das Frohburger Dreieck ist kein ungefährlicher Kurs, wie die vergangenen Jahre beweisen, aber ich bezweifle, dass die Durchschnittsgeschwindigkeiten einer Superbike-Maschine niedriger sind als eines F1/F2-Gespanns. Solche und andere Gerüchte halten sich recht hartnäckig im Frohburger Umfeld. Fraglich, warum man dann selbst bei genauen Anfragen nicht darauf eingeht und eine Erklärung dazu abgibt, denn wenn es die Sicherheit betrifft hätte es den ein oder anderen schon interessiert, wie so eine Entscheidung zustande kommt. An diesem Punkt ist die Sicherheitsabnahme leider völlig untransparent. Es bleibt letztlich weiterhin eine Geschichte mit Fragezeichen.

Wo ein Wille ist auch ein Weg…., und seien es einzig nur allein die Finanzen gewesen, dann hätte es den Weg einer Klärung und eines Kompromisses sicher gegeben. Zumindest scheint man sich für das folgende Jahr dies offen zu halten. „Der MSC Frohburg plant in den kommenden Jahren einen Streckenumbau, der die Strecke langsamer macht,“ verriet der Veranstalter in seiner Pressemitteilung. „In der Hoffnung, dass der DMSB dann wieder mehr Gespanne zulässt, ist eine Wiederkehr der Seitenwagen nicht ausgeschlossen.“ In Anbetracht der jahrelangen Tradition und Rennsportgeschichte Frohburgs wäre dies wünschenswert und mit Blick auf die derzeit negative Entwicklung des Motorradrennsportes in Deutschland ein wichtiges Signal, dass es vielleicht bei dem Ganzen nicht nur um das liebe Geld geht, sondern dass zumindest auf regionaler oder nationaler Ebene Rennsport auch des Rennsportes zu Liebe noch betrieben wird.

Alles andere wäre mehr als traurig!

Text und Foto: Doreen Müller-Uhlig

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