Sidecar Trophy lässt beim Saisonauftakt in Brünn nichts anbrennen
Bereits wie im vergangenen Jahr zählt der Frühjahrspreis in Brünn zu einem wahren Highlight im Trophy Kalender. Die kühlen Temperaturen taten weder der angereisten Seitenwagenszene, noch dem Interesse der zahlreichen Zuschauer Abbruch. Und so nahmen 26 Gespannteams mit Freude den Grandprix-Kurs in Beschlag. Bereits das Freie Training am Freitag wurde nahezu von jedem Team bis zur letzten Minute genutzt. Auch bei den gezeiteten Quali-Sessions herrschte reges Treiben auf der Strecke.
Joseph Sattler und Uwe Neubert, die in Brünn wertvolle Testkilometer mitnehmen wollten, zeigten sich dabei schon am Freitag von ihrer besten Seite. Auch in den Qualifyings war kein Vorbeikommen an dem markanten schwarz-gelben Gespann. Zur Höchstleistung liefen Sattler/Neubert jedoch erst richtig im ersten Rennen auf. Nachdem es im Vorjahr mächtige Probleme mit der BMW auf diesem Kurs gab, lief der 1000er Motor heuer ohne Fehler und verschaffte dem Duo nicht nur die erste Pole Position sondern auch den ersten Rennsieg des Jahres!
Auch Peter Schröder und Denise Werth erlebten einen positiven Start in ihre gemeinsame Rennsportsaison! Nachdem es jüngst Gemunkel um den Einsatz der 24-Jährigen als Beifahrerin gab und Denise Werth in Val de Vienne passen musste, konnte das schweiz-deutsche Gespann jeglichen Gerüchten in Brünn trotzen. Im Training schien sich zwar die verletzte Schulter schon noch bemerkbar zu machen, nach den beiden Qualifyings gab Werth jedoch grünes Licht für den Sprintlauf und auch für die bevorstehende IDM-Saison. Von Startplatz 2 aus hatten Schröder/Werth zudem eine perfekte Ausgangsposition, um, um den Sieg von Anfang an mitkämpfen zu können.
Anders als erwartet, waren es jedoch weder Sattler/Neubert noch Schröder/Werth, die den Start für sich entschieden. Überrascht von der kurzen Ampelphase verschliefen einige Teams den Start gehörig. Grabmüller/Wechselberger und Wirth/Uhlig reagierten blitzschnell und zogen als erstes dem Feld davon. Dahinter machten sich Schröder/Werth schließlich ran, gefolgt von Axelsson/Lundrall, Kirst/Kirst und Bachmaier/Wechselberger. Auch die Polesetter Sattler/Neubert holten rasch wieder auf und machten ihren Startfehler schnell wieder wett. Bereits in der ersten Kurve waren Sattler/Neubert an der Spitzengruppe wieder dran. Eine Runde später setzten sich Sattler/Neubert schließlich gegen Schröder/Werth durch und nahmen sich zügig das 600er Gespann von Michael Grabmüller vor, der sich bis dahin an der Spitze behauptete. Der Österreicher hatte gegen das leistungsstärkere Gespann keine Chance und musste abreißen lassen.
Mit Peter Schröder lieferte sich Grabmüller indes spannende Zweikämpfe. Mehrfach ging es zwischen den Kontrahenten hin und her und Grabmüller hielt die 1000er Suzuki des Schweizers gut in Schach. Peter Schröder konnte schließlich jedoch mehr aus seinem Gespann herausholen und sich zwei Runden vor Schluss einen guten Vorsprung vor Grabmüller herausfahren. Sattler/Neubert waren zu diesem Zeitpunkt bereits uneinholbar in Führung. Einzig die nun beginnenden Überrundungen brachten die Spitzengruppe wieder dichter beisammen. Am Sieg des PSV Welser Teams machte dies jedoch nichts mehr aus. Sattler/Neubert gewannen somit den Sprintlauf mit 7,9 Sekunden Vorsprung vor Schröder/Werth und Grabmüller/Wechselberger im 600er Gespann. Auf Platz 4 fuhren Andre Kretzer und Björn Bosch indes eher ein einsames Rennen. Zu Beginn blieben Kimeswenger/Lehnertz dicht an dem deutschen Duo dran, doch schon ab der dritten Runde setzte sich das AKW Kretzer Racing Team deutlich ab und überquerte die Ziellinie mit knapp 10 Sekunden Vorsprung.
In der reinen Trophy-Wertung ging der Tagessieg indes zu Enrico Wirth und Ronny Uhlig. Nachdem die beiden Ostdeutschen den Start perfekt umsetzen konnten, gingen die Gaststarter an den Vorjahresvizemeistern vorbei. Doch von hinten lauerte bereits der nächste Kontrahent. Günther Bachmaier, erstmals mit Hendrik Crome im Boot nutze seine Chance und ging ebenfalls an Wirth/Uhlig vorbei. Nicht berührungsfrei, wie man nach dem Rennen an der Verkleidung unschwer erkennen konnte. Von da an hatten Wirth/Uhlig die 600er Suzuki vom MSV Schwanenstadt dicht vor sich. Günther Bachmaier gelang es zunächst jedoch immer wieder Abstand zwischen sich und Wirth/Uhlig zu bringen. In den vorletzten Runden waren Wirth/Uhlig jedoch wieder in Schlagdistanz und schnappten sich in der letzten Bergaufpassage die Führung. Knapp eine Sekunde Vorsprung reichten Wirth/Uhlig für den Klassensieg in der Trophy 600-Wertung. Bachmaier/Crome folgten auf Platz zwei. Das Podium komplettierte das Vater-Sohn-Duo Norbert und Sören Kirst.
In der Klasse der Trophy 1000 wurde das Feld 2018 noch einmal neu durcheinander gemaischt. Nachdem die Vorjahresmeister Van Kampen/Bouius auf einen 600er Motor umrüsteten, war der Weg frei für folgende Starter. Thomas Axelsson und Nadja Lundrall ließen schon 2017 in Oschersleben blicken, das man mit ihnen rechnen musste und auch in Brünn holten sich die Schweden den Klassensieg. Als Zweite in der Trophy-Wertung wurden schließlich Felix bereuter und Andy Kolloch gewertet, Neunhundertstel vor Remy Gasche und Steffen Werner.
Für Gasche kam diese Podestplatz wie gerufen. Nach dem spektakulären Crash in Rijeka/Kroatien im vergangenen Jahr musste der Schweizer verletzungsbedingt passen. In Val de Vienne saß Gasche nach längerer Pause erstmals wieder in einem Gespann und reiste mit gemischten Gefühlen und neuem Beifahrer im Gepäck nach Brünn. Alle Unsicherheit war jedoch nach diesem tollen Ergebnis aus dem Gesicht Gasches verschwunden und auch Beifahrer Steffen Werner zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis.
Nachdem das Sprintrennen einige glückliche Gesichter hervorbrachte, gab es auf der anderen Seite auch Teams mit denen es der Renngott an diesem Wochenende nicht so gut zu meinen schien. Bereits im zweiten Qualifying erwischten es Mike Roscher und Anna Burkard. Schon nach wenigen Minuten gab der BMW Motor seinen Geist auf und zwang das Duo zum Aufgeben. An einen Start war danach bei Roscher/Burkard nicht mehr zu denken. Mike Roscher nahm dies jedoch deutlich mit Humor und zeigte sich erleichtert, dass der Defekt hier bei der Trophy und nicht beim IDM-Auftakt in wenigen Wochen in Erscheinung trat. Ebenfalls nicht an den Start gingen Peter und Helga Gierlinger. Auch für Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus war der Samstag früher als geplant beendet. Schon nach einer Runde mussten die Deutschen vorzeitig zurück an die Box, technische Probleme sorgten für das frühzeitige Aus im ersten Wertungslauf.
Die Ergebnisse im Überblick:
Die Stimmen des Tages:
Ronny Uhlig (Trophy 600 Wertung, Platz 1)
„Der Start war für uns perfekt, auch wenn die Ampelschaltung recht gewöhnungsbedürftig ist. Wir kamen als eine der Ersten in die erste Kurve und hatten zu Beginn Michael Grabmüller direkt vor unser Nase. Nach einer halben Runde mussten wir die leistungsstärkeren Gespanne der Gaststarter ziehen lassen, auch Michael zog uns davon. In der dritten Runde ging Günther Bachmaier an uns vorbei und wir verloren in aus den Augen. Bis zur siebten Runde war es somit ein recht einsames Rennen. Jedoch schien Günther Bachmaier dann Probleme zu haben, denn wir kamen wieder deutlich in Schlagdistanz. Kurz vor Turn 11 war unsere Chance gekommen und wir konnten nochmal attackieren. Innen angebremst ging es an ihm vorbei, Günther kam schließlich nicht mehr an uns ran. Für uns konnte die Saison somit nicht besser beginnen!“
Günther Bachmaier (Trophy 600 Wertung, Platz 2)
„Es war eigentlich ein cooles Rennen. Ich mag die Strecke, sie ist super. Der Start war eigentlich ein Blitzstart und man hat eine gute Reaktion gebraucht, wie konnten die Pole Position somit stehen lassen und sind gleich mal halbwegs vorn gewesen. Ansonsten sind wir recht zügig dahin gefahren und haben uns Runde für Runde vor uns Teams geschnappt, auch Enrico Wirth. Leider hat mein Gespann in der Zeit zuviel getrunken und ist der Sprit alle geworden. Wir haben in den letzten Runden Spritprobleme bekommen und haben somit abgeben müssen. Mit meinem neuen Beifahrer bin ich jedoch zufrieden, das läuft perfekt und passt. Wir haben anders als geplant schon gut Gas geben können.“
Norbert Kirst (Trophy 600 Wertung, Platz 3)
„Der Start war schon recht komisch. Wir konnten schnell reagieren und waren somit nach dem Start weit vorn, bis die Gaststarter an uns vorbeigingen. Es ging anfangs schon ganz schön hin und her, zu Mitte des Rennens sortierte sich dies jedoch ganz gut. Da waren Wirth/Uhlig und Bachmaier/Crome zwar schon weg, ich hatte hinter mir dann jedoch die Niederländer dran. Sie waren in dem Rennen unsere direkten Gegner um Platz 3 und haben sich auch immer mal wieder gezeigt, ist aber nicht vorbeigekommen. Nun fehlt ihnen jedoch die Leistung und wir haben uns quasi zu zweit durchs Rennen gekämpft. Für uns war alles gut, s hat uns Spaß gemacht und das war somit auch ein gelungener Saisonauftakt für uns, da wir vor Brünn auch keine andere Trainingsmöglichkeit hatten.“
Remy Gasche (Trophy 1000 Wertung, Platz 3)
„Der Start war recht mühsam. Ich kam nicht weg, da vor uns einige Fahrer stehen geblieben sind. Zum Glück verlief diese Phase ohne Unfälle. Danach wo es richtig lief, konnte ich direkt mitkämpfen. Mit Kirst/Kirst und Van Kampen/Bouius gab es im Anschluss über drei Runden Mehrkämpfe. Das war ein richtiges Wechselbad. Aber irgendwann konnte ich Meter gut machen und wir sind unsere Pace gefahren. Ich konnte zu Felix aufschließen und er war mein Zugpferd. Ich konnte mich gut an ihm orientieren, was er macht. Das war sehr wichtig für mich, denn seit einem Jahr bin ich kein Rennen mehr gefahren. Ich muss erstmal wieder Routine finden, dass es nun direkt für einen Podestplatz gereicht hat, damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin gemischten Gefühlen hierher gekommen und war mir unsicher ob ich es noch konditionell schaffe. Mit meinen neuen Beifahrern komme ich allerdings super zurecht, es harmoniert ganz gut zwischen uns und ich hatte bereits in Val de Vienne ein gutes Gefühl mit Steffen. Es geht gut und ich muss sagen es war für mich die richtige Entscheidung mit ihm zu fahren.“
Steffen Rähder (Trophy 1000 Wertung, Wiedereinsteiger)
„Mein erster Eindruck ist recht positiv. Es ging für uns nach dem Start ganz gut los. Die ersten vier Runden haben wir gut mitgehalten. Es gab jedoch dann technische Probleme mit der Schaltung, die sich bemerkbar gemacht haben und das hat uns zurück geworfen. Für mich als Beifahrer lief der Auftakt auch recht gut, ich hatte keine Probleme. Die Strecke liegt mir und macht mir Spaß. Über Nacht liegt uns allerdings nun Arbeit bevor, denn wir werden zusehen müssen, dass wir das Problem beheben können!“
Mike Roscher (1000ccm, IDM Superbike*Sidecar, Gaststarter)
„Ich sehe unser Ausscheiden gelassen entgegen. Für uns war es wichtig hier ausprobieren zu können was der Motor, denn wir eingebaut haben überhaupt macht. Ursprünglich war dies bereits in Val de Vienne unser Ziel gewesen. Dort konnte ich gesundheitlich ab Mittwoch jedoch nicht mehr ins Gespann steigen und somit haben wir uns gedacht hier auszuprobieren ob der Motor eine Macke hat. Ich konnte somit dennoch ganz gelassen das Rennen mal von der Seite aus verfolgen.“
Michael Grabmüller (600 ccm, Sidecar WM, Gaststarter)
“ Der Start war für uns super, weil alle anderen geschlafen haben. Die Ampel war nur ganz kurz rot. Es schienen alle überfordert gewesen zu sein. Hinter uns muss es jedoch ziemlich haarig gewesen sein, wir hatten Glück, dass wir direkt gut weg gekommen sind. Es war schon eine komische Situation. Dass ich gegen Sattler/Neubert nicht dauerhaft gegen halten kann, war mir klar. Das Gespann hat einfach mehr PS als meines. Mit Peter habe ich hingegen ein schönes Rennen gehabt. Wenn er mehr reingehalten hätte, wäre er sicher schneller vorbei gekommen, aber ich glaube es hat ihm so auch viel Spaß gemacht. Es ist super gelaufen für uns, ich bin zufrieden. Wir haben ein neues Fahrwerk das erste Mal drin gehabt und auch damit gab es keinerlei Probleme.“
Peter Schröder (1000ccm, IDM Superbike*Sidecar, Gaststarter)
„Also so einen Start habe ich bisher noch nicht erlebt! Das ging so blitzschnell, da war auch ich überrascht. Ich habe nach Sattler geschaut, links vor mir. Er fuhr auch nicht ab und in dem Moment kam Grabi bereits an mir vorbei. Sattler war von Anfang an schnell. Mit Grabi haben wir richtig schöne Kämpfe gehabt, schön Platz gemacht einander und zusammen in die Kurve gefahren und dann irgendwann hat er vermutlich aufgegeben weil er gemerkt hat, dass ich mehr PS habe und er war plötzlich nicht mehr da. Für mich ist dieses Wochenende schon sehr wichtig! In erster Linie für Denise, nicht wegen mir selbst! Für mich war das wichtigste in diesem Rennen, Denise ihre Schulter da wir nicht gemeinsam nach Val de Vienne konnten und ich dort eine Ersatzbeifahrerin hatte. In Val de Vienne konnte ich nie mehr als 80 Prozent geben, da meine Beifahrerin noch nicht soviel Erfahrung hat wie Denise. Als ich hierher kam, hatte ich gestern direkt wieder Freude. Mit Denise konnte ich ab der ersten Minute wieder Gas geben. Ich sehe keinen Unterschied mehr zu Anna, mit der ich zuvor 10 Jahre gefahren in. Ich kann mit ihr fahren wie mit Anna und das war wichtig. Die Ersatzbeifahrerin kommt zwar nun in der IDM nicht zum Zug, aber ich werde mit ihr auch noch mal ein zwei, drei Trophy-Rennen fahren, damit sie Erfahrungen sammeln kann. Sie soll ihre Lizenz auch nicht umsonst gemacht haben. Wir werden somit sicher am Red Bull Ring und in Most fahren.“
Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig
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