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Sidecar WM: Renn-Revue Le Mans – Perfektes Comeback für Reeves/Wilkes

Das erste Rennen der FIM Sidecar Worldchampionship ist Geschichte und viele Teams sind nach längerer Rückreise wieder daheim angekommen und haben nun noch einmal Zeit Revue passieren zu lassen, was am vergangenen Samstag auf dem Bugatti-Circuit passiert ist. 

So erging es wohl auch Ben und Tom Birchall, die anfangs aus den Trainings- und Qualifyingsitzungen als klare Favoriten hervor gegangen waren, jedoch sieglos blieben. Mit der Pole Position beim ersten WM-Lauf im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans bestätigten die amtierenden Sidecar-Champions ihre überragende Performance aus dem vergangenen Jahr. Im Rennen kam es dann jedoch etwas anders als gedacht. Nach 17 Runden unter hitzigen Bedingungen standen nicht die Gebrüder Birchall ganz oben auf dem Treppchen, sondern Tim Reeves und Mark Wilkes mit ihrem neuen Einsatzgerät: einem Adolf RS Gespann mit Yamaha 600ccm Motor!

Ben und Tom Birchall vergaben bereits beim Start ihre Siegeschancen. Das Duo kam deutlich schlecht weg und kamen als fünftes Gespann in die erste Kurve. Doch so schnell gaben sich die Briten nicht geschlagen und kamen in der dritten Runde erneut bis auf Position 2 heran. Nebenbei sorgten die Birchall´s für einen neuen Rundenrekord: 1:44.434! Im Anschluss machte das Duo jagt auf die Landsmänner Tim Reeves und Mark Wilkes vor ihnen und obwohl sie die besser Pace zu haben schienen, sollte es wohl nicht sein. Birchall/Birchall blieben hinter Reeves/Wilkes zurück und überquerten die Start-Ziel-Linie auf Position 2.

„Es tut mir schon leid nicht den Sieg geholt zu haben, besonders nachdem wir das ganze Wochenende so eine exzellente Pace hatten,“ berichtete Ben Birchall nachrangig. „Das Team, das Bike und der Motor waren perfekt aufeinander abgestimmt, es war nur ein kleiner Fehler von mir der uns so viele wertvolle Plätze gekostet hat! Ich habe mein bestes getan um wieder zurück an die Spitze zu kommen, aber es gelang mir nicht. Wir werden darauf aufbauen und daraus stärker für das nächste Rennen werden.“

Lachende Sieger waren somit Tim Reeves und Mark Wilkes, die sich in Frankreich den ersten WM-Sieg der noch frischen Saison 2018 holten! Dabei hatte das britische Duo mit harten Gegnern zu kämpfen, die ihnen den Sieg noch streitig machen wollten. Darunter Bennie Streuer und Kevin Rousseau,  auf LCR Kawasaki, mit Ricky Stevens und Ryan Charlwood, ebenfalls auf LCR Kawasaki im Schlepptau. Auch John Holden und Lee Cain (LCR Kawasaki), Pekka Paivarinta und Jussi Veravainen (LCR Honda) waren bei der Musik dabei. Lucas Wyssen und Thomas Hofer (LCR Yamaha) mussten hingegen bereits in der ersten Schikane Birchall/Birchall passieren lassen und blieben auf dem siebten Platz.

Reeves/Wilkes übernahmen von ihrem Start an sofort das Kommando währen die Birchalls sich durchkämpfen mussten. Als die Birchall Brüder schließlich an Streuer/Rousseau heran waren und sie überholten, schien es bereits so als hätten Streuer/Rousseau Probleme. Die Rundenzeiten des Duos´s wurden immer langsamer, fast sah es so aus als könnte Bennie Streuer das Problem in den Griff bekommen. Er fiel hinter Paivarinta/Veravainen zurück, als in der zwölften Runde sein Hinterreifen urplötzlich explodierte und das Gespann förmlich ins Aus katapultierte. Glücklicherweise blieben beide bei dem Crash unverletzt, das Gespann hatte jedoch ganz schön Schaden genommen.

„Ich bin wirklich enttäuscht über unseren Ausfall,“ äußerte sich Bennie Streuer anschließend. „Wir haben während unseres ersten Rennens keine Punkte gewonnen und wir haben viel Schaden,“ so der 33-Jährige weiter und konnte letztlich dem ganzen Wochenende trotz Punkteverlust dennoch etwas Positives abgewinnen. „Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir konnten Reeves und Birchall gut folgen und haben gezeigt, dass wir dabei sind. Außerdem kann ich deutlich den Unterschied im Motor im Vergleich zum letzten Jahr sehen, die Kawasaki läuft perfekt. Das gibt uns viel Selbstvertrauen für die kommenden Rennen und ich bin entschlossen, nächstes Wochenende auf dem Podium zu stehen!“

Für Pekka Paivarinta und seinen neuen Beifahrer Jussi Veravainen ging es bereits vergangenes Wochenende aufs Treppchen. Die Finnen machten hinter Reeves/Wilkes und Birchall/Birchall das erste WM-Podium perfekt!

John Holden und Lee Cain schafften es indes Stevens/Charlwood hinter sich zu lassen und kamen als Vierte ins Ziel.

Lucas Wyssen und Thomas Hofer aus der Schweiz hatten dagegen ein eher einsames r5ennen, freuten sich jedoch ebenso über Platz 6. „Der Start ist uns gut gelungen, wir konnten uns sogar vor Päivärinta/Veravainen setzen,“ resümierte Wyssen. „Allerdings konnte ich ihrem Angriff nichts entgegensetzen und musste sie ziehen lassen. Als sich Streuer/Rousseau vor uns überschlagen haben, mussten wir neben die Strecke ausweichen und wir haben den Anschluss auf Holden/Cain verloren.“ Wyssen/Hofer waren jedoch nicht die einzigen, die dem verunfallten Gespann ausweichen mussten, auch Stevens/Charlwood verloren so Meter. Bei Zieleinlauf kamen die Schweizer dadurch nochmal dicht an ihre Kontrahenten heran, gereicht hat es dennoch nicht ganz. „Aus unserer Sicht war es ein guter Start in die Saison und wir sind zuversichtlich uns noch steigern zu können,“ so Wyssen abschließend.

Dahinter kam ein weiterer deutschsprachiger Gespannpilot ins Ziel. Michael Grabmüller, der kürzlich erst seinen 45. Geburtstag feierte, hatte es vergangenes Wochenende auch nicht gerade einfach. Bereits mit einem Handicap war das Delta Racing Team nach Le Mans gereist, nachdem Beifahrer Sebastien Lavorel aufgrund einer Verletzung erst kurz vor knapp fit genug war um ins Boot des Österreichers zu steigen. Zusätzlich sorgte ein technisches Problem ihrer LCR Yamaha dafür, dass Grabmüller/Lavorel das zweite Qualifying passen mussten. Pünktlich zum Rennen waren sie jedoch wieder einsatzbereit und lieferten sich mit Janez Remse und Eamon Mullholand ein großartiges Duell, aus dem Grabmüller/Lavorel als Sieger hervorgingen und Platz 7 mit nach Hause nahmen.

„Mit Schlussrang 7 sind wir mehr als zufrieden. Denn mit dem wenigen Training, dem verletzten Beifahrer und den sehr starken Teams, war es echt kein einfaches Rennen für uns,“ so Michael Grabmüller nach dem Rennen. „Bis zum nächsten WM-Lauf auf dem Slovakia Ring haben wir jetzt drei Wochen Pause, genug Zeit damit Sébastien wieder topfit werden kann.“

Ebenfalls um Platz sieben kämpfend, letztlich jedoch ohne Punkte beendeten Scott Lawrie und Michael Fairhurst ihren ersten WM-Lauf 2018. Ein kleiner Stein in der Airbox führte zum Aus den Duos. Bitter für das Team, was danach verständlicherweise sichtlich enttäuscht wirkte.

Auch Peter Kimeswenger und Jens Lehnertz fielen der Defekthexe zum Opfer. Bereits im Freien Training ging dem österreichisch-deutschen Duo ein Motor hoch, fleißig werkelte man über Nacht um fürs Qualifying einsatzbereit zu sein, mit einem zweiten technischen Schaden fiel das Sidecar Racing Team mit der Startnummer 11 am Rennsamstag nach wenigen Runden aus.

Schadlos durch ihr erstes WM-Wochenende kam hingegen Sophie Sattelberger, die im Boot von Tassilo Gall Platz nahm. Im Training und Qualifying tasteten sich die ehemaligen IDM-Starter langsam vor und fanden schließlich im Qualiyfing noch die eine oder andere Sekunde. Beim Start kam das Duo schließlich gut weg, wurde jedoch von schnelleren WM-Startern zügig wieder eingeholt. Beide waren jedoch mehr als zufrieden nach so einem hitzigen Wochenende die Zielflagge gesehen zu haben und ein paar wichtige Erfahrungen mehr verbuchen zu können.

In nicht einmal mehr drei Wochen geht es bereits weiter mit den schnellen Geschoßen auf drei Rädern – dann auf dem Slovakiaring!

Text: Doreen Müller-Uhlig

Foto: Mark Walters

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