Sidecar Trophy: Souveräne Siegesfahrten nach turbulenten Startszenarien in Most
Der Rennsonntag begrüßte die Gespannfreunde mit strahlendem Sonnenschein. Schon am Morgen kündigte sich an, dass es wohl ein heißer Tag werden würde und man die bevorstehenden Rennen über 7 und 10 Runden gut taktieren musste. Wie schon am Vortag dominierten dabei die Gäste aus der Superbike*IDM Christian Ruppert und Ueli Wäfler den Rennverlauf. Auch die Plätze 2 und 3 in der Gesamtwertung gingen an die schnellen 1000er aus der deutschen Meisterschaft.
Zunächst hatten die verbliebenen Teams um 10:00 Uhr noch die Möglichkeit letzte Änderungen im WarmUp zu testen oder frisch aufgezogene Reifen anzufahren. Dies nutzten 20 Gespanne und rollten sich schon mal für den Sprint um 12:35 Uhr ein. Im WarmUp fehlten hingegen Markus Schwegler und Steffen Rähder, die bei ihrer Diva noch die ein oder andere technischen Zicken ausbessern musste. Für das Rennen war das Duo dann jedoch startbereit und so ging es mit insgesamt 24 Teams in Richtung Vorstart.
Das 1. Rennen (Sprint 10 min. + 1 Runde)
Als die rote Ampel erlosch steuerte die Top-Gruppierung um Ruppert/Waefler, Lawrie/Smiethies, Kimeswenger/Lehnerz un Treasure/Gorrie auf die enge Schikane zu. Direkt dahinter die verbliebenen Kontrahenten. Teilweise zu viert nebeneinander ging es ins erste rechts-links-Geschlängel nach Start-Ziel. Alle Teams kamen schadlos, wenn auch knapp aneinander durch die erste Passage. Bereits wenige Kurven später hatte sich das Feld schon klar aufgeteilt. An der Spitze machten sich zügig Ruppert/Waefler davon, doch Scott Lawrie und Shelley Smiethies bissen sich förmlich an den IDM-Piloten fest. Über mehrere Runden hielten Lawrie/Smiethies gut zu. Dahinter versuchten Peter Kimeswenger und Jens Lehnertz nicht den Anschluß zu verlieren, konnten jedoch über die volle Distanz die Lücke nicht halten und mussten abreißen lassen.
Den Start ein Müh verschlafen hatte das Treasure Racing Team aus Australien. Jedoch behände hielt das Duo in die erste Schikane rein und setzte sich dort vor Kimeswenger/Lehnertz. Bereits in der zweiten Runde hatten jedoch die WM-Starter des MSC Gunskirchen die Nase vorn und verwiesen Treasure/Gorrie aus Position 4 vor Peter Schröder und Stephanie Waldvogel, die in Most ihr erstes offizielles Rennen als Beifahrerin bestreiten durfte.
Dahinter hielten auch die 600ccm Gespanne der Trophy-Wertung gleich voll rein. Enrico Wirth und Ronny Uhlig hatten einen gelungenen Start, auch Miroslav Medek und Ondrej Kopecky waren anfänglich voll bei der Musik dabei. Das Trio ergänzten Norbert und Sören Kirst auf ihrer LCR Honda 600. Nach und nach sortierte sich das Fahrerfeld auf. An der Spitze zogen Ruppert/Waefler und Lawrie/Smiethies souverän davon, gefolgt von Kimeswenger/Lehnertz und Treasure/Gorrie. Auf Platz 4 folgten über die gesamte Distanz Peter Schröder und Stefanie Waldvogel, Enrico Wirth und Ronny Uhlig hielten auf Position 5 liegend die gesamte Zeit die Nähe zur schnellen 1000er der Schweizer.
Indes konnten sich Axelsson/Neilands frei fahren und ebenfalls gefahrenlos ihre gute Position verteidigen. Dahinter wurde es hingegen noch einmal spannend, Mirsolav Medek und Ondrej Kopecky gerieten in Angriffsnähe von Kirst/Kirst. Die Norddeutschen waren auch innerhalb weniger Kurven an den Tschechen vorbei und fuhren einen beträchtlichen Vorsprung nach vorn auf. Im Mittelfeld sah man hingegen schöne Duelle zwischen Gasche/Werner, Schwegler/Rähder, Baert/Mahl und Van Kampen/Bouius.
Auch Martin Schaffter und Erwan Bannwart blieben an dieser Gruppe dran, kamen jedoch nicht an den leistungsstärkeren Maschinen vorbei. Anders hingegen die Niederländer Van Kampen/Bouius, die im vergangen Jahr nach dem Gesamtsieg in der Trophy 1000-Wertung nun auf 600ccm umgestiegen waren. Robbert van Kampen suchte sich seine Lücken und arbeitete sich sauber weiter nach vorn. Schließlich setzten sie sich an die Spitze des Mittelfeldes und schloßen weiter zu Kirst/Kirst auf. Im Zieleinlauf fehlten Van Kampen/Bouius letztlich nur noch 0,344 Sekunden zu ihren Kontrahenten, dennoch reichte es für Platz 3 in der Trophy 600 Wertung.
Der Sieg in dieser Klasse ging beim ersten Sprintrennen an Enrico Wirth und Ronny Uhlig vor Norbert und Sören Kirst. Bei den 1000ern waren es die Gäste, die das gesamte Podium unter sich ausmachten. Ruppert/Waefler holten sich den Sieg gefolgt von Kimeswenger/Lehnertz (2.) und Schröder/Waldvogel (3.).
Als punkteberechtigte Starter ging die Trophy 1000-Trophäe jedoch an Tomas Axelsson und einen überglücklichen Artis Neilands, der nach seinem Horrorcrash in Frohburg und einem schwierigen Heilungsverlauf nun mehr als motiviert sein dürfte, weiter am Ball zu bleiben. Platz 2 in der Trophy 1000-Wertung ging an Markus Schwegler und Steffen Rähder, die mehr als glücklich darüber waren, dass ihre „Diva“ die Distanz nach einem schwierigen Wochenende überstanden hatte und ihnen zum ersten Mal gemeinsam als Duo in der Trophy aufs Podium verhalf. Das Treppchen komplettierten schließlich Remy Gasche und Steffen Werner und können damit 16 Punkte auf ihrem Konto gut schreiben.
Chris Baert und Ronja Mahl kamen als Gesamt 13. ins Ziel, gefolgt von Schaffter/Bannwart (14.), Rößler/Lüttke (15.), Centner/Wolfram (16.), Crome/Crome (17.), Damaschke/Sabaschus (18.), Siegel/Siegel (19.), Baur/Baur (20.). Markus Heck und Rene Manz lieferten sich von Beginn an ebenfalls eine enge Überholungsjagd mit den Gebrüdern Siegel, hatten letztlich dann doch das Nachsehen. Das Duo fiel letztlich noch hinter Albert und Beat Baur zurück, blieb dicht an den Schweizern dran. Über die kurze Distanz bot sich jedoch keine Möglichkeit mehr für Heck/Manz vorbeiziehen zu können. Sedlacek/Rozenekova wurden 22., dahinter Gusse/Maessemann auf 23. und Gloden/Zimmermann 24.
Das 2. Rennen – (Hauptrennen 15 min. + 1 Runde)
Das zweite Rennen des Tages begann durchaus spektakulärer. Gleich nach dem Start kam es zu einigen Ungereimtheiten als alle Teams nahe zu gleichzeitig auf die erste Schikane zu steuerten. Die beste Ausgangslage erwischten Ruppert/Waefler gefolgt von Lawrie/Smiethies, Kimeswenger/Lehnertz, Schröder/Waldvogel und Treasure/Gorrie, die als erste 5 in die Schikane einbogen und zusahen , dass sie Land gewannen.
Dahinter entstand ein dichtes Knäuel, indem jeder versuchte am besten durchzukommen:
So wählten Van Kampen/Bouius direkt die äußerste Innenlinie und gingen letztlich mit Überschuß innen durch die Wiese um mit Niemanden zu kollidieren. In der Mitte tummelten sich Axelsson/Neilands, Kirst/Kirst, Schaffter/Bannwart und Medek/Kopecky, die beim Start ebenfalls direkt nach vorn zogen, gefolgt von Wirth/Uhlig die Baert/Mahl direkt am Heck hatten. Rößler/Lüttke und Gasche/Werner wählten indes eher die Außenlinie und versuchten so dem Chaos zu entkommen. Nach vorn entstand aus der ersten Rechts raus etwas Luft doch dahinter staute es sich. Dies sollte sich schon in der folgenden Linkskurve rächen.
Treasure/Gorrie kamen als erste aus der Linkskurve auf der Innenlinie, Gasche/Werner direkt dahinter. Auf der Außenlinie mit Luft nach vorn versuchten Wirth/Uhlig vorbeizugehen, gleichzeitig zogen Gasche/Werner rüber um ebenfalls an den Australieren vorbeizukommen. Das Nachsehen hatten letztlich Rößler/Lüttke, die auf das schnelle F1-Gespann mit der 47 aufliefen und einen kurzen Ausflug neben die Strecke wählten um einen Direktkontakt zu vermeiden. Dies brachte ganz schön Unruhe ins Fahrerfeld und jeder musste sich erstmal wieder an seiner Position einfinden.
Als die Gespanne den Meritor-Bogen das erste Mal vor sich sahen, führten Ruppert/Waefler das Feld an gefolgt von Lawrie/Smiethies und Kimeswenger/Lehnertz. Für die schnellen Australier kam hingegen bereits nach wenigen Metern das Aus eine gebrochene Verstrebung am Vorderrad sorgte für das vorzeitige Ende. Sidecarpilot Adam Treasure konnte jedoch das Schlimmste verhindern und sein Gespann sicher zum Stehen bringen. Von da an konnten Treasure/Gorrie das Geschehen nur noch vom Rand aus verfolgen.
Derweil blieben an der Spitze die Top 3 unangefochten vorn. Dahinter hatten sich in der ersten Runde Tomas Axelsson und Artis Neilands einen Vorsprung verschafft. Miroslav Medek und Ondrej Kopecky sowie Norbert und Sören Kirst waren ebenfalls nach vorn gefahren, dahinter folgten Martin Schaffter und Erwan Bannwart vor Enrico Wirth und Ronny Uhlig. Schnell holten Wirth/Uhlig jedoch die vor ihnen liegenden 600er Gespanne ein und schlossen zu Axelsson/Neilands auf.
Remy Gasche und Steffen Werner folgten auf Rang 10 vor Wolfram Centner und Andy Wolfram. Chris Baert lag derweil bereits im Kampf mit Christian und Ewald Siegel, die am Heck des Gent Expresses hingen. Robbert van Kampen und Jarno Bouius hingen indes im hinteren Fahrerfeld fest. Derweil kamen Axelsson/Neidlands in Sichtweite von Wirth/Uhlig. Enrico Wirth probierte es schließlich am Meritorbogen innen vorbeizugehen, erst in der folgenden Runde gelang ihm dieses Manöver an selbiger Stelle. Van Kampen/Bouius hatten indes schon eine Runde vorher mehr Glück und konnten Rößler/Lüttke, Damaschke/Sabaschus und Siegel/Siegel passieren.
Währenddessen verloren Medek/Kopecky immer weiter an Boden und der Abstand zu Norbert und Sören Kirst wurde immer größer. Von hinten näherten sich derweil Schaffter/Bannwart gefolgt von den miteinander kämpfenden Duos Gasche/Werner und Baert/Mahl. Auch Van Kampen/Bouius hatten nun Centner/Centner direkt vor sich und konnten erneut auf der Innenlinie auch an der LCR Honda vorbeiziehen.
Miroslav Medek geriet schließlich immer weiter unter Druck der Schweizer und hatte letztlich keine Chance gegen Schaffter/Bannwart. Auch Gasche/Werner und Baert/Mahl zogen noch an dem Tschechen vorbei. Derweil konnten Wirth/Uhlig einen deutlichen Vorsprung auf Axelsson/Neilands rausfahren, auch Norbert und Sören Kirst hatten zwischenzeitlich gut Luft zu ihren Verfolgern Schaffter/Bannwart. Erst zum Schluß mussten die Norddeutschen nochmal das Tempo anziehen, da Schaffter/Bannwart bis auf zwei Sekunden heran gekommen waren.
An der Spitze wähnten sich Ruppert/Waefler ihrer Sache schon fast sicher. Das IDM-Duo hatte ihre Verfolger Lawrie/Smiethies gut im Griff. Scott Lawrie blieb jedoch bis zum Schluß hartnäckig an der 1000er Yamaha dran und versuchte eine Möglichkeit zu finden, doch noch den Gesamtsieg einfahren zu können. Der finale Showdown erfolgte schließlich in der letzten Runde. Lawrie/Smiethies kamen schlechter aus der Senke heraus, Ruppert/Waefler stellten sich in der Rechtskurve neben ihn, Lawrie war später auf der Bremse drehte sich und somit war der Weg wieder frei für Ruppert/Waefler.
Das Duo holte sich damit den zweiten Gesamtsieg des Tages vor Scott Lawrie und Shelley Smiethies. Peter Kimeswenger und Jens Lehnertz wurden Dritte in der Gesamtwertung und zweite bei den 600ccm. Peter Schröder und Stefanie Waldvogel kamen als Vierte ins Ziel und wurden Zweite bei den 1000ern. In der reinen Trophy-Wertung ging der Klassensieg der 600er erneut an das Team Zweirad Wirth vor Norbert und Sören Kirst. Martin Schaffter und Erwan Bannwart komplettierten schließlich das Podium.
Ebenfalls über einen weiteren Sieg freuten sich Tomas Axelsson und Artis Neilands in der Trophy 1000-Wertung. Remy Gasche und Steffen Werner holten Platz 2 gefolgt von Chris Baert und Ronja Mahl, die ebenfalls ein starkes Rennen fuhren und mit dem dritten Platz belohnt wurden.
Miroslav Medek und Ondrej Kopecky sahen das Ziel auf Rang 11, gefolgt von Van Kampen/Bouius (12.), Centner/Wolfram (13.), Siegel/Siegel (14.), Rößler/Lüttke (15.), Damaschke/Sabaschus (16.), Heck/Manz (17.), Crome/Crome (18.), Sedlacek/Rozenekova (19.), Gusse/Maessemann (20.) und Gloeden/Zimmermann (21.). Markus Schwegler und Steffen Rähder bemerkten bereits im ersten Rennen Probleme mit der Kupplung. Das Zeitfenster bis zum Hauptrennen reichte leider nicht aus um die Ducati wieder in Gang zu bringen und somit verzichteten die Königswarthaer sicherheitshalber auf einen Start.
Die Stimmen zum Rennen erfolgen in einem gesonderten Beitrag.
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Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig
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