Sidecar WM Sachsenring: Birchall´s im Goldrace zurück an der Spitze
Welchen Unterschied ein einziger Tag ausmachen konnte, bewies das Hauptrennen der FIM Sidecar Worldchampionship am Sonntag auf dem Sachsenring. Nachdem Tim Reeves und Mark Wilkes am Vortag im Regen-Sprint siegten, standen Ben und Tom Birchall nach einem souveränen 19 Runden-Fight ganz oben auf dem Treppchen!
Im Gegensatz zum Vortag kamen Tim Reeves und Mark Wilkes schon beim Start nicht so gut vom Fleck, was sich sofort zu rächen schien, den Pävärinta/Veräväinen und die Gebrüder Birchall nutzten den Fauxpaus um sich vor die gestrigen Sprintsieger zu setzen. Auch Lewis Blackstock und Patrick Rosney schlüpften an den Briten vorbei und bogen vor ihnen in die erste Rechtskurve ein. Dahinter übten die folgenden Gespanne Druck auf Reeves/Wilkes aus, so dass diese von Beginn an, ordentlich Gas geben mussten, um sich an der Spitze behaupten zu können.
Als die Gespanne aus der ersten Runde über Start-Ziel flogen, hatten Tim Reeves und Mark Wilkes schließlich die Nase vorn, dicht gefolgt von Pekka Pävärinta und Jussi Veräväinen sowie Ben und Tom Birchall. Aber auch Scott Lawrie und Michael Fairhurst blieben in der Anfangsphase dem Führungstrio dran. Ebenso versuchten Bennie Streuer und Kevin Rousseau nicht all zu schnell den Anschluß zu verlieren. Das Hauptrennen sollte jedoch ganz zu Gunsten der Birchall-Brüder laufen.
Für die britischen TT-Sieger lief es deutlich besser als am Vortag, auch wenn sie noch in der Startaufstellung Hand an ihr Gespann anlegen mussten. Bereits in den ersten gefahrenen Runden attackierten die Birchalls das führende Gespann mit der Startnummer 77 und versuchten Ende Start-Ziel sich innen rein zu setzen. Anfänglich gelang ihnen dieses Manöver nicht, es dauert jedoch nur wenige Runden bis sich Birchall/Birchall an selbiger Stelle gegen Reeves/Wilkes durchsetzten.
Der Zweikampf brachte zunächst die Finnen wieder näher ran, als die Brüder Birchall jedoch in Führung gingen, nahmen die Top 2- Gespanne wieder deutlich an Fahrt auf und brachten Abstand zwischen sich und Pävärinta/Veräväinen, die auf einem sicheren 3 Platz ihre Runden drehten. Dahinter schienen Bennie Streuer und Kevin Rousseau auf Rang 4 ebenfalls sicher vor ihren Verfolgern zu sein, doch die Ruhe täuschte.
Im Mittelfeld bildeten sich einige Duell-Fronten, so lagen Founds/Christie, Christie/Christie, Blackstock/Rosney und Lawrie/Fairhurst im engen Mehrkampf, der nicht so schnell entschieden wurde. Für den toughen Schotten Lawrie wurde es jedoch ein Wochenende zum Vergessen. Nachdem am Vortag im Sprint schon das technische Aus in der letzten Runde gefolgt war, begann auch im Hauptrennen die Suzuki LCR zu muckern. Lawrie/Fairhurst fuhren in die Box und kehrten mit Rundenrückstand auf die Strecke zurück. All ihr Bemühen war letztlich umsonst. Das Gespann wurde bei Zieleinlauf nicht gewertet, da sie nicht die notwendigen 75% des Rennens absolviert hatten.
Auch für Lukas Wyssen und Tom Hofer nahm der WM-Lauf auf dem Sachsenring kein glückliches Ende, nachdem die Schweizer in Richtung Sachsenkurve schon einmal kurz im Kiesbett gestanden waren, kehrten sie ebenfalls mit einem technischen Problem in der elften Runde in die Box zurück. Dort warteten Tassilo Gall und Sophie Sattelberger, deren Suzuki-Motor bereits in der zweiten Runde des Rennens in Richtung Omega den Geist aufgegeben hatte.
Für die verbliebenen 11 Gespanne ging die wilde Jagd um den Sachsenring weiter. An der Spitze lagen Ben und Tom Birchall mit großem Vorsprung vorn und setzten die ersten Überrundungen an. Im Trockenen kamen die LCR-Piloten auf eine 1:28 er Rundenzeit. Einzig die auf Platz 2 folgenden Tim Reeves und Mark Wilkes konnten ähnliche Rundenzeiten gehen.
Mit knapp 11 Sekunden Vorsprung kamen Ben und Tom Birchall schließlich als Sieger über die Start-Ziel-Linie gefolgt von Tim Reeves und Mark Wilkes, sowie Pekka Päivärinta und Jussi Veräväinen. Mit knapp 58 Sekunden Rückstand zur Spitze holten sich Sam und Adam Christie auf Rang 4 das nächste Top-Resultat in ihrer ersten Sidecar WM-Saison. Die britischen Brüder schnappten sich Bennie Streuer und Kevin Rousseau, die über lange Renndistanz den vierten Platz inne hatten.
Lewis Blackstock und Patrick Rosney wurden Sechste, gefolgt von Janez Remse und Eamon Mullholand (7.), Alan Founds und Tom Christie (8.), Peter Kimeswenger und Jens Lehnertz (9.), Jakob Rutz und Marcel Fries (10.) sowie Eero Pärm und Mairon Meius (11.).
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Die Stimmen aus dem Fahrerlager
Ben Birchall (Birchall Racing) – Platz 1
„Heute hat alles gut funktioniert. Wir hatten ein großartiges Rennen mit den Jungs und konnten letztlich sogar einen Vorsprung herausfahren! Es bedeutet uns sehr viel hier gewonnen zu haben, besonders nach gestern, da waren wir nicht so zufrieden. Mir gefällt diese Strecke wirklich sehr und vor allem ist dies unser erster Saisonsieg, wir konnten uns damit einige Punkte zurück holen.“
Mark Wilkes (Carl Cox Motorsport) – Platz 2
„Heute waren die Bedingungen nochmal anders, denn keiner von uns ist an diesem Wochenende vorher im Trockenen gefahren. Wir waren anfangs wirklich eng beieinander, aber die Birchalls waren heute schneller als wir und haben uns geschlagen. So läuft dies manchmal eben. Mit etwas mehr Zeit im Trockenen hätten wir vielleicht uns auch noch weiter steigern können. Die besten Männer haben heute gewonnen. Ben und Tom sind auf dem Pannoniaring auch sehr schnell, wir werden bis dahin noch ein paar Dinge ausprobieren. Drücken wir mal die Daumen, dass dies reicht. Wir machen uns jetzt aber nicht all zu viel Sorgen!“
Pekka Päivärinta (44-Racing) – Platz 3
„Um Ben und Tim schlagen zu können, braucht es 110 % Prozent und ein gutes Bike! Die Jungs an der Spitze waren sehr schnell! Die letzten beiden Tage hatte es geregnet und heute im Hauptrennen war es trocken. Ich bin mit meinem Bike nicht so ganz zufrieden. Uns hat einfach auch etwas die Zeit zum Trainieren gefehlt, aber der dritte Platz ist für uns okay! Das sind wichtige Punkte für die Weltmeisterschaft. Auf dem Pannoniaring bietet sich in einer Woche für uns schon die nächste Chance.“
Bennie Streuer (Team Streuer) – Platz 5
„Das Rennen war leider nicht gut. Der Reifen hinten hat nicht funktioniert, ich weiß aber leider nicht warum. Wir hatten das komplette Wochenende schon Probleme. Ich mag den Sachsenring eigentlich, aber ich war schon lange nicht mehr hier gefahren. Sich darauf einzustellen war für jeden gleich. Ich hoffe das es nächste Woche besser läuft.“
Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig
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