Sidecar Trophy: Schwedische Dominanz bei „Heimrennen“ in der Magdeburger Börde
Beinahe tropische Temperaturen erwartete die Teams der Internationalen Sidecar Trophy bei ihrem nächsten Meisterschaftslauf in der Magdeburger Börde. Mit 20 Gespannen erwartete die Besucher diesmal erneut ein gut gefülltes Starterfeld, bei dem die 1000er Gespanne deutlich in der Überzahl waren.
Für Oschersleben entschied sich an diesem Wochenende so auch IDM-Starterin Ilse de Haas mit Beifahrer Ferry Segers. Für die erfahrene Seitenwagenakrobatin stehen weitere Trainingseinsätze ganz oben auf der To-Do-Liste bevor sie als Gespannlenkerin sich selbst auf das legendäre Schleizer Dreieck wagen möchte.
Die Qualifyings
De Haas/Segers nutzten somit auch jede freie Minute um sich auf den 3667 Meter langen Kurs einzuschießen. Schon in den ersten Freien Trainings am Freitag, die man zusätzlich buchen konnte, ging das Duo auf die Strecke und auch in den Qualifyings am Samstag wurde jede Session bis zum Ende ausgenutzt. Belohnt wurde dies mit einer deutlichen Steigerung am Nachmittag. Lagen De Haas/Segers am Vormittag mit 1:50.581 noch auf dem zwölften Rang, holten sie in der zweite Sitzung noch mal 4,5 Sekunden aus ihrer 1000ccm RCN Yamaha und belegten in der Gesamtwertung Rang 6.
An der Spitze sah man am Samstag in beiden Sessions das Team Zweirad Wirth. Mit 1:42.167 lagen Enrico Wirth und Ronny Uhlig schon am Morgen auf Position 1, mit 1:41.417 holten sie sich schließlich die Pole Position für das erste Rennen um 17:30 Uhr. Mit einer Sekunde Rückstand wurden Tomas Axelsson und Nadja Milsten schnellstes 1000er Gespann, gefolgt von Felix Bereuter und Andy Kolloch, bei denen im ersten Quali der Transponder nicht mitspielte. Das Vater-Sohn-Duo Kirst fand ebenfalls noch mal knapp 2,5 Sekunden und stellte sich neben Markus Schwegler und Steffen Rähder (4.) auf Position 5 in die zweite Startreihe. Dahinter komplettierten Gasche/Werner (1000ccm), De Haas/Seegers (1000ccm), Knapton/Roick (600ccm), Baert/Mahl (1000ccm) und Rößler/Lüttke (600ccm) die Top Ten.
Für die Vorjahressieger der Trophy 1000, die in diesem Jahr auf einen 600ccm Motor umrüsteten und von Anfang an im Kampf der Führungsgruppe involviert waren, war das Wochenende nach nur einer Runde im ersten Qualifying vorbei. Eine scheinbare Blockade ließ das Gespann in der Hasseröder-Kurve in die Seitenabsperrung einschlagen, das Gespann überschlug sich anschließend. Fahrer und Beifahrer blieben dabei glücklicherweise unverletzt. Für das Regenbogen-Gespann aus den Niederlanden endete Oschersleben jedoch schon Samstagvormittag mit technischem Totalschaden.
Das erste Rennen – Sprint – 10 Runden
Eine kleine Gewitterfront sorgte bei den Gespannen für Abkühlung, dennoch stellte das erste Rennen die Teams vor eine herausfordernde Aufgabe, denn sowohl die Motoren wie auch die Piloten hatte tagsüber die Hitze ganz schön zugesetzt. In der WarmUp-Lap kam somit das direkte Aus für Franz Kapeller und Jarno Bouius, der als Ersatzbeifahrer bei dem einstigen Formel V-Piloten eingesprungen war.

Den Start entschieden anschließend die leistungsstärkeren Gespanne von Axelsson/Milsten und Schwegler/Rähder klar für sich. Mit ihrer Power zogen die 1000er an Enrico Wirth und Ronny Uhlig auf der Start-Ziel-Geraden vorbei, der Ascherslebener musste sich schließlich auf Rang 3 einsortieren und die Verfolgung aufnehmen. Hinter Wirth/Uhlig lauerte das nächste schnelle F1-Gespann, Felix Bereuter und Andy Kolloch hielten anfänglich mit dem Führungstrio mit. Dahinter folgten Kirst/Kirst, Baert/Mahl, Knapton/Roick, Rößler/Lüttke und Damaschke/Sabaschus durch die erste Runde. Remy Gasche und Steffen Werner verloren beim Start ihre Position, arbeiteten sich jedoch sukzessive weiter nach vorn.
An der Spitze eilten derweil die Schweden dem Fahrerfeld davon und fuhren einen ordentlichen Vorsprung heraus. Schwegler/Rähder und Wirth/Uhlig lagen dahinter im Duell und somit hatten Axelsson/Milsten eigentlich freie Bahn nach vorn. Wirth/Uhlig setzten mehrfach am Ducati-Gespann an, doch es brauchte 1-2 Runden bis sich gute Möglichkeit auftat. Dies brachte zwischenzeitlich auch die Sidecardogs wieder näher ran, das Duo hielt sich jedoch aus dem Zweikampf heraus. Als die Duellanten aus der Hasseröder-Kurve kamen und aufs Tripple zusteuerten konnten Wirth/Uhlig an Schwegler/Rähder vorbeiziehen.
Die Ducati ging jedoch plötzlich geradeaus und Markus Schwegler musste damit drei weitere Kontrahenten passieren lassen. Hinter Baert/Mahl reihten sich die Königswarthaer schließlich wieder ein.
Auch im Mittelfeld wurde derweil fleißig gekämpft, so sah man Ilse De Haas und Ferry Segers mit Siegel/Billich um die beste Position ringen, wenig später gesellten sich noch Albert und Beat Baur dazu.

Tomas Axelsson und Nadja Milsten zogen derweil weiterhin als Führende ihre Bahnen, schienen jedoch auch das Tempo herausgenommen zu haben, denn plötzlich hingen Wirth/Uhlig ihnen dicht am Heck und setzten eine erste Attacke, die sofort glückte. Doch auf den längeren Geraden kam der Schwede wieder vorbei und behielt seitdem die Oberhand, auch wenn Wirth/Uhlig das 1000er Gespann ganz schön unter Druck setzten und immer wieder ihnen ihre Nase zeigten.
Felix Bereuter und Andy Kolloch drehten hingegen auf Rang 3 anscheinend sicher ihre Runden, bis ein technischer Defekt sie zur Aufgabe zwang. Die dritte Position erbten damit Chris Baert und Ronja Mahl, die Norbert und Sören Kirst hinter sich halten mussten. Auch Remy Gasche rückte über die Renndistanz immer weiter in Angriffsnähe, hatte jedoch noch Ken Knapton und Enrico Roick vor sich, die es zuerst zu bezwingen galt. An das belgisch-deutsche Duo kamen Gasche/Werner jedoch nicht mehr heran. Auch Wirth/Uhlig blieben bis zur karierten Zielflagge hinter Tomas Axelsson und Nadja Milsten.

Der Gesamtsieg ging somit erneut an die schnellen Schweden. Wirth/Uhlig sahen als Zweite die Start-Ziel-Linie, holten sich in der Trophy 600 jedoch einen weiteren Klassensieg und bauten ihren Punkte Vorsprung weiter aus. Nur noch 1 Sieg trennten Wirth/Uhlig vom Titelgewinn. Und das zweit Veranstaltungen vor Saisonende! Somit erlebte man zwei dominante Gespannduos am Samstag: Axelsson/Milsten bei den F1 und Wirth/Uhlig bei den F2.
Chris Baert und Ronja Mahl wurden hingegen Dritte, was wiederum Platz 2 bei den 1000ccm bedeutete. Das Podium rundeten schließlich Remy Gasche und Steffen Werner ab.

In der Trophy 600 freuten sich Norbert und Sören Kirst über Platz 2 in der Trophy 600-Wertung, Platz 3 ging an Ken Knapton und Enrico Roick.
Markus Schwegler und Steffen Rähder kamen als Siebente ins Ziel und verpassten damit knapp einen Podestplatz. Detlef Rößler und Werner Leo Lüttke wurden Gesamtachte. Christian Siegel und Markus Billich (9.), Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus (10.), Ilse De Haas und Ferry Seegers (11.), Albert und Beat Baur (12.), Rainer und Tanja Crome (13.), Markus Heck und Rene Manz (14.), Szczepanski/Frey (15.) und Günter Gloeden mit Carolin Zimmermann (16.).
Die Stimmen aus dem Fahrerlager
Enrico Wirth (Trophy 600 – Platz 1)
„Wir hatten einen erfolgreichen ersten Tag. Da von vornherein ein sehr heißes Wochenende bevor stand, mussten wir bisschen taktieren, damit wir uns in den Trainings nicht gleich voll auspowern. Wir wollten 5-6 schnell Runden hinbekommen, das ist uns in beiden Sitzungen ganz gut gelungen und bereits im ersten Training konnten wir eine Topzeit vorlegen. Wir sind optimistisch ins Rennen gestartet. Ich habe jedoch schon geahnt, dass aufgrund der langen Startgeraden uns die 1000er vorbeigehen werden und so ist es auch geschehen, mit Axelsson und Schwegler. Wir mussten uns hinten einreihen und die Linien studieren. In Runde 4 ist es uns gelungen an Markus Schwegler vorbeizugehen. Tomas Axelsson hatte sich etwas abgesetzt, wir sind aber innerhalb von 1-2 Runden rangefahren und haben einen Angriff gestartet, der erfolgreich war. Wir konnten Ende der gegengeraden einmal an ihm vorbei gehen, aber auf der langen Start-Ziel konnte er wieder kontern. Wir wollten nicht mit der Brechstange zu Werke gehen, sondern das Ergebnis sicher ins Ziel bringen.“
Tomas Axelsson (Trophy 1000 – Platz 1)
„Für uns ist es quasi unsere Heimstrecke, denn für uns ist es mit „nur“ 1300 Kilometer die kürzeste Anreise zu einer Strecke. Es lief heute wirklich alles gut. Nur die Temperatur hat einem zu Schaffen gemacht, aber das war hier für jeden das Gleiche. Ich hatte etwas Sorge um den Motor, denn im zweiten Qualifying war es enorm heiß. Wir haben uns dann aufgrund der Hitze für einen härteren Reifen entschieden und das hat sich bezahlt gemacht. Wir konnten Enrico diesmal in einem richtig guten Kampf schlagen. Der Start lief gut für uns, doch Enrico gelang es auch uns zu überholen. Ich wusste, wenn ich Enrico habe, dass wir eine gute Position im Rennen haben, denn Enrico ist momentan einfach schneller als die anderen im Feld. Wir sind wirklich sehr zufrieden!“
Nadja Milsten (Trophy 1000 – Platz 1)
„Ich als Beifahrerin bin auch zufrieden. Es ist wirklich sehr schön, wieder zurück zu sein. In Brünn hatten wir auch ein wirklich gutes erstes Rennen und dann ging der Motor am Sonntag kaputt. Von dem her ist es ein tolles Gefühl wieder zurück auf dem Bike zu sein und wieder einen Sieg eingefahren zu haben. Ich bin schon sehr aufgeregt und freue mich auf Morgen.“
Ronja Mahl (Trophy 1000 – Platz 2)
„Die beiden Qualis waren in Ordnung, wir waren zufrieden mit unserem neunten Startplatz. Der Start war richtig gut, wir waren in der ersten Kurve direkt Fünfter und konnten an der vorderen Gruppe dran bleiben, bis sich das Feld nach und nach langsam auseinander gezogen hat. Vor uns sind zwei Kontrahenten ausgefallen und wir waren Gesamtdritter. In den letzten zwei Runden habe ich gesehen, dass Remy noch einmal näher kam, aber Chris hat noch mal Gas gegeben und sie kamen nicht mehr vorbei.“
Felix Bereuter (Trophy 1000 – DNF)
„Unser Kühler ist uns leider zu heiß geworden. Die rote Lampe hat bereits drei Runden geleuchtet und ich habe mir gedacht, entweder es hält durch oder nicht. Auf der Start-Ziel-Geraden vier Runden vor Schluss ist mir das Gespann schließlich ausgegangen. Ausschlaggebend war letztendlich ein Loch im Kühler, den müssen wir für Morgen nun abdichten.“
Franz Kapeller (Trophy 1000 – DNS)
„Der Tag hat eigentlich ganz gut begonnen. Mit Anja, meiner ersten Beifahrerin bin ich gut zurecht gekommen. Anja hatte dann jedoch soviel Courage zu sagen, dass sie dies konditions- und kraftmäßig nicht durchhält und wir sind gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, dass dies nicht weiter geht. Ich rechne ihr das hoch an, dass man so etwas zugibt. Ich konnte dann als Ersatz Jarno gewinnen. Ich hab sofort gespürt, dass er auf Position war und präsent war. Da wir so weit hinten gestanden sind, hatten wir uns schon alles zurecht gelegt, doch dann machte uns ein Drei-Cent-Stück einen Strich durch die Rechnung. Ein kleines Teil ist gebrochen und die Träume waren vorbei. Morgen wollen wir das Aufholen, was wir heute versäumt haben.“
Jarno Bouius (Trophy 1000 – DNS)
„Heute Morgen in der dritten Runde hatten Robert und ich einen Unfall, bei dem wir in die Leitplanke geschlagen sind und uns überschlagen hatten. Vermutlich hat unser Vorderrad blockiert, wir sind direkt in die Leitplanke abgebogen. Franz kam schließlich auf mich zu, da wir auch nicht mehr starten konnten und bei ihm Anja nicht fahren konnte. Es hat eigentlich gut geklappt miteinander, nun schauen wir was morgen kommt.“
Das Hauptrennen der Sidecar Trophy startet am Sonntag um 11:30 Uhr.
Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig
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