Sidecar Trophy: Oschersleben brachte vorzeitige Titel-Entscheidung
Mit diesem Ergebnis hatte zu Beginn des Rennwochenendes in der Internationalen Sidecar Trophy in Oschersleben wohl keiner gerechnet: der Gesamtsieger der Trophy 600 steht nach den beiden Läufen in der Magdeburger Börde bereits fest ganze 5 Rennen vor Saisonende! Spannend bleibt es hingegen in der 1000ccm Klasse, auch wenn hier die Schweden klar die Oberhand behielten.
Ähnlich wie im Sprintlauf am Vortag zogen Tomas Axelsson und Nadja Milsten, dem auf 18 Gespannen geschrumpften Feld davon, auch wenn auf der Start-Ziel-Geraden sich gleich zwei starke F1-Gespanne an die Fersen der Samstagsieger hängten. Markus Schwegler und Steffen Rähder wollten indes ihren Fauxpas vom Vortag ausbügeln und legten erneut einen blendenden Start hin, auch Felix Bereuter und Andy Kolloch kamen sehr gut vom Fleck weg und flogen an den Polesettern Wirth/Uhlig vorbei. Enrico Wirth und Ronny Uhlig ließen sich jedoch nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen und blieben an dem Trio dran.
Währenddessen mussten Gasche/Werner und Gusse/Maessemann nach ihrem Blitzstart mit einer Zeitstrafe rechnen, beide Gespanne waren zu voreilig am Gas und legten einen Frühstart hin. Die 20 Sekunden-Strafe ereilte beide Teams schließlich zum Ende des Rennens, bis dahin waren Gasche/Werner jedoch auf der Überholspur, während Gusse/Maessemann erneut das Ziel nicht sahen.
An der Spitze ähnelte derweil das Bild, dem des Vortages. Axelsson/Milsten zogen mächtig am Kabel und hatten in den ersten zwei Runden einen leichten Vorsprung heraus gefahren. Markus Schwegler und Steffen Rähder hielten sich derweil auf Platz 2 hinter ihnen, während auf Position 3 und 4 liegend sich Bereuter/Kolloch und Wirth/Uhlig duellierten.
Doch das Ducati-Duo konnte das Tempo der Spitze nicht mehr halten und so rückten Bereuter/Kolloch und Wirth/Uhlig immer näher. Zuerst versuchte Felix Bereuter an dem 1200 ccm Gespann vorbeizukommen, auch Enrico Wirth erhöhte mit seinem F2-Gespann weiter den Druck auf die vor ihm liegenden Kontrahenten Kurve für Kurve.
Norbert und Sören Kirst behielten indes auf Position 4 das Geschehen in Blickweite, hielten sich aus dem Mehrkampf jedoch raus. Die Norddeutschen hatten selbst genug zu tun ihre Verfolger hinter sich zu halten, denn Baert/Mahl, Gasche/Werner, Kapeller/Bouius und Knapton/Roick lagen dicht beieinander und suchten ebenfalls Möglichkeiten anzugreifen.
Schwegler/Rähder hielten schließlich den Druck von hinten nicht mehr gegen, in der Dreifach-Links-Kurve kamen erst Bereuter/Kolloch an den Königswarthaern vorbei, im Shell-S folgte schließlich sofort die Attacke von Wirth/Uhlig, die daraufhin direkt auf Bereuter/Kolloch aufschlossen. Es brauchte nur eine halbe Runde bis zur Gegengeraden und dann hatte das ostdeutsche Duo auch die Sidecardogs passiert. Nun war der Weg nach vorn frei.
Enrico Wirth legte schließlich nochmal an Geschwindigkeit zu und brachte prompt mit 1:42.096 die schnellste Rundenzeit des Rennens auf Tableau! Somit waren Wirth/Uhlig wieder direkt an Axelsson/Milsten dran. Doch die Schweden hatten aus dem vorherigen Rennen gelernt und gaben keine Sekunde nach, Tomas Axelsson drehte mit ebenfalls konstanten 1:42er Zeiten seine Runden und gab Enrico Wirth keine Möglichkeit vorbeizuschlüpfen. Die LCR Yamaha-Piloten blieben dennoch weiter hinter Axelsson/Milsten und hielten das leistungsstärke Gespann gewaltig in Schach.
Felix Bereuter und Andy Kolloch wurden indes Runde für Runde langsamer, so dass das Verfolgerfeld wieder deutlich näher rückte. Auf Position 4 liegend gerieten dort Markus Schwegler und Steffen Rähder weiter in Bedrängis. Norbert und Sören Kirst erhöhten den Druck, auch Chris Baert und Ronja Mahl sowie Remy Gasche und Steffen Werner trieben die Gruppe weiter an. Das Feld rückte immer weiter zueinander, auch Knapton/Roick, De Haas/Segers und Kapeller/Bouius schloßen zu der Vierergruppe auf.
Zwei Runden vor Schluß lagen Remy Gasche und Steffen Werner somit bereits auf Position 4, gefolgt von Chris Baert und Ronja Mahl. Markus Schwegler und Steffen Rähder fanden sich auf Position 6 liegend wieder, dahinter hatte sich das Mittelfeld wieder in kleinere Duellfronten aufgesplittet. Auf Position 7 kämpften die beiden F2-Gespanne von Kirst/Kirst und Knapton/Roick um das Podium, dahinter setzten sich Ilse De Haas und Ferry Segers gegen Franz Kapeller und Jarno Bouius zur Wehr, gefolgt von Detlef Rößler und Werner Leo Lüttke.
Als weitere Duellanten sah man bis zum Schluß Christian Siegel und Markus Billich mit Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus beisammen. Beide Duos erlaubten sich jeweils kleine Fehler, so dass keiner von beiden so Recht einen Vorsprung heraus fahren konnte.
Das Hauptrennen gewannen schließlich, ebenso wie am Vortag, Tomas Axelsson und Nadja Lundrall vor Enrico Wirth und Ronny Uhlig, die sich mit ihrem zweiten Platz erneut den Klassensieg in der Trophy 600 holten. Bei Einfahrt in die Boxengasse war der Jubel beim Team Zweirad Wirth groß – denn der zweite Saisonsieg in Oschersleben brachte gleichzeitig die vorzeitige Titelentscheidung für Enrico Wirth und Ronny Uhlig! Mit 10 Siegen und einem zweiten Platz baute das Duo seinen Vorsprung auf 124,5 Punkte aus. Eine wahre Meisterleistung und uneinholbar für die Kontrahenten in den verbleibenden 5 Rennen, bei denen insgesamt nur noch 112,5 Zähler zu vergeben sind.
Den zweiten Platz in der Trophy 1000-Wertung sicherten sich am Sonntag schließlich Felix Bereuter und Andy Kolloch vor Chris Baert und Ronja Mahl, die aufgrund der Zeitstrafe für Gasche/Werner erneut den Sprung aufs Treppchen schafften.
In der Trophy 600 machten Norbert und Sören Kirst sowie Ken Knapton und Enrico Roick das Podium komplett.
Franz Kapeller und Jarno Bouius setzten sich letztlich gegen Ilse De Haas und Ferry Segers durch und kamen als Siebte und Achte ins Ziel. Gasche/Werner mussten sich letztlich mit Rang 9 zufrieden geben. Detlef Rößler und Werner Leo Lüttke freuten sich über Platz 10 in der Gesamtwertung und die Punkte für den vierten Platz in der Trophy 600-Klasse.
Siegel/Billich wurden 11., vor Damaschke/Sabaschus (12.), Baur/Baur (13.), Heck/Manz (14.), Gloeden/Zimmermann (15.) und Szczepanski/Frey (16.). Markus Schwegler und Steffen Rähder traf in der letzten Runde die Defekthexe, das Duo beendete den zweiten Lauf somit punktelos.
Die Stimmen aus dem Fahrerlager
Tomas Axelsson (Trophy 1000 – Platz 1)
“Es war ein tolles Rennen. Der Start war wie bei einem “Hühner-Rennen” – aber ich liebe das! Felix und Enrico waren neben mir und man musste schauen wer zuerst bremst. Wir haben jedoch einen guten Modus heute gefunden und unsere Rundenzeiten gehalten. Ich habe versucht Enrico nicht vorbeizulassen und ihm keine Möglichkeit zu geben. Ich habe heute nicht relaxt sondern weiter Gas gegeben. Er war nah dran aber nicht dicht genug, um uns zu überholen. Für Nadja war das Rennen auch wichtig. Sie ist noch ein Anfänger und sie hatte ein paar Aha-Momente während des Rennens, wo sie als Beifahrerin besser wechseln kann und wie der Rhythmus ist. Dadurch fühlte sie sich heute wohler und das brachte ihr viel. Ihre Reaktionszeit hat sich verbessert und ich denke für ihre Selbstsicherheit war dies auch sehr gut.”
Felix Bereuter (Trophy 1000 – Platz 2)
“Wir haben Glück gehabt! Das Ding ist gar nicht gut gelaufen! Das ganze Wasser war wieder weg und wir hatten über 120 Grad. Die rote Lampe leuchtete bereits wieder, wir hatten einfach Glück, dass das Rennen dann vorbei war und wir es noch ins Ziel gebracht haben. Ich bin nur noch Halbgas gefahren. Ich bin aber happy! Wir sind dabei und wir sind wieder im Ziel und müssen nun schauen, dass wir die ganzen Kleinigkeiten aussortieren können.”
Chris Baert (Trophy 1000 – Platz 3)
“Der Start war leicht chaotisch da es ein paar Jumpstarts gab. In der ersten Kurve konnten wir gleich drei einkassieren. Anschließend haben wir versucht das Rennen einfach weiter zu fahren. Zum Schluß kam Remy Gasche an uns vorbei, er hat einen kleinen Fahrfehler gemacht und ich bin vom Gas gegangen und somit war der Anschluß eigentlich weg. Als wir ins Ziel kamen, erhielt Remy jedoch eine Strafe für seinen Frühstart und wir wurden Dritter. Während dem Rennen lief eigentlich alles super, es gab keine Unfälle oder dergleichen. Wir können das Wochenende abschließen mit viel Happiness.”
Franz Kapeller (Trophy 1000 – Platz 4)
“Es war ein absolut tolles Rennen. Jarno ist ein super Beifahrer, es lief perfekt mit ihm auch wenn ich Fehler gemacht habe. Und ist das erste Rennen gestern abgegangen, das hat uns gefehlt. Ich habe gehofft noch auf die vordere Gruppe aufschließen zu können und paar Plätze gut zu machen, aber Ilse war hartnäckig. Es war ein gutes Rennen und spannend mit ihr und ich glaube für die Zuschauer war es auch interessant.”
Ilse De Haas (Trophy 1000 – Platz 5)
“Anfang des Jahres waren wir bereits in Oschersleben und fuhren da eine 1:45er Rundenzeit. Ich hatte erwartet die Zeit zu verbessern, aber das funktionierte nicht so ganz am Freitag und Samstag, somit war ich zunächst etwas enttäuscht. Im zweiten Qualifying holten wir uns den siebten Startplatz und ich war sehr happy. Das war eine neue Erfahrung für mich, nicht so weit hinten im Feld zu stehen. Ich war somit schon etwas aufgeregt. An den F2 bin ich im Rennen leider nicht so Recht vorbeigekommen, obwohl ich schneller war, aber wir hatten gute Kämpfe und eine wirklich gute Rundenzeit mit 1:43.925. Somit bin ich wirklich zufrieden.”
Steffen Werner (Trophy 1000 – Platz 6)
“Wir sind heute schlecht weg gekommen. Ich habe es schon gespürt, dass wir gezuckt haben. Wir haben einen Frühstart hingelegt und dafür die Zeitstrafe bekommen. Ich gönne es jedoch Felix von Herzen. Ansonsten konnten wir im Rennen gut aufschließen, wir kamen gut an Chris Baert ran auch wenn Kirst/Kirst noch zwischen uns lagen. Sie haben uns auch leicht touchiert aber es blieb alles fair. Wir kamen an Chris vorbei und haben zu Felix aufgeholt, uns fehlten vielleicht noch Zweihunderstel zu ihm. Felix hat schon so viel mitgemacht in diesem Jahr, daher gönn ich es ihm.”
Ronny Uhlig (Trophy 600 – Platz 1)
“Wir hatten einen perfekten Start, aber gegen die leistungsstärkeren 1000er keine Chance und mussten sie beim Sprint in die erste Kurve ziehen lassen. Aber in den ersten Runden konnten wir uns wieder an Felix und Markus vorbeikämpfen und unser Tempo gehen. Nach einer Aufholjagd hatten wir noch ein paar schöne Fights mit Axelsson, haben aber taktiert und uns den Klassensieg geholt. Es war trotz der heißen Temperaturen ein sehr anstrengendes aber auch sehr schönes Rennen, was uns letztlich auch den langersehnten Titel gebracht hat.”
Norbert Kirst (Trophy 600 – Platz 2)
“Der Start ist eigentlich so gelaufen wie wir uns das gedacht haben. Ein paar F1, wie Markus zogen vor, wir konnten jedoch dran bleiben. Es ging dann zwischen Chris Baert und Remy Gasche hin und her, das hat andersrum aber auch aufgehalten denn in den Kurven bin ich schneller, auf den Geraden sind sie es und man bremst sich gegenseitig immer aus. Somit kam Ken näher ran und ich wusste es wird langsam eng. Ich wusste dass er kommt, hatte jedoch einen Fehler eingestreut und da war er auch schon neben mir und vorbei. In der letzten Runde konnte ich jedoch zurück schlagen, da sie auch gerutscht sind. Ken ist so ein alter Racer, der bleibt dran. Ich wusste jedoch wo ich zurückschlagen kann und wir konnten den zweiten Platz übers Ziel retten.”
Enrico Roick (Trophy 600 – Platz 3)
“Der Start war eher mittelmäßig, wir sind nicht so bravorös weggekommen. Rößler/Lüttke lagen kurz vor uns, wir konnten sie jedoch wieder holen und haben uns anschließend schön eingereiht. Die anderen waren durch den Kampf mal kurz weg und wir haben uns zusätzlich einmal kurz verschalten bzw. waren weggerutscht und sind nach und nach wieder ran gekommen. Markus Schwegler ist schließlich vor uns ausgefallen. Das Feld lag jedoch gut beieinander, das fand ich schön. Norbert Kirst hat sich auch verschalten, damit waren wir kurz vor ihm. Er hat sich vor der Triple dann neben uns gezeigt, da war er außen und wir innen und schließlich hat er uns im Shell S außen überholt. Wir haben zwar noch versucht zu kontern, aber das ist uns nicht geglückt und sind Dritter geworden. Wir hatten wirklich Spaß heute!”
Text und Foto: Doreen Müller-Uhlig
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