Sidecar Trophy: Französischer Gespannsportkrimi in Dijon

Voller dramatischer Momente gestaltete sich das vierte Saisonwochenende der Internationalen Sidecar Trophy in Dijon. Nachdem zunächst das Wetter für einige Kapriolen sorgte und sogar zum Ausfall des ersten Rennens am Samstag führte, wurde das Hauptrennen für einige Teilnehmer der beliebten Einsteigerserie fast zu einem wahren Albtraum.
Der Freitag begrüßte die Gespannteams zunächst noch recht erfreulich, auch wenn die sengende Sommerhitze, nicht gerade dazu beitrug, dass man sich als Rennsportler in seiner Ledekombi wohl fühlte. Dennoch kamen alle Teams gut durch das erste Freie Training und gewöhnten sich an die neue Strecke, die 2019 erstmals im Kalender der Sidecar Trophy zu finden ist. Bereits in der Nacht zogen jedoch Unwetter auf, Gewitter und Regen ließen die Temperaturen um 15 Grad abfallen.
Unsicher wie es im ersten Qualifying schließlich werden würde, gingen die meisten der Starter auf Slicks auf Zeitenjagd, als es bereits nach den ersten wenigen Runden zu regnen anfing. Wenig später wurde plötzlich die Session mit roter Flagge abgebrochen, nachdem Damaschke/Sabaschus ins Rutschen gerieten und auf dem Dach gelandet waren.
Für Beifahrer Jürgen Sabaschus war anschließend das Wochenende vorzeitig beendet. Fahrer Jürgen Damaschke fand in Jens Sczepanski jedoch einen guten Ersatzbeifahrer, mit dem er das erste Rennen gemeinsam bestreiten wollte.
Das zweite Qualifing verlief anschließend reibungslos und die Teams legten nochmal ordentlich zu und fühlten sich bereit für das erste Rennen um 16:45 Uhr.
Die Rennen – Gespannkrimi in 3 Akten
Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Als es auf die Startvorbereitungen zuging, prasselte starker Regen über dem Fahrerlager nieder. Das Rennen musste somit abgesagt werden und wurde auf Sonntagmorgen verlegt.
Als es am Sonntag gegen 8:30 Uhr schließlich endlich zum ersten Mal in die Startaufstellung ging, war der Himmel erneut bewölkt. Diesmal sollte das Wetter allerdings halten, auch wenn starker Wind auf der Strecke spürbar war.
Den Start entschieden schließlich Remy Guignard und Frederique Poux für sich. Die französischen Gäste waren bereits das gesamte Wochenende schon sauschnell unterwegs und machten es auch im Rennen den Topteams nicht gerade einfach.
Über mehrere Runden hielt das Duo vor Bachmaier/Crome die Führung inne als zur Rennhälfte hin ein technisches Problem auftrat, welcher zum Wasserverlust bei den Franzosen und zu ihrem Ausfall führte. Günther Bachmaier ging anschließend auf Nummer Sicher und vom Gas, was wiederum Enrico Wirth und Sebastien Lavorel gefährlich nah brachte.
Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Stammbeifahrer Ronny Uhlig fand der Ascherslebener in Sebastien Lavorel einen erfahrenen Ersatzbeifahrer für Dijon, der bereits bei Michael Grabmüller als Schmiermaxe diente. Das Duo kam auch schnell miteinander zu recht und bestätigte dies mit guten Rundenzeiten und Startplatz 3 nach dem zweiten Qualifying.
Im ersten Rennen hielten Wirth/Lavorel so auch Position 3 bis es zum Ausfall von Guignard/Poux kam. Anschließend gelang es dem Duo im letzten Streckenabschnitt sich vor Bachmaier/Crome zu setzen und in Führung zu gehen. Das Team Bachmaier konterte allerdings und verteidigte ihre Spitzenposition bis ins Ziel. Sie wurden damit als Gesamtsieger und Sieger in der Trophy 600-Klasse gewertet.
Dahinter sammelten Wirth/Lavorel mit Platz 2 ebenfalls wichtige Meisterschaftspunkte.
In der Trophy 1000-Wertung konnten sich hingegen Tomas Axelsson und Nadja Milsten den nächsten Sieg holen. Die schwedische Paarung legte von Platz 8 aus zunächst einen guten Start hin, hatte dann in der scharfen Rechtskurve jedoch zuviel Speed und drehte sich um 180 Grad.
Das warf Axelsson/Milsten bis auf den letzten Platz zurück. Von dort starteten sie eine irre Aufholjagd und beendeten das Rennen in der Gesamtwertung auf Rang 4, vor Gusse/Seret, die es damit zum ersten Mal in der Trophy aufs Podest schafften.
Platz 3 sicherten sich Max Zimmermann und Kathi Pendras, die an diesem Wochenende ihr Trophydebüt gaben.
Nicht nach Plan verlief es im Sprint für Franz Kapeller und Markus Billich. Beide reisten nach ihren Podesterfolgen in Schleiz topmotiviert und perfekt vorbereitet nach Frankreich. Der Start verlief auch positiv, jedoch in der zweiten bzw. dritten Runde verloren sie deutlich an Grip und fielen anschließend bis auf Platz 10 zurück.
Spannend machten es zum Schluß auch noch einmal Chris Baert und Ronja Mahl, die sich auf der Start-Ziel-Geraden nach einem schönen Kampf gegen Rainer und Tanja Crome durchsetzen und somit Zwölfter in der Gesamtwertung wurden, was Platz 6 bei den 1000ern bedeutete.
Das zweite Rennen über die volle Distanz startete nur drei Stunden später um 11:25 Uhr. Bis dahin hatte sich das Team Ramzy auch wieder von seinen technischen Problemen erholt und ging mit an den Start, während Jürgen Damaschke das Rennen aussetzte, da Jens Sczepanski wie geplant mit Nicole Frey wieder als Duo am Hauptrennen teilnahm.
Erneut legten die Franzosen einen Bilderbuchstart vor und gingen damit in Führung, gefolgt von Claude und Cyril Vinet sowie Günther Bachmaier und Hendrik Crome. In der zweiten Runde setzten sich schließlich Vinet/Vinet an die Spitze, auch das Team Bachmaier Racing ging an den französischen Gästen vorbei und heftete sich an die Führenden heran.
Mit konstanten 1:31er Rundenzeiten und einzelnen 1:30er Bestzeiten drehte das Trio vorn seine Runden, wobei es immer mal wieder zu Positionswechseln kam.
Auch dahinter blieb es eng umkämpft. Axelsson/Milsten lagen zunächst auf Position 5 und duellierten sich zunächst mit Enrico Wirth und Sebastien Lavorel, die nach dem Start ihren Weg von Position 7 nach vorn suchen mussten. Anschließend versuchten die Schweden ihr Glück bei Stephane Gadet und Clotilde Salmon, die sich ebenfalls als Gaststarter für die Trophy eingeschrieben hatten.
Axelson/Milsten kämpften sich schließlich auf einen aussichtsreichen dritten Platz in der Gesamtwertung, nachdem vor ihnen Guignard/Poux ausfielen.
Remy Guignard hatte anscheinend Probleme beim Überrunden eines vor ihm langsamer fahrenden Gespanns und fuhr ein unglückliches Manöver. Dabei stieg seine Beifahrerin Frederique über den Kühler ab, geriet dem Anschein nach mit der Hand unter das Rad und blieb vor dem Gespann liegen. Poux hatte dabei Glück im Unglück, das Rennen war für die Franzosen jedoch danach gelaufen.
Es sollte allerdings nicht der letzte Schreckmoment an diesem Wochenende gewesen sein. Während an der Spitze die Top 2 weiter versuchte sich gegenseitig auszustechen, ereilte die Schweden in der letzten Runde, im letzten Drittel ein heftiger Motorplatzer.
Die Schweden verloren dabei eine nicht unerhebliche Menge Öl, was die Strecke in eine gefährliche Rutschpartie verwandelte und die nachfolgenden Teams ins Schleudern brachte.
Norbert und Sören Kirst rutschten dabei als erstes Gespann, auf Platz 10 liegend von der Strecke und überschlugen sich. Die Norddeutschen landeten direkt vor Ken Knapton und Enrico Roick, die mit dem Seitenwagenrad hängen blieben und ebenfalls ins Aus schoßen.
Beide Teams hatten dabei die Schutzengel auf ihrer Seite und blieben bis auf ein paar körperliche Blessuren von Schlimmeren verschont. Ihre Gespanne hingegen hatten nicht so viel Glück, hier warten so einige arbeitsintensive Stunden, um alles wieder herrichten zu können.
Auch auf das Kapsch Race Team wartet nach dem Dijon-Wochenende Arbeit, damit sie bis zum Heimspiel am Red Bull Ring startklar sind. Dort vereitelte ein gebrochenes Schaltgestänge in der ersten Rennhälfte mögliche Meisterschaftspunkte.
Der Rest des Fahrerfeldes kam unbeschadet ins Ziel und kann nach dem turbulenten Wochenende erleichtert mit Punkten im Gepäck die Heimreise antreten.
In der Trophy 600 holten sich letztlich zum zweiten Mal an diesem Wochenende Günther Bachmaier und Hendrik Crome die höchste Punktzahl, gefolgt von Enrico Wirth und Sebastien Lavorel auf Platz 2.
Markus Heck und Rene Manz wurden Dritter und standen damit zum ersten Mal ihrer gemeinsamen Gespannsportlaufbahn auf dem Podium. Mit einem lachenden und einem traurigen Auge, nahm das Duo bei der Siegerehrung ihren ersten Pokal entgegen, da sie sich den ersten Podestplatz unter andere Umständen gern verdient hätten.
Freude war hingegen bei Max Zimmermann und Kathrin Pendras zu spüren. Der Sohn des ehemaligen IDM-Gespannpiloten Robert Zimmermann präsentierte sich in Dijon erstmalig in der Internationalen Sidecar Trophy und konnte mit seiner Beifahrerin im Hauptrennen den Sieg in der Trophy 1000-Wertung einfahren. Dahinter wurden Felix Bereuter und Andreas Kolloch Zweite, Kurt Gusse und Loris Seret schafften es mit Platz 3 erneut aufs Treppchen.
Text: Doreen Müller-Uhlig
Foto: Team Bachmaier Racing
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