Sidecar Trophy: Most wird zur rutschigen Angelegenheit

An diesem Wochenende lockte das tschechische Most die Gespannteams und Gespannfreunde zum vorletzten Lauf der Internationalen Sidecar Trophy 2019.
Obwohl im Vorfeld bereits einzelnen Teams verletzungsbedingt ihre Teilnahme an dieser Veranstaltung absagen mussten und auch bei den Teamkonstellationen einige Bewegung drin war, boten die vergangenen zwei Tage spannenden Gespannsport.
Mit Vorsicht wagten sich die Teams zunächst am Freitag im Rahmen des Freien Trainings auf die knapp 4000 Meter lange Strecke. Die teilweise neu asphaltierten Abschnitte im Automotodrom ließen bereits von vornherein die Teams Vorsicht walten, erstmals hieß es so die neuen Bedingungen kennen lernen. An manchen Stellen zeigte sich so, dass die Gripverhältnisse nicht die besten waren, einige Teams sollten an diesem Wochenende noch so ihre Probleme damit haben.

Glücklicherweise blieb der Freitag trocken und so konnte man sich voll und ganz auf die Abstimmungen konzentrieren. Runde für Runde verbesserten sich die Teams sowohl im ersten wie im zweiten Qualifying, welches allerdings wenige Minuten vor Schluß mit roter Flagge abgebrochen werden musste.
Zwischen den letzten beiden Kurven überschlug sich das Gespann von Detlef Rössler und Youngster Luca Schmidt. Fahrer und Beifahrer kamen mit dem Schrecken und leichten Blessuren davon. Auch die spätere Analyse der Onboardaufnahmen und technischen Daten brachte keine Klarheit warum an dieser Stelle das Hinterrad ausgebrochen war, was dann zum Überschlag führte. Das Team entschied sich anschließend, nicht an den beiden Rennen teilzunehmen, um kein weiteres Risiko einzugehen.
Arbeit wartete auch für das 1000er Duo mit der Startnummer 46. Dort war im Qualifying der Motor hochgegangen. Kurt Gusse und Loris Seret hatten bis in die Nacht somit alle Hände voll zu tun den Motor zu wechseln.
Das 1. Rennen
Der Rennsamstag begann schließlich regnerisch. Über die gesamte Nacht hinweg hatte es bereits in Most geregnet. Zwar klarte der Himmel bis zum ersten Rennen um 11:25 Uhr wieder auf, dennoch blieb die Strecke nass, so dass der Großteil des Feldes auf Regenreifen in die Startaufstellung fuhr. Ein weiteres Gespann fehlte dort allerdings, denn die italienischen Gäste Ozimo / Zannarini nahmen ebenfalls nicht teil.
Günther Bachmaier und Hendrik Crome gelang schließlich ein guter Start. Auch Wolfram Centner und Andy Wolfram nutzen die Lücke vor sich aus, um weiter nach vorn zu kommen. Von außen hielten jedoch Kapeller/Billich dagegen und zogen an Centner/Wolfram vorbei. Enrico Wirth und Sebastien Lavorel versuchten ebenfalls von außen vor den Kontrahenten in die erste Kurve einzubiegen, mussten sich dann jedoch als viertes Gespann hinter den Top 3 einreihen.
Bachmaier/Crome kamen anschließend als führendes Duo mit knapp 3 Sekunden Vorsprung aus der ersten Runde, gefolgt von Kapeller/Billich und Wirth/Lavorel. Dahinter lagen Centner/Wolfram mit 0,196 Sekunden auf Position vier vor Rainer und Tanja Crome.
Währenddessen zogen sich im Mittelfeld drei Teams zum Duell zusammen. Gusse/Seret, Axelsson/Milsten und Baert/Mahl lieferten sich gegenseitig mehrere Überholmanöver. Tomas Axelsson setzte innen am Matadorbogen ein Überholmanöver gegen Kontrahent Kurt Gusse, welches zunächst glückte. Die Bushidoriders versuchten auf der Linie zu kontern und zogen dabei den Kürzeren.
Zwischen den beiden Gespannen kam es zum Kontakt, wodurch Gusse/Seret ins Aus gerieten und damit vorzeitig ihr Rennen beendet war. Aber auch das schwedische Duo überstand nicht unbeschadet diesen Zusammenstoß. Bei ihnen löste sich von der Verkleidung die Halterung und somit mussten Axelsson/Milsten Vorsicht walten lassen, um noch das Ziel zu erreichen.
Hinter diesen Duellanten kämpften auch Bereuter/Kolloch und Heck/Manz miteinander um die beste Position. Die Sidecardogs konnten sich allerdings über die Renndistanz vor Markus Heck und Rene Manz behaupten.
An der Spitze gab es derweil einen Führungswechsel. In der dritten Runde zeigten sich Kapeller/Billich kurzzeitig vorn. Wenig später hatten Bachmaier/Crome sich die Spitzenposition zurück ergattert und verteidigten diese bis zum Schluß. Sowohl Bachmaier/Crome wie auch Kapeller/Billich zeigten sich während des Sprintrennens mit nahezu identischen Rundenzeiten. Nur wenige Zehntel trennten beide in der Zeitenlisten voneinander.
Die schnellste Rundenzeit heimsten sich aber still und heimlich ein anderes Gespann ein. Jürgen Damaschke und Andre Hummel, welche das Rennen aus der Boxengasse beginnen mussten, beanspruchten mit 1:59.288 die Bestzeit für sich.

Das Sprintrennen gewannen schließlich Günther Bachmaier und Hendrik Crome vor Franz Kapeller und Markus Billich, die sich damit den Sieg in der Trophy 1000-Wertung holten. Platz 3 fuhren Wolfram Centner und Andy Wolfram ein, für sie war dies der zweite Platz bei den 1000ern.
20 Punkte als Zweite in der Trophy 600 holten sich Enrico Wirth und Sebastien Lavorel (4.) vor Rainer und Tanja Crome (5.), welche das Podium der 1000er komplettierten.
Tomas Axelsson und Nadja Milsten verpassten damit als Sechste im Zieleinlauf den Sprung aufs Podest. Dahinter folgten Baert/Mahl und Bereuter/Kolloch auf den Plätzen 7. und 8. Den letzten Podestplatz in der Trophy 600 sicherten sich Markus Heck und Rene Manz.

Das 2. Rennen
Für den Nachmittag war ursprünglich das zweite Rennen über eine längere Distanz angesetzt, aufgrund von Verzögerungen im Zeitplan wurde dieses jedoch ebenfalls auf Sprintdistanz gekürzt. Zwischen beiden Rennen hatte es weiterhin geregnet, so dass die Strecke immer noch nass war.
Besonders die neu asphaltierten Abschnitte zeigten sich dadurch sehr rutschig, der Großteil des Felds entschied sich daher auch dieses Rennen mit Regenreifen zu bestreiten. Jedoch sollte die Strecke im Rennverlauf schnell abtrocknen, so dass das richtige Reifenmanagement gefragt war.
Ebenso wie beim ersten Rennen versuchten Bachmaier/Crome zügig an der Spitze davon zu kommen. Dahinter hatten sich diesmal jedoch die Schweden Axelsson/Milsten sowie Wirth/Lavorel, Centner/Wolfram und Kapeller/Billich an ihre Fersen geheftet.
Zwar brachte das Team Bachmaier auf den ersten Kilometern einen guten Abstand zwischen sich und die Verfolger, schnell holten diese jedoch Runde für Runde auf.
Nachdem am Vortag Franz Kapeller und Markus Billich im vorherigen Rennen noch zu den Spitzenverfolgern zählten, fielen die Österreicher im Hauptrennen nun schnell zurück. Ein technisches Problem, vermutlich ein Lagerschaden kostete sie Position um Position und damit ein weiteres Top-Ergebnis in der Trophy 1000-Wertung.
Tomas Axelsson und Nadja Milsten holten indes weiter auf. Runde für Runde verringert sich so der Rückstand auf die führenden Bachmaier/Crome. Auch Wirth/Lavorel kamen immer weiter näher, sie hatten sich strategisch klug direkt hinter die Schweden gehängt und konnten so die Power des 1000ers Gespanns voll für sich nutzen, während Bachmaier/Crome an der Spitze immer mehr auf ihre Reifen Acht geben mussten.
Axelsson/Milsten überholten schließlich Bachmaier/Crome, aber auch die Schweden hatten ihre Not mit der auftrocknenden Strecke und den überhitzenden Reifen. Bis in die letzte Runde hielten sie sich jedoch auf gutem Kurs, den Gesamtsieg konnten sich dennoch nicht für sich verbuchen.
In der letzten Runde passierte Enrico Wirth Ende Start-Ziel das schwedische Gespann, Axelsson/Milsten hielten dagegen. In der langen Rechts-Bergab-Kurve zeigten sich Wirth/Lavorel wieder erneut vorn und sahen anschließend mit einem sicheren Vorsprung von 1,806 Sekunden als Erster die Zielflagge.
Tomas Axelsson und Nadja Milsten freuten sich anschließend über den zweiten Gesamtrang und den Sieg in der Trophy 1000-Wertung. Günther Bachmaier und Hendrik Crome holten sich schließlich Platz 2 bei den 600ern vor Centner/Wolfram (4.) und Crome/Crome (5.), die bei den 1000ern das Treppchen komplettierten.

Die Stimmen aus dem Fahrerlager
Nadja Milsten (Trophy 1000):
„Im zweiten Rennen hatten wir einen besser Start als zuvor. Ich denke wir kamen als Dritte aus der Rechts-Links-Kurve hinter Bachmaier und dem Kapsch Race Team. Schließlich überholten wir Kapsch und Tomas dachte sich, dass wenn wir dieselbe Pace wie Bachmaier haben, der Erster im Sprintrennen war, wir diesmal vielleicht in der Trophy 1000 gewinnen könnten. Wir schnappten uns anschließend Bachmaier. Allerdings gingen wir auf Regenreifen raus und die Strecke wurde schnell wieder trocken, so dass unsere Reifen überhitzten. Ich denke alle Teams hatten damit zu kämpfen. Enrico Wirth kam dann wie eine Kanonenkugel an und überholte uns vor der Ziellinie. Es war wirklich ein großartiges Rennen, bei dem mal nichts kaputt gegangen ist und Niemand die Strecke verließ.“
Wolfram Centner (Trophy 1000):
„Es war im Großen und Ganzen ein schönes Rennwochenende, ohne sich in die aktuelle Meisterschaft einzumischen. Dass war nicht ganz so einfach, vor allem in der ersten Kurve, aber alles hat soweit gut funktioniert. Unter den schwierigen Witterungsbedingungen und auf der teils sehr glatten Strecke, war es schon eine Herausforderung. Dennoch hat es viel Spaß gemacht, wir konnten relativ gut mithalten. Wir freuen uns auf das nächste Mal.“
Ronja Mahl (Trophy 1000):
„Unser Start verlief gut, wir lagen direkt hinter Cromes und konnten an ihnen schließlich vorbeigehen. Ihnen gelang es allerdings zu kontern, da sie auf der Bremse später waren als wir. Die Strecke trocknete schließlich schnell ab, so dass wir mit unseren Regenreifen nicht mehr so fahren konnten, wie wir wollten. In der letzten Runde lag Felix Bereuter dicht hinter uns und wäre noch fast an uns vorbeigegangen. Mit Slicks wäre für uns sicher mehr drin gewesen.“
Markus Heck (Trophy 600):
„Wir sind beide glücklich darüber, dass wir im ersten Rennen den dritten Platz gemacht haben und im zweiten Rennen den vierten Platz. Wobei der vierte Platz im zweiten Rennen etwas unglücklich war, da ich vergessen hatte, dass von hinten noch Martin Schaffter herankommen könnte. Aber so ist das manchmal. Ich habe versucht die Reifen zu schonen, da die Strecke über den Verlauf des Rennens sehr schnell abgetrocknet hatte bzw. sie war von Anfang an nicht richtig feucht und es war schwer zu beurteilen, wie die Verhältnisse auf der Strecke wirklich sind. Ansonsten ist für uns alles gut gelaufen, wir sind heil angekommen und freuen uns nun auf ein schönes Finale in Oschersleben.“
Hendrik Crome (Trophy 600):
„Wir sind wie alle anderen mit Regenreifen raus gefahren und haben bereits in der Einführungsrunde gemerkt, dass dies schwierig werden könnte. Vom Start sind wir zunächst erneut richtig gut weg gekommen. Es war wieder ein Traumstart, wir haben lange vorn die Position halten können bis der Schwede an uns vorbeikam. Günther war aufgefallen, dass sich das Schutzblech vorn gelöst hatte und am Vorderreifen anlag, somit mussten wir Vorsicht walten lassen. Zum Schluß hatten wir große Probleme mit unseren Reifen, da wir versucht haben von Beginn an vorn weg zu fahren. Enrico Wirth hatte zum Schluß noch genug Reifen um uns Ende Start-Ziel zu überholen, er kam anschließend direkt an den Schweden vorbei. Wir versuchten hinterher zu kommen, doch erwischten auf den Linien immer mal wieder nasse Stellen und retteten somit dann Platz 2 ins Ziel.“
Text: Doreen Müller-Uhlig
Fotos: Monja Schmidt und Marc Pötschner,
Podium Iris Vollhardt
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