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Sidecar Trophy: „Corona-Cup“ geht in die Schweiz

Die Sidecar Trophy beendete das erste Rennwochenende des Jahres erfolgreich mit einem bekannten Siegerduo der Seitenwagen WM und Sidecar IDM. Die Trophäe für den ersten Platz im „Corona-Cup der Internationalen Sidecar Trophy auf dem Nürburgring“ ging an Markus Schlosser und Marcel Fries aus der Schweiz.

Ein hohes Maß an Flexibilität bzw. Anpassungsfähigkeit ist in diesen Tagen gefragt, damit überhaupt ein Rad ins Rollen gebracht werden kann. Vor dem gemeinsamen Wetteifern auf der Rennstrecke steht einmal mehr der Zusammenhalt der Motorsportszene an erster Stelle, nicht nur um wieder Rennen fahren zu können, sondern um keinen Teilnehmer von Fahrer über Mechaniker oder Organisatoren vor Ort gesundheitlich zu gefährden.

Demzufolge gab es einige Auflagen am vergangenen Wochenende zu erfüllen, damit man am Freitag den Trainingsbetrieb offiziell aufnehmen konnte. Aufgrund der coronabedingten Bestimmungen wie u.a. Einreisebeschränkungen war es jedoch einzelnen Teams der Trophy-Szene nicht möglich am Saisonbeginn teilzunehmen.

Dies traf vor allem unsere Trophymeister der vergangenen zwei Jahre, die Schweden Tomas Axelsson und Nadja Milsten. Aber auch Starter aus Großbritannien wie Trophy-Altmeister Ken Knapton hätten für eine Teilnahme zuvor in Quarantäne gehen müssen. Ebenso galt es für die anderen nichtdeutschen Starter ebenso einiges zu bedenken, wenn man am Nürburgring fahren wollte, nämlich dass eine direkte Durchreise ohne Zwischenhalt gewährleistet sein musste.

Des einen Leid war des anderen Freud in diesem Falle und somit konnten Starter, die ursprünglich vielleicht nur einen Platz für die Trainings, nicht jedoch für das Rennen sich sichern konnten, nachträglich noch ein Ticket für das erste Gespannrennen 2020 lösen. Da in diesem Jahr jedoch alles ein bisschen anders ist, war auch der herkömmliche Rennbetrieb nicht wie gewöhnlich umsetzbar. Von der Startaufstellung über die Punktevergabe bis hin zur Siegerehrung musste alles überdacht werden.

Die Startplätze konnten schließlich wie üblich nach der schnellsten Rundenzeit vergeben werden, Punkte für eine offizielle Meisterschaftswertung sollte es am Nürburgring jedoch keine geben. Stattdessen wurde der „Corona-Cup“ ins Leben gerufen, allerdings ohne feierliche Siegerehrung im Rahmen aller Gespannfreunde. Freude am Fahren und erfolgreiche Testkilometer hatten am Ende einer reibungslosen Veranstaltung sicherlich alle Cup-Teilnehmer.

Die Trainings

Den Auftakt bildete das erste freie Training am Freitagabend. Hier galt es für diejenigen, die dieses Jahr noch nicht zum Fahren gekommen waren, erst einmal den Staub abzuschütteln und sich langsam an den Kurs heranzutasten, denn für einige war der Nürburgring noch Neuland. Eine offizielle Wertung gab es daher für die ersten gezeiteten Runden nicht. Erst beim Freien Training am Samstagmorgen konnte man einen Blick auf die Zeitenliste werfen, welches Markus Schlosser und Marcel Fries mit 2:11.086 bei den 600er Gespannen anführten. Aus der Trophy-Familie waren Enrico Wirth und Ronny Uhlig mit einer 2:26.909 Schnellste. Mit einer 2:20:909 setzten sich hingegen bei den 1000ern Franz Kapeller und Markus Billich mit ihrem neuen Gespann an die Tabellenspitze. Auch im ersten Qualifying waren die drei Gespannteams, die Schnellsten ihrer Kategorie. Allerdings war für ein Duo das Wochenende nach der Mittagssession leider vorbei.

Die Möglichkeit beim ersten Saisonrennen mit um das Treppchen kämpfen zu können, ging für die amtierenden Trophy 600-Meister Enrico Wirth und Ronny Uhlig förmlich in Rauch auf. Nach einem Motorplatzer musste das LCR-Gespann vom Beifahrer eigenhändig gelöscht werden. Die Yamaha war danach nicht mehr einsatzbereit. Das Qualifying hingegen wurde daraufhin mit roter Flagge abgebrochen.

Ohne Zwischenfälle verlief hingegen das zweite Qualifying. Das Team Schlosser zeigte sich auch hier als schnellstes Sidecar auf der Strecke. Damit war die Pole Position für das Rennen gesetzt.

Die erste Startreihe komplettierten schließlich Peugeot/Peugeot gefolgt von Kees Endeveld und Hendrik Crome.

Das Renngeschehen

Schließlich rollten insgesamt 26, der ursprünglich 32 genannten Gespanne gegen 18:30 Uhr in die Startaufstellung. Acht Runden galt es zu fahren und den Polesettern Schlosser/Fries ihre Führung abzunehmen. Dies gelang in den ersten Runde den Franzosen Peugeot/Peugeot ganz gut. Das LCR-600 Gespann mit der Startnummer 74 kam aus der Yokohama-Kurve als führendes Duo von Start-Ziel und hielt sich zunächst vorn. Dicht gefolgt von Schlosser/Fries, Kimeswenger/Kölsch und Zimmermann/Seegers.

Dahinter kamen Endeveld/Crome und Nicholls/Mahl side by side durch die erste Schikane. Auch die belgischen Bushido Riders und die Franzosen Barbier/Rigondea passierten dicht nebeneinander den ersten Streckenabschnitt. Markus Schwegler und Ondrej Kopecky reihten sich als Neunte hinter ihnen ein, Wiggert/Zimmermann, Kapeller/Billich und Pierard/Pierard folgten ihnen schnellen Fußes.

Die zweite Runde läutete das Team Schlosser als Führende erneut ein, Peugeot/Peugeot blieben den Schweizern dabei jedoch dicht auf den Fersen. Auf Platz 3 und 4 kämpften derweil Peter Kimeswenger und Kevin Kölsch mit Kees Endeveld und Hendrik Crome um das Treppchen, zur Spitze war hingegen schon eine sichtbare Lücke aufgegangen.

Ebenso mit Abstand folgten Max Zimmermann und Ferry Seegers. Luft nach vorn aber auch zu den Kontrahenten hinter sich hatten zunächst auch Dean Nicholls und Ronja Mahl auf Position 6, bis Schwegler/Kopecky sie einholten. Die Königswarthaer übernahmen den sechsten Rang und versuchten zum Vorderfeld weiter aufzuschließend, allerdings warf ein Dreher sie schließlich bis auf Rang 13 hinter Klok/Laudy zurück.

Sich den Weg nach vorn bahnten derweil Franz Kapeller und Markus Billich, die ursprünglich von Startplatz 9 aus ins Rennen gegangen waren. Runde für Runde arbeiteten sie sich bis auf Platz 5, gingen schließlich an Zimmermann/Seegers vorbei und hatten Kimeswenger/Kölsch schon vor Augen. Doch die Schlussphase sollte das Kapsch Race Team nicht mehr erreichen, ein Getriebeschaden ereilte die Österreicher und brachte sie damit um ein Top-Ergebnis.

Währenddessen waren die Plätze in der Spitzengruppe längst vergeben. Markus Schlosser und Marcel Fries drehten mit deutlichem Vorsprung auf Position eins die letzten Runden und holten sich mit einer neuen Bestzeit in der letzten Runde, einer 2:09.667 den Sieg beim „Corona-Cup“ der Internationalen Sidecar Trophy auf dem Nürburgring. Peugeot/Peugeot wurden sichere Zweite, gefolgt von Kees Endeveld und Hendrik Crome von Drugsadvies Sidecarshop Racing auf Platz 3.

Peter Kimeswenger und Kevin Kölsch wurden Vierte, Max Zimmermann und Ferry Seegers überquerten Start-Ziel als Fünfte. Dahinter beendeten die Franzosen Barbier/Rigondea das Rennen als Sechste, Dean Nicholls und Ronja Mahl arbeiteten sich von Platz 9 zurück auf Position 7. Cedric und Arnaud Pierard konnten sich nach mehrründigen Überholversuchen im letzten Renndrittel gegen Wiggert Kranenburg und Carolin Zimmermann durchsetzen. Markus Schwegler und Ondrej Kopecky komplettierten nach ihrem Dreher abschließend die Top Ten.

Platz 11 holten sich wiederum belgisch Gäste. Hugues Bertrand und Wolfgang Faisst waren von Position 17 ins Rennen gegangen und schoben sich stetig weiter nach vorn. Auch die Lingo Lower Rhine Sidecarracers schafften zunächst den Sprung unter die schnellsten 10, musste letztlich aber zwei Plätze an ihre Kontrahenten abgeben und kamen als Zwölfte vor Kurt Gusse und Frank Claeys (13.) ins Ziel.

Dahinter hielt sich ein weiteres Trophy-Gespann tapfer vorn. Das Vater-Sohn-Duo Kirst mit der Startposition 17 verlor in den ersten zwei Runden zwei Positionen an die leistungsstärkeren 1000er Gespanne von Klok/Laudy und Weekers/Moes, schaffte es jedoch sich gegen die Beiden durchzusetzen und das Rennen als bestes Gespann der Trophy 600-Wertung zu beenden, gefolgt von Rainer und Tanja Crome ebenfalls mit einem 600ccm Gespann, auf Platz 17 vor Markus Heck mit seiner neuen Beifahrerin Astrid Wijnand auf Position 18 und dem Team Cornet auf 19.

Über Platz 20 freuten sich hingegen Bastian Born und sein Beifahrer Ralf Boder. Der ehemalige Schmiermaxe von Trophy-Urgestein Eckart Rösinger versuchte sich nach den Testfahrten in Oschersleben erstmals selbst als Gespannpilot und absolvierte auf dem Nürburgring einen gelungenen Einstieg. Nach den ersten Trainings holte sich die neue Paarung zunächst Startplatz 21 und rutschte nach einem Dreher gleich zu Beginn bis auf Position 25 ab, kämpfte sich während des Rennens jedoch bis auf Platz 20 zurück.

Platz 21 ging schließlich an Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus, Pirlot/Roba wurden als 22.ter mit einer Runde Rückstand abgewunken, gefolgt von Roman Sedlacek und Katerina Rozenekova auf 23., sowie der neuen Gespann-Paarung Kowalski/Hübner auf 24. und dem aus der Klassikszene kommenden Duo Kasen/Schild auf 25.

Nach diesem gelungenen „Trainingsauftakt“ auf dem Nürburgring geht es am kommenden Wochenende für die Trophy bereits in Most weiter. Dort werden ebenfalls einige Gaststarter unterschiedlicher Gespannserien erwartet, da die Internationale Sidecar Trophy im Rennkalender momentan die erste Serie ist, die nach dem Corona-Lockdown wieder in den Rennmodus wechseln kann.

Stimmen aus dem Fahrerlager: 

Kees Endeveld (Drugsadvies Sidecarshop Racing – 3. Platz)
„Wir sind hier natürlich hauptsächlich zum Testen hergekommen. Die WM fängt erst im September an  und die Sidecar Trophy waren die Ersten, welche einen richtigen Termin stehen haben. Also sagten wir – „wir gehen nach Hause“ – hier sind wir das zweite Jahr Meister geworden und es ist immer wir heim kommen. Wir hatten Probleme mit dem Sprit vom Motor gehabt, das haben wir gelöst und somit war es genau richtig hier her zu kommen. Hendrik muss sich nun noch weiter an meine Fahrweise gewöhnen, dafür werden wir nächste Woche Most nutzen.“

Peter Kimeswenger (MRSC Gunskirchen – 4. Platz)
„Aufgrund der Coronasituation sind natürlich viele Rennen und Trainings abgesagt worden, somit hatten wir letzte Woche in Oschersleben zum ersten Mal die Möglichkeit gehabt gemeinsam zu fahren, sprich neuer Beifahrer, neuer Motor, neue Technik, alles neu – wo man natürlich erst einmal mit mulmigen Gefühl alles angeht. Es ist jedoch alles sehr gut gegangen und wir haben uns auch als Fahrer und Beifahrer zusammen gut zurecht gefunden. Die Technik hat Uwe über den Winter perfekt vorbereitet. Die Herausforderung hier war die neue Strecke, gestern im ersten Training mit tiefstehender Sonne war sie auch nicht so gut zu erkennen, aber wir haben uns relativ schnell zurecht gefunden und sind im Großen und Ganzen zufrieden.“

Ronja Mahl (TSR Racing – 7. Platz )
„Wir hatten zunächst ein paar Startschwierigkeiten dieses Wochenende, mit einem gerissenen Gaszug und einen Fehler in der Schaltung, was wir doch reparieren konnte. Danach kamen wir erst einmal richtig ins Fahren. Dean konnte die Strecke kennen lernen und waren sogleich im Qualifying um einiges schneller, als mit den ganzen Problemen zuvor und sind das gesamte Training durch gefahren um Kilometer zu sammeln. Im Rennen hatten wir von Platz 9 aus einen richtig guten Start und lagen sogar auf 3 oder 4, konnten anschließend konstant weiter fahren, wurden nochmal 2 Sekunden sogar schneller und sind beide sehr zufrieden mit dem siebten Platz.“

Bastian Born (Bornracing – 20. Platz)
„Unser erstes Rennen war supergeil! Es war einfach alles dabei, Dreher, von hinten wieder nach vorn eintouchiert – was wir so nicht wollten. Wir lernen unser Limit momentan kennen und haben einfach Spaß dabei! Unser Start war gut, doch in der ersten Runde wollte ich einfach zuviel. Ich habe mich in der Dunlop-Kehre gedreht und habe alle von hinten angeschaut und anschließend haben wir uns in unserem Renntempo wieder nach vorn gearbeitet. Mein Beifahrer hat einen guten Job gemacht, das Gespann läuft. In Most sind wir leider nicht dabei, jedoch in Hockenheim dann wieder.“

Franz Kapeller (Kapsch Race Team Sidecar – DNF)
„Wir haben uns in jedem Training verbessert und auch im Rennen ist es zunächst super gelaufen. Zwei, drei Runden vor Schluss ist leider das Getriebe hops gegangen. Das ist natürlich sehr unangenehm, weil wir eigentlich schon auf unseren Landsmann aufgeschlossen haben. Dennoch hätten wir nicht geglaubt, dass es allgemein so gut geht… neues Gespann, neue Strecke und das erste Mal dieses Jahr gefahren – an technischen Gebrechen kann man nichts machen. Aber eine 2:15er Zeit ist sicherlich nicht schlecht und in Most sind wir nochmal besser.“

Die Rennergebnisse vom Nürburgring könnt Ihr noch einmal HIER einsehen.

Anm. d. Redaktion: Aufgrund coronabedingter Ausfälle vermeldet der Organisator noch freie Plätze für den nächsten Lauf am kommenden Wochenende in Most. Mehr Infos dazu HIER.

Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig

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