Sidecar Trophy: Sieg für niederländisches Duo und erfreuliches Comeback für einen Schweizer

Nur wenige Tage nach der Motorradweltmeisterschaft ludt die zweitgrößte Rennsportveranstaltung Österreichs Motorsportfreunde und Rennsportler an den Red Bull Ring. Das Rupert Hollaus Gedächtnisrennen zählt seit Jahren zu DEN Traditionsrennen und auch die Internationale Sidecar Trophy folgte diesem Ruf und reiste mit einem bis zum letzten Platz gefüllten Starterfeld in die Steiermark.
Insgesamt 28 Gespannteams waren für das vierte Rennwochenende der Trophy genannt, neben einigen bekannten Gästen aus der Seitenwagen IDM fanden sich auch neue Gesichter unter den Teams wieder.
Aufgrund beruflicher Verpflichtungen einzelner Teilnehmer wurde das Fahrerfeld jedoch vor Trainingsbeginn noch einmal ordentlich durcheinander gewürfelt und es ergaben sich recht kurzfristig noch Änderungen in den Teamzusammenstellungen. So hilft an diesem Wochenende Ronja Mahl im Team von Max Zimmermann aus, während Mike Roscher mit Beifahrer Manuel Hirschi angereist war. Wiggert Kranenburg durfte sich hingegen auf die Dienste von Klaus Knobloch im Beiboot verlassen. Helmut Lingen hatte mit Felix Pinkert, einen bis dato noch einen unerfahrenen Schmiermaxen an Board.
Das erste Training Samstagmorgen nutzten zunächst alle Teams um sich erst einmal wieder mit den Streckenbegebenheiten vertraut zu machen oder Verbesserungen an der Technik zu testen. Das Team Wirth/Uhlig war nach dem doppelten technischen Aus mit frischem Kampfesmut an den Red Bull Ring angereist und hörte während der ersten Runden gespannt in ihr Yamaha-Gespann hinein, ob diesmal alles halten würde.
Lennard Göttlich und Uwe Neubert wagten ebenfalls einen Versuch mit einem neu eingebauten Motor, anders als Wirth/Uhlig konnten sie jedoch vorher schon einmal einen kleinen Test am Sachsenring absolvieren und den Motor etwas einfahren. Aber auch für die bisherigen Führenden in der Trophy 600 -Wertung stellte sich die Frage, ob den die Technik auf dem anspruchsvollem Kurs bei den hitzigen Wetterbedingungen halten würde.
Leider war der Sidecar Trophy kein langes Freies Training vergönnt und so mussten zwei Runden reichen um sich warm zu fahren, da am Ende der Start Ziel Geraden das Gespann von Plattner/Almesberger einen Motorschaden erlitt und dabei Öl verlor, so dass die Sitzung mit der roten Flagge unterbrochen werden musste und erst einmal die Ölspur beseitigt werden musste.
Anschließend ging es normal weiter im Programm. Die Sidecar Trophy hatte jedoch erst kurz vor der Mittagspause ihren nächsten Auftritt. Für das erste Qualifying musste hingegen schon fast alles passen, damit man sich den bestmöglichen Startplatz ergattern konnte.
Allerdings blieben die Teams auch nicht unverschont von technischen Problemen. Göttlich/Neubert hatten mit Problemen zu kämpfen und konnten das Qualifying nicht durchfahren. Auch für die mehrfachen Trophy 600 -Champions Wirth/Uhlig war nach wenigen Runden schluß. Erneut warf sie der Motor aus dem Rennen, bevor das Wochenende für die Ostdeutschen überhaupt angefangen hatte. Es ist einfach nicht das Jahr der Beiden und so mussten sie vom Rande beobachten wie sich die Mitstreiter auf der Strecke schlugen.
Dort ging es unter der heißen Mittagssonne weiter auf Zeitenjagd. Letztlich war es das Team Talens Racing, welches mit einer 1:42.596 sich die schnellste Rundenzeit holte. Auch im zweiten Qualifying am Nachmittag konnten die Niederländer überzeugen und holten sich die Pole Position vor Ozimo/Ippoliti (2.) und Schröder/Zimmermann (3.). Startplatz 4 schnappten sich Franz Kappeller und Markus Billich, gefolgt von Lingen/Pinkert (5.), Bereuter/Kolloch (6.), Axelsson/Olsson (7.), Zimmermann/Mahl (8.), Roscher/Hirschi (9.) und Göttlich/Neubert (10.).
Damit bildeten die 1000er Gespanne ein starkes Startervorderfeld, an dem man mit seinem 600ccm Gespann erst einmal vorbeikommen musste.
Kein einfaches Unterfangen, denn die leistungsstärkeren Motoren haben aus der Niki Lauda Kurve kommend leichteres Spiel in der Bergaufpassage. Den Start entschied somit wie fast zu erwarten ein schnelles 1000ccm Gespann für sich.
Das Team Talens/Claeys behielt trotz Chaos beim Startaufstellungsprozedere einen kühlen Kopf und setzte sich von Beginn an direkt an die Spitze des Fahrerfeldes, dahinter folgten Ozimo/Ippoliti knapp vor Schröder/Zimmermann durch die erste Kurve. Franz Kapeller und Markus Billich schoben sich derweil innen an Lingen/Pinkert vorbei, Axelsson/Olsson versuchten ebenfalls direkt hinter her zu folgen, kamen aber nicht an den Lingo Lhower Rhine Sidecarracers vorbei. Bereuter/Kolloch und Mitgutsch/Ecker bogen ebenfalls dicht beieinander Ende Start Ziel ein, innen waren Zimmermann/Mahl und Roscher/Hirschi dicht auf den Fersen.
In der zweiten Runde hatten sich die Top 3 bereits deutlich vom restlichen Verfolgerfeld abgesetzt. Talens/Claeys kamen als Führende mit einem guten Vorsprung in die zweite Runde, dahinter hatten sich Ozzimo/Ippoliti und Schröder/Zimmermann auf den Plätzen 2 und 3 eingerichtet. Routinier Peter Schröder versuchte zunächst dicht an den schnellen Italienern dranzubleiben und sich von diesen mitziehen zu lassen, konnte jedoch nicht über die volle Sprintdistanz das Tempo halten und ließ sich etwas zurückfallen. Zu den auf Rang 4 folgenden Kontrahenten hatte der Schweizer jedoch noch reichlich Luft. Dort folgten Tomas Axelsson und Mats Olsson sowie Franz Kapeller und Markus Billich, die sich zu Beginn der zweiten Runde jeweils innen an Lingen/Pinkert vorbeidrücken konnten.
Bis zur Zielflagge sollte sich an den vordersten Drei auch nichts mehr ändern. Erst im Verfolgerfeld gab es auf einzelnen Positionen wieder so einige Machtkämpfe zu sehen. Dort hatte sich zunächst eine starke Gruppe von 4 Gespannen zusammengetan. Bereuter/Kolloch, Göttlich/Neubert, Roscher/Hirschi und Zimmermann/Mahl kämpften miteinander um die „Vorherrschaft“ auf dem Red Bull Ring.
Der Sieg in der Gesamtwertung ging zunächst an Talens/Claeys vor Ozimo/Ippoliti und Schröder/Zimmermann, diese Dreierpaarung stellte auch gleichzeitig das Podest in der Trophy 1000-Wertung. Eine erfolgreiche Platzierung für Peter Schröder. Der Schweizer hatte mit dem Red Bull Ring noch eine Rechnung offen, denn beim letzten Lauf der Sidecar Trophy auf dieser Strecke erlitt Peter Schröder mit seiner damaligen Beifahrerin Stephanie Waldvogel 2019 einen schweren Gespannunfall, nachdem die Bremse ihren Dienst quittierte.
Peter Schröder hatte anschließend eine lange Rehabilitation hinter sich und feierte nach einem Jahr sein Comeback im Seitenwagen. Nun hieß es auch noch die letzten alte Geister loszuwerden und noch einmal auf dem Red Bull Ring zu starten. Mit seinem dritten Platz im ersten Sprint ist nun das Comeback für das sympathische Gespann-„Urgestein“ perfekt.
Dahinter kamen Franz Kapeller und Markus Billich auf Rang 4 ins Ziel, gefolgt von Tomas Axelsson und Mats Olsson auf Position 5, Lingen/Pinkert auf 6 und Bereuter/Kollloch auf 7. Als Achte im Zieleinlauf holten sich Lennard Göttlich und Uwe Neubert einmal mehr in diesem Jahr den Sieg in der Trophy 600-Wertung. Ihnen folgten Mike Roscher und Manuel Hirschi als Zweite und Rainer und Tanja Crome als Dritte bei den 600ern aufs Treppchen.
Uwe Neubert (Bonovo Action Junior Team)
„Wir sind froh, dass die Technik gehalten hat. Wir haben irgendein Problem was wir nicht ganz ausfindig machen konnten und sind froh, dass es über die Distanz gehalten hat. Wir sind ja heute noch nicht viel zum Fahren gekommen. Zwischendurch ging es mal und mal ging es nicht.“
Lennard Göttlich (Bonovo Action Junior Team)
„Vor einer Stunde waren wir noch etwas verzweifelt, weil wir nicht wussten ob wir das Rennen auch wirklich beenden können, aber dann haben wir doch noch 25 Punkte mitgenommen. Das war schon ziemlich anstrengend in mentaler Hinsicht, wenn man immer im Hinterkopf die Frage hat ob die Technik hält. Somit müssen wir erst einmal nochmal genauer nachschauen woran es denn liegen könnte. Für mich war die Strecke mit dem Gespann nochmal neu, auch wenn ich vor 3 Jahren mit dem Junior Cup schon einmal hier gefahren bin. Es gibt so ein paar Stellen, die geeignet dafür sind, das man sich wegdrehen kann, aber es ging trotzdem ganz gut.“
Rainer Crome (RCS Racing)
„Vom Start sind wir gut weg gekommen. Es kamen auch keine 100er vorbei und wir konnten ohne Startplatzverlust einbiegen und sind dann zwei Runden noch dicht an Lennard drangeblieben. Ab der vierten Runde war die Bremse weich und wir mussten abreißen lassen. Zum Schluss kamen noch zwei 1000er durch. Das hat mich schon sehr geärgert, aber es hat noch gereicht für uns. Als dann die eine Runde angezeigt wurde, wusste das stehe ich noch ohne richtige Bremse irgendwie. Oben bin ich noch fast auf Chris aufgefahren wegen der Bremse und habe versucht noch vorbeizukommen, aber der hat so die Tür zugehauen. Da hatte ich keine Chance.“
Peter Schröder
„Das Startprozedere war nicht so gut für uns mit dem langen Stehen, weil der Motor zu heiß geworden ist. Die Temperatur ging bis auf fast 100 Grad hoch und ich musste nochmal abschalten. Ansonsten war der Start gut für mich. Ich wollte mich noch bei Ozimo anhängen und dachte es geht noch vom fahrerischen her. Doch dann hatte die Bremse etwas nachgelassen und ich hatte einfach kein gutes Gefühl, gerade auf dieser Strecke hier. Ich habe etwas Tempo rausgenommen, weil ich gemerkt habe, dass von hinten lange nichts kommt. Ich dachte, besser Dritter werden als im Kiesbett zu landen. Es ist schon ein komische Gefühl hier zu fahren, aber ich bin schon zufrieden.“
Text und Foto: Doreen Müller-Uhlig
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