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Sidecar Trophy: Wasserratten, Glückspilze und ein blutjunger Champion

Wasserratten, Glückspilze und einen neuen Champion – all das hatte der zweite Renntag in der Steiermark zu bieten. Nach einem spannenden Auftakt und zwei strahlenden niederländischen Siegern im ersten Sprintlauf am Samstagabend, hatte der Sonntag so ziemlich alles zu bieten, was man von einem gelungenen Gespannrennen so erwarten würde.

Das Silberrennen

Den Auftakt bildete zunächst das zweite Sprintrennen, der sogenannte „Silberlauf“ der Sidecar Trophy, welcher kurz vor der Mittagspause gestartet wurde. Die Teams hatten bis dahin Zeit entweder um sich gehörig auszuschlafen oder die letzten Makel und Fehler der Technik auszubessern. Allerdings sollte das im Falle von Peter Schröder und Carolin Zimmermann sowie Felix Bereuter und Andreas Kolloch nicht viel nützen, den beide Gespanne schafften es aufgrund technischer Probleme nicht bis zur Startampel.

Bei Bereuter/Kolloch streikte die Technik auf dem Weg in den Vorstart, während Landsmann Peter Schröder nur bis in die Sighting Lap kam. Dort blockierte die Bremse völlig und die 1000er Suzuki bewegte sich keinen Meter mehr. Das Duo hatte somit eine gute Aussicht aus der ersten Reihe auf das nun folgende Sprintrennen.

Beim Start lagen zunächst die beiden Teams Ozino/Ippoliti und Talens/Claeys Nase an Nase auf der Start-Ziel-Geraden nebeneinander. Auch die beiden Dauerkontrahenten Lingen/Pinkert und Axelsson/Olsson jagten nebenher in Richtung erste Rechtskurve. Dahinter schlossen sich Kapeller/Billich, Zimmermann/Mahl und Göttlich/Neubert als direkte Verfolger an.

Die schnellen Italiener schafften es diesmal ihre Führung vor Talens/Claeys zu behaupten und läuteten mit einem leichten Vorsprung vor den Vortagessiegern als Führende die zweite Runde ein. Auch Axelsson/Olsson hatten sich zu dem Zeitpunkt vor Lingen/Pinkert gesetzt und behielten diese Positionerung auch zunächst bei. Dahinter hatten sich Max Zimmermann und Ronja Mahl vor ihre IDM-Konkurrenten setzen können, doch Kapeller/Billich holten nach ihrem verschlafenen Start Stück für Stück auf und fanden den Anschluß nach vorn. Es bildete sich eine Vierergruppierung, deren Abstände sich immer wieder zusammenzogen.

Derweil kündigte sich vorn ein Führungswechsel an. Talens/Claeys attackierten in der vierten Runde das schnelle italienische Duo an der Spitze und hatten Ende Start-Ziel schließlich die besseren Karten. Sie zogen außen an Ozimo/Ippoliti vorbei, welche sich kurz verschalteten und somit Talens/Claeys einen kurzen Vorsprung verschafften.

Zwischenzeitlich schien es bei dem Nachwuchsteam im Feld Probleme zu geben. Zunächstging es noch gut für das Bonovo Action Junior Team los. Göttlich/Neubert waren nach dem Start bei der Musik mit dabei, bis sich in der zweiten Runde ein Fehler meldete, mit dem das Duo bereits schon das ganze Wochenende seine liebe Not hatte. Der Motor ging kurzerhand aus. Erst nach dem die Zündung kurz ausgeschalten wurde und die Elektronik komplett heruntergefahren war, ließ sich das Gespann wieder starten und lief weiter. Dies kostete das Duo immer wieder Zeit und sie fielen Position für Position zurück. Da jedoch in einer Meisterschaft jeder Punkt entscheidend sein könnte, entschieden sich Göttlich/Neubert trotzallem weiter zu fahren und jede Position mitzunehmen, die irgendwie noch möglich ist.

Ungeahnt von dem was sich im hinteren Feld abspielte, folgte nun auch in der dicht beieinanderliegenden Vierergruppe der Wendepunkt in diesem Rennen, als in der vorletzten Runde 2×2 Gespanne in Richtung Remuskurve den Berg hoch jagten. Helmut Lingen und Felix Pinkert bogen als erste in diese „Mutkurve“ ein und machten sich anschließend schnell vom Acker. Dahinter lagen bereits Kapeller/Billich und Zimmermann/Mahl miteinander im Kampf, schließlich kam zu den Duellanten noch das schwedische Duo Axelsson/Olsson dazu und es wurde ziemlich eng für die 3 Teams.

Die beiden IDM-Gäste kamen bereits nebeneinander durch die Linksschikane, als von außen Axelsson/Olsson im wahrsten Sinne des Wortes hinzustießen. Das schwedische Gespanne kam nach Feindkontakt von der Strecke ab und verlor dadurch sehr viele Positionen und auch Punkte in der Trophy 1000-Wertung.

Der Gesamtsieg ging jedoch erneut an Hilbert Talens und Frank Claeys. Sie konnten damit auch in der Trophy 1000 die volle Punktzahl abstauben und sich somit in der Meisterschaftswertung ins Gespräch bringen. dahinter folgten Ozimo/Ippoliti auf Rang 2 vor Helmut Lingen und Felix Pinkert, die damit das Podium bei den 1000ccm komplettierten.

Max Zimmermann und Ronja Mahl erreichten als Vierte das Ziel, Franz Kapeller und Markus Billich erreichten Platz 5, gefolgt von Wiggert Kranenburg und Klaus Knobloch auf 6.

Als Siebtplatzierte holten sich Mike Roscher und Manuel Hirschi in der Trophy 600-Wertung den Sieg. Platz 2 ging hier an das Team Bachmaier Racing, die nach einem Jahr Rennpause auf ihrer Heimstrecke selbst wieder einmal Rennluft schnuppern wollten. Lennard Göttlich und Uwe Neubert hatten nach ihren technischen Aussetzern es wieder bis auf Position 12 geschafft und konnten in der letzten Runde ihre Mitstreiter Rainer und Tanja Crome im letzten Sektor noch den letzten Platz auf dem Treppchen abjagen.

Die Enttäuschung war trotz des Podestplatzes dennoch groß bei Rookie Lennard Göttlich, der sich erstmals eines technischen Defekts fast hilflos ausgesetzt sah. Für das finale Goldrennen wurde somit die Adolf RS Yamaha noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Auch beim Team Schröder Racing ging man auf Fehlersuche, um das letzte Rennen des Wochenendes noch mitfahren zu können. So wurde bis zum Rennstart am späten Nachmittag noch geschraubt.

Das Goldrennen

Aber auch bei den Teams ohne technische Sorgen musste noch einmal das Werkzeug in die Hand genommen werden. Denn eine Stunde vor Rennstart kündigten sich dunkel Wolken an und es regnete sich allmählich über dem Red Bull Ring ein.

Das Goldrennen wurde somit als „Wet Race“ gestartet. Mit dabei nun auch Peter Schröder und Carolin Zimmermann, die ihre Gespann rechtzeitig startbereit bekamen. Als die Lichter ausgingen waren es zunächst einmal mehr Hilbert Talens und Frank Claeys die direkt die Führung übernehmen konnten. Ihnen waren jedoch Lingen/Pinkert und Axelsson/Olsson dicht auf den Fersen, gefolgt von Schröder/Zimmermann und Ozimo/Ippoliti, die bereits mit schlechten Sichtverhältnissen durch das hochspritzende Regenwasser zu kämpfen hatten.

Regenliebhaber Helmut Lingen versuchte bereits in den folgenden Kurvenpassagen Druck auf Talens/Claeys auszuüben und kam sogleich als neuer Spitzenreiter aus der ersten Runde. Hilbert Talens und Frank Claeys rutschten auf den zweiten Rang zurück, dahinter schloßen sich Peter Schröder und Carolin Zimmermann sowie Tomas Axelsson und Mats Olsson sich als Verfolger an. Beide gingen anschließend nacheinander an den Niederländern vorbei auch Franz Kapeller und Markus Billich rutschten nah heran und Talens/Claeys müssen weiter abreißen lassen.

Zwischenzeitlich kam es auch im Feld weiter hinten trotz der widrigen Sichtbedingungen zu Positionskämpfen, hier lagen u.a. die Gespanne Klok/Laudy, Mitgusch/Ecker und Kranenburg/Knobloch im Kampf bis der Beifahrer des markanten RSR Gespanns aus dem Boot fiel. Mitgusch/Ecker fanden sich jedoch wieder zusammen und nahmen das Rennen auf Position 17 liegend wieder auf.

Unbeachtet davon gingen die Regenkämpfe auf der Strecke weiter. Franz Kapeller und Markus Billich sahen sich ihren Landsmännern vom Team Bachmaier Racing gegenüber, auch dahinter auf den Plätzen 7-9 lagen drei Podestanwärter der 600er Klasse dicht beieiander. Zunächst hatten hier Mike Roscher und Manuel Hirschi die Oberhand, ihnen folgten Rainer und Tanja Crome sowie Lennard Göttlich und Uwe Neubert.

Zur Rennhälfte rutschten Crome/Crome plötzlich auf Platz 10 in der Gesamtwertung hinter Chris Baert und Ruben Janssens zurück, während Göttlich/Neubert eine Position gut machen konnten und sich vor Roscher/Hirschi setzten. Auch das Team Klok rutschte schließlich an Mike Roscher vorbei.

Helmut Lingen und Felix Pinkert schwammen schließlich nach 9 Runden mit einem deutlichen Vorsprung von 9,338 Sekunden zum Gesamtsieg vor Tomas Axelsson und Mats Olsson. Peter Schröder und Carolin Zimmermann wurden Dritte, gefolgt von Hilbert Talens und Frank Claeys auf Position 4. Das Team Bachmaier machte als Sieger in der Trophy 600 Wertung ihre Rückkehr in die Sidecar Trophy perfekt, sie setzten sich gegen ihre Landsleute aus der Seitenwagen IDM Kapeller/Billich durch.

Großen Jubel gab es bei Zieleinlauf für Lennard Göttlich und Uwe Neubert. Das Gespann hielt im Goldrennen durch. Das Duo bestand als Zweitplatzierte nicht nur die Regentaufe, sondern staubt vorzeitig den Meistertitel in der Trophy 600-Wertung ab.

Freude auch beim Team Klok über den achten Platz in der Gesamtwertung. Mike Roscher und Manuel Hirschi wurden Neunte, ihnen folgten Baert/Janssens (10.), Zimmermann/Mahl (11.), Kranenburg/Knobloch (12.), Crome/Crome (13.), Krauß/Braunshausen (14.) und Heck/Pendras in den Top 15. Mitgusch/Ecker wurden 16., Hummel/Hummel (17.), Damaschke/Sabaschus (18.) und Schaffter/Maillard (19.).

Mehr Infos rund um die Sidecar Trophy findet Ihr auf der Webseite.

Text und Fotos: Doreen Müller-Uhlig



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