Nach zwei Jahren Pause endlich zurück in Schleiz – die Sidecar Trophy freut sich über einen gelungenen Auftakt am Samstag

Im Rahmen des Thüringer Motorsport Meetings startet die Internationale Sidecar Trophy an diesem Wochenende in ihre 13. Saison. Als Austragungsort für den Auftakt ins neue Motorsportjahr hatten sich die Organisatoren die Veranstaltung auf dem Schleizer Dreieck ausgesucht und damit genau das richtige Händchen bewiesen.
Nicht nur angenehmes sommerliches Wetter machte den Teilnehmern den Start in die neue Saison leicht, während der coronabedingten zweijährigen Motorsportpause hatte der MSC Schleizer Dreieck zudem in einen neuen Belag investiert und alles vorbereitet, um die erste zuschaueroffene Veranstaltung seit Corona bieten zu können.
Viele Zuschauer nutzten somit den Samstag, um ihre „Rennsporthelden“ auf der Strecke anzufeuern, denn nicht nur bei den Solos hatten sich einige bekannte Gesichter aus IDM unter die Startfelder geschmuggelt, um sich beim Motorsportmeeting auf das noch kommende IDM-Wochenende in Schleiz vorbereiten zu können.
Auch die Sidecar Trophy wartet an diesem Wochenende mit einem sehr vielfältigen Teilnehmerfeld auf. Sidecar Trophy Champions, IDM Meister, Weltmeister, TT Sieger – alles war an diesem Samstag bei den Seitenwagen vertreten und jeder sollte testmäßig in den drei Sessions voll auf seine Kosten kommen.
Den Anfang für die Seitenwagen machte am Morgen das erste Zeitentraining. Dieses konnten mit 0,095 Sekunden Vorsprung und einer 1:35.557 Josef Sattler und Luca Schmidt vom Bonovo action Team für sich entscheiden.
Dahinter folgten Ben und Tom Birchall, welche die Sidecar Trophy als Vorbereitung für die Isle of Man in wenigen Wochen nutzen. In den letzten beiden Jahren haben die Gebrüder viel in ihre Technik investiert und einige Veränderungen vorgenommen, die auf dem Straßenkurs in Schleiz nun nochmal abschließend getestet werden sollten.
Ebenfalls zu Testzwecken angereist ist das Team des MRSC Gunskirchen, welches sich zwischen den Sessions ausgiebig mit der richtigen Einstellung ihres Gespanns beschäftigte. Für das Trainingswochenende in Schleiz kehrte zudem Kevin Kölsch als Beifahrer zurück ins Boot. Gemeinsam kam das Duo im ersten Qualifying auf den dritten Platz.
Mit einer 1.37.775 folgte schließlich das erste Trophy-Gespann auf Platz 4, Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke. Nach den Erfolgen in der Trophy 600 mit einem kurzen Gespann stieg der Ascherslebener im Oktober letzten Jahres auf ein Gespann mit langem Chassis um und fand in Werner Leo Lüttke einen neuen Beifahrer für die bevorstehende Trophy Saison. Das Duo bestreitet an diesem Wochenende ihr erstes gemeinsames Trophy-Rennen und wirkte bereits nach dem ersten Zeitentraining zufrieden.
Platz 5 ging am Morgen an unseren Routinier Peter Schröder und seinen Nachwuchs- Beifahrer Lukas Krieg. Dahinter fuhren Mike Roscher und Anna Burkard die sechstschnellste Rundenzeit im Feld.
Position 7 gehörte Tim Reeves und Kevin Rousseau. Auch die beiden zählen zum Bonovo Action Team, testen in Schleiz allerings ebenfalls für die Isle of Man und hatten nach ihrem Unfall in Hengelo zunächst so einige arbeitsintensive Tage und Nächte, um ihr TT-Gespann bis Schleiz wieder aufzubauen. Da es für den Franzosen Kevin Rousseau die erste Teilnahme bei der Isle of Man sein wird, ist dieses Wochenende gleichzeitig eine willkommene zusätzliche Gelegenheit, um sich im Boot des kurzen Gespanns auf die bevorstehende Aufgabe weiter vorbereiten zu können.
Soviel wie möglich Rundenzeit brauchten am Samstag auch Stefan Merkens und Enrico Roick. Für beide war es die erste gemeinsame offizielle Ausfahrt als Team in der Sidecar Trophy. Für Gespannpilot Stefan Merkens ist das Schleizer Dreieck zwar keine unbekannte Strecke, doch als einstiger Superbike-Pilot hat er seinen Fahrstil noch nicht gänzlich auf die Dreiräder umstellen können. Mit Platz 8 vor Franz Kapeller und Markus Billich (9.) und Hilbert Talens und Frank Claeys (10.) im ersten Zeitentraining waren die beiden auch nicht ganz unzufrieden.
An elfter Stelle beendeten Lennard Göttlich und Uwe Neubert ihr erstes Qualifying. Für den amtierenden Trophy-Champion und Sidecar-Youngster Lennard Göttlich war der Start in die neue Trophy-Saison besonders mot großer Aufregung verbunden, denn der junge Eibauer und ehemalige Supersport 300-Pilot kann zwar auf viele Streckenkenntnisse aus der IDM zurück greifen. In Schleiz war Lennard Göttlich allerdings auch mit einer Solo-Maschine noch nie und somit begann das Wochenende im Bonovo action Junior-Team mit Streckenkunde und einem schrittweisen Herantasten. Denn Deutschlads älteste Naturrennstrecke hat es in sich, denn auf einer durchschnittlichen Streckenbreite von ca. 10 m müssen die Piloten erst einmal beweisen was sie drauf haben.
Bis zum zweiten Zeitentraining am Nachmittag und dem ersten Rennen am Abend blieb jedoch genug Zeit, um sich abseits der Strecke die passende Strategie zurecht zu legen oder die Technik noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen.
Gut gerüstet ging es schließlich für alle 22 Gespanne ins zweite Zeitentraining des Tages, in dem Josef Sattler und Luca Schmidt noch einmal eine Schippe drauf legen konnten und sich damit die Pole Position sicherten. Auf Platz 2 schoben sich indes Mike Roscher und Anna Burkard. Beide fanden noch einmal gut 4 Sekunden und setzten sich damit vor Ben und Tom Birchall, welche sich den drittschnellsten Startplatz holten. Dahinter folgten erneut Peter Kimeswenger und Kevin Kölsch (4.) sowie Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke (5.), sie hatten ihre schnellste Runde allerdings bereits im ersten Quali hingelegt. Auch Peter Schröder und Lukas Krieg verbesserten sich in den Zeiten nicht noch einmal, konnten jedoch ihren Startplatz (6.) festigen.
Einen deutlichen Sprung nach vorn machten indes Max Zimmermann und Ronja Mahl, beide fanden in Val de Vienne bei Frühjahrstraining als Gespannduo zusammen und nutzen ebenfalls Schleiz als Testlauf für ihren IDM-Einsatz in Schleiz. Auf Position 8 folgten ihnen Tim Reeves und Kevin Rousseau. Lennard Göttlich und Uwe Neubert fanden ebenfalls einige Sekunden und rutschten vor auf den 9. Rang. Helmut Lingen und Felix Pinkert komplettierten schließlich die Top Ten in den kombinierten Zeiten.
Das Sprintrennen
Bis zum Sprintrennen am Abend sah man hier und da noch den ein oder anderen Schrauber fleißig zu Werke gehen, während andernorts ganz entspannt in der Sonne auf den Rennstart um 17:40 Uhr gewartet wurde. 21 Teams rollten schließlich in den Vorstart, auf dem Grid standen jedoch im Start dann nur 20 Gespanne, da sich Lennard Göttlich und Uwe Neubert für einen Start aus der Boxengasse entschieden.
Als die Startlichter erloschen setzten sich direkt Mike Roscher und Anna Burkard mit ihrem 1000ccm Gespann die Spitze und führten das Fahrerfeld das erste Mal in Richtung Buchhübel hinauf. Das Duo kam von Anfang an sehr gut weg und hatte bereits in der ersten Kurve die Nase die deutlich vorn und verwiesen die Polesetter Josef Sattler und Luca Schmidt auf Platz 3. Dahinter musste sich das Feld jedoch erst einmal klären. Reeves/Rousseau nutzten den Start um es von außen links weiter vor zu versuchen, in der Mitte wollten jedoch aber auch Kimeswenger/Kölsch und die Gebrüder Birchall den Anschluss nach an die Spitze nicht verlieren. Von rechts außen drückten indes Peter Schröder und Lukas Krieg nach innen, dahinter suchten auch Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke sowie Franz Kapeller und Markus Billich noch die beste Ausgangsposition für den „ersten Sprint über den Buchhübel“.
Es fand jedoch jeder seinen Platz im Renngeschehen und alle Teams kamen unbeschadet durch die erste Runde. Mit Josef Sattler und Luca Schmidt direkt im Schlepptau überquerten kamen Mike Roscher und Anna Burkard schließlich weiterhin als Führende aus der ersten Runde. Dahinter hatte sich eine kleine Lücke zu Ben und Tom Birchall sowie Peter Kimeswenger und Kevin Kölsch aufgetan. Ihnen folgten wiederum Peter Schröder und Lukas Krieg vor Wirth/Lüttker, Zimmermann/Mahl, Kapeller/Billich, Talens/Claeys, Reeves/Rousseau und Merkens/Roick.
An der Spitze führten derweil weiterhin Mike Roscher und Anna Burkard mit einem komfortablen Vorsprung von knapp 2 Sekunden. Das Duo hielt ganz konstant ihre Verfolger auf Abstand. Aber auch Josef Sattler und Luca Schmidt hatten auf Platz 2 liegend ein sicheres Polster nach hinten zu Ben und Tom Birchall , welche ebnfalls ungefährdet Runde um Runde zu Ende bringen konnten.
In der fünften Runde fehlte allerdings das leuchtendblaue Gespann mit der Startnummer 33. Ein technisches Problem zwang Zimmermann/Mahl das Rennen vorzeitig zu beenden. Auch für Charly Suter und Thomas Maixner ging es nicht weiter, sie hatte ebenfalls die Defekthexe im Griff. Und das sollte nicht der letzte technische Ausfall bleiben. Auf einem sicheren zweiten Platz liegend erwischte es kurz vor Schluß Josef Sattler und Lokalmatador Luca Schmidt. Damit rutschten Ben und Tom Birchall vor auf den zweiten Gesamtrang.
Den Sieg konnte Mike Roscher und Anna Burkard allerdings keiner mehr nehmen. Mit 13 Sekunden Vorsprung staubten sie die volle Punktzahl in der Trophy 1000 ab. Ben und Tom Birchall überquerten die Ziellinie als Zweite, gefolgt von Peter Kimeswenger und Kevin Kölsch auf Rang 3. Beide Duos sind in als Gäste jedoch nicht punkteberechtigt und damit ging der zweite Platz auf dem Podium an Peter Schröder und Lukas Krieg.
Auf dem fünften Platz freuten sich derweil Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke über einen gelungenen Einstand und den Sieg in der Trophy 600-Wertung. An siebender Stelle in der Gesamtwertung kamen Franz Kapeller und Markus Billich ins Ziel. Sie sicherten sich den zweiten Platz bei den 600ern. Das Treppchen komplettierten hier Stefan Merkens und Enrico Roick. Dazwischen beendete Lennard Göttlich mit seinem Beifahrer Uwe Neubert sein Schleiz-Debüt auf dem achten Rang. Da das Junior-Team jedoch eine volle Saison in der IDM fährt, fallen auch sie leider aus der offiziellen Punktewertung der Sidecar Trophy.
Platz 10 im Sprint ging an Currie/Sharp, gefolgt von Günther Bachmaier und Steffen Rähder auf 11. Jorden Klok und Carmen Laudy beendeten das Rennen auf Platz 12. Rainer und Tanja Crome kamen als 13. ins Ziel. Chris Baert und Alice Roba (14.), Markus Heck und Kathi Pendras (15.) sowie Jürgen Damaschke und Jürgen Sabaschus komplettierten die Top 16.
Stimmen nach dem Rennen aus der Sidecar Trophy
Mike Roscher (Trophy 1000 – 1.Platz)
„Wir konnten ganz entspannt fahren und haben auch ein paar Dinge ausprobieren können. Am Fahrwerk haben wir Änderungen vorgenommen und da sind wir in der richtigen Richtung. Morgen wollen wir auch einfach nur fahren und Spaß haben und nichts kaputt machen, dass ist immer das Wichtigste.“
Stefan Merkens (Trophy 600 – 3. Platz)
„Ich bin super zufrieden mit dem ersten Rennen, was gleichzeitig mein erstes Rennen mit Enrico war. Wir haben uns über das Wochenende hinweg super aufeinander eingestimmt. Enrico ist ja Profi und ich habe hingegen noch Baustellen aufgrund meiner Solofahrerei. Ich fahre sehr rund und fahre die Kurven zu Ende, anstatt eine Gerade einzubauen um dem Beifahrer den Wechsel besser zu ermöglichen. Ich fahre manchmal noch Solo, dass ist vielleicht auch kontraproduktiv aber was man fünfundzwanzig Jahre lang macht, bekommt man nicht einfach in drei Rennen raus. Es wird jedoch immer besser und wir arbeiten dran. Für mich war es das erste mit dem Sidecar in Schleiz und erst das dritte Trophy-Rennen überhaupt. Von daher bin ich wirklich sehr zufrieden mit unserem Ergebnis.“
Werner Leo Lüttke (Trophy 600 – Platz 1)
„Im Vorfeld haben Enrico und ich zwei Trainings absolviert. Bei diesen hatte ich zunächst noch Bedenken, ob alles gut funktioniert aber nach dem Rennen heute bin ich zufrieden, dass es so gut gelaufen ist. Besser konnte es eigentlich nicht werden. Der Start lief super. Wir hätten vielleicht noch einen Platz vor fahren können, aber es ist echt bestens gelaufen. Zum Rennende hin hatte ich etwas mit meinem Arm zu kämpfen, aber insgesamt lief es ganz gut.“
Text und Foto: Doreen Müller-Uhlig
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