Sidecar Trophy: Auch der Rennsonntag wird zur Herausforderung

Auch der zweite Renntag beim tschechischen Frühjahrspreis in Brünn wurde zu einer Geduldsprobe, weniger für Mensch, sondern viel mehr für die Maschinen. Schon am Samstag hatte der einstige GP-Kurs so einige Tribute eingefordert und verschaffte dem ein oder anderen Team unfreiwillig Mehrarbeit.
So wurde hier und da bis in die Nacht noch fleißig gewerkelt und geschraubt, so auch bei den Trophy 1000 Champions aus dem Vorjahr Hilbert Talens und Frank Claeys. Dort streikte der Motor am Vortag gleich zweimal.
Pünktlich zum WarmUp erstrahlte jedoch das Gespann wieder im alten Glanz und das niederländische Duo konnte beruhigt sich warmfahren und wenig später am Hauptrennen teilnehmen. Für sieben Starter aus dem Teilnehmerfeld war jedoch nach dem ersten Renntag Schluß. Kompus/Kuusk, Hummel/Hummel, Svejda/Svejda und Suter/Maixner fehlten so am Sonntagmittag in der Startaufstellung. Auch Lennard Göttlich und Lukas Krieg sowie Janez Remse und Manfred Wechselberger entschieden sich dafür lieber in Ruhe die Technik wieder fit zu bekommen, um für den IDM-/WM-Auftakt am Sachsenring gerüstet zu sein.
Dennoch verblieben immerhin noch 18 Gespanne, die sich noch einmal dem Masaryk-Ring stellen wollten. Mit leichter Verzögerung bezogen alle pünktlich Stellung im Grid und warteten auf das Startsignal. Abermals schossen wieder Mike Roscher und Anna Burkard sowie Josef Sattler und Luca Schmidt beim Start nach vorn. Ende Start Ziel schien es als hätte die Deutsch-Schweizer-Paarung die Nase vorn, doch Sattler/Schmidt blieben von außen auf Kurs und setzten sich wie schon am Vortag an die Spitze. Dahinter hielten Roscher/Burkard und Lingen/Pinkert den Anschluss.
Bis zu dritten Runde eilte die Spitze jedoch mit sechs Kunden den Verfolgern davon. In der Zwischenzeit gelang es Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke sich an Lingen/Pinkert vorbei zu drängen. Die Vorjahreschampions machten sich anschließend ebenfalls aus dem Staub und schafften es eine gute Lücke aufzufahren. Während dessen schlossen dahinter einzelne Teams langsam wieder auf. Zwischen Axelsson/Neilands, Venus/Werkstetter und Talens/Claeys ging es dabei munter hin und her bis sich Markus Venus und Patrick Werkstetter in ihrer Gruppe durchsetzen konnten. Im Anschluss legte Trophy-Newcomer Venus mit seinem Nachwuchs-Beifahrer noch einmal einen Zahn zu und schloss stetig zur Spitze des Feldes weiter auf.
Dort hatte sich in der Zwischenzeit ein Führungswechsel abgezeichnet, als Josef Sattler und Luca Schmidt für einen kurzen CheckUp die Boxengasse ansteuerten. Das Duo nahm in Anschluss das Rennen zwar wieder auf, konnte aber die verlorenen Meter nicht wieder gut machen. Somit drehten Mike Roscher und Anna Burkard nahezu ungestört auf Platz 1 die verbliebenen Runden, denn auch von Position 2 aus war kein Angriff mehr zu fürchten. Dort hatte die nächste Defekthexe zugeschlagen. Diesmal traf es Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke, die mit einem Schaden am noch nicht all zu alten Motor das Rennen aufgeben mussten. Auf den zweiten Rang in der Gesamtwertung rutschten damit Markus Venus und Patrick Werkstetter.
Platz 3 steuerten derweil Tomas Axelsson und Artis Neilands mit ihrem 1000ccm Gespann an. Doch auch hier nahm das Rennen eine unerwartete Wendung. Genau auf der Start-Ziel-Linie verabschiedete sich in der vorletzten Runde der Suzuki-Motor der beiden Schweden. Das Duo rollte gemächlich aus und verließ die Strecke aus eigener Kraft. Durch den Zwischenfall hatte sich jedoch eine Ölspur Ende der Start-Ziel-Geraden gebildet, was so einige der verbliebenen Teams dazu animierte Gas rauszunehmen.
Ein technisches Aus hätte es auch beinahe für Franz Kapeller und Markus Billich bedeutet, beide kamen beim Start eigentlich ganz gut vom Fleck, mussten aber ebenfalls für einen technischen Zwischencheck stoppen wodurch einmal das halbe Fahrerfeld an ihnen vorbeirauschte. Fahrer Franz Kapeller klemmte anschließend jedoch sprichwörtlich das Messer zwischen die Zähne und setzte alles daran verlorenen Boden wieder gut zu machen.
Von Position 15 aus ging es Stück für Stück weiter vorn. Drei Runden vor Schluß hatten die beiden schließlich Wiggert Kranenburg und Jens Lehnertz fest im Visier. Sie zwängten sich an dem kurzen F2-Gespann vorbei und fuhren damit überraschend zum Sieg in der 600er Wertung. Die Top 4 in der Gesamtwertung gehörten am Sonntag allerdings den „großen“ 1000ern.
Allen voran Mike Roscher und Anna Burkard, welche das Hauptrennen für sich entscheiden konnten. Markus Venus und Patrick Werkstetter wurden in ihrem zweiten Trophy-Rennen bemerkenswerte Zweite. Hilbert Talens und Frank Claeys freuten sich über Platz 3. In der Trophy 600 schafften neben Kapeller/Billich, Wiggert Kranenburg und Jens Lehnertz als Gesamtsiebte, sowie Jürgen Damaschke mit Steffen Rähder als Elfter den Sprung aufs Treppchen.
Jord Klok und Carmen Laudy wurden Achte in der Gesamtwertung. Markus Volland und Lena Gubernath kamen auf Rang 9., gefolgt von Silver Kuusk und Marko Piirlaid auf 10., Roman Sedlacek und Katerina Rozenekova auf 12 und das Duo Kochlöfl auf 13.
Stimmen aus dem Fahrerlager:
Anna Burkard (Roscher/Burkard)
„Unser Start war gut. Wir haben versucht uns an Josef Sattler anzuhängen. Doch dann haben wir Probleme mit dem Schaltautomat bekommen und gemerkt, dass wir nicht dranbleiben können und sind somit unsere Runden gefahren und haben probiert die gleichen Zeiten zu fahren und das wars. Wir sind ganz zufrieden mit dem Wochenende.“
Hilbert Talens (Talens Racing)
„Gestern haben wir viele Probleme gehabt und einen schönen Motor kaputt gemacht. Wir haben viel Arbeit gehabt und haben versucht bis zum ersten Rennen hinzukommen. Das haben wir geschafft, aber leider war ein Bolzen lose und wir mussten aufhören. Wir haben bis gestern Abend wieder alles sauber gemacht und sind dann im WarmUp gefahren, haben dort viele Runden gemacht. Ich kannte die Strecke noch nicht, wir waren zum ersten Mal hier und ich hatte ein gutes Gefühl. Es geht bergauf auf der Strecke und das ist mit dem Grip auch nicht so einfach, die Strecke finde ich aber super. Ich würde morgen gleich wieder fahren. Beim Start kamen wir gut weg, hatten aber viele Leute vor uns. Wir haben bisschen abgehalten, der Motor ging auch nicht schneller und letztlich haben wir noch den dritten Platz gemacht.“
Josef Sattler (Bonovo Action)
„Wir haben heute ein Testprogramm im Rennen gefahren und wollten heute mit den Reifen probieren, wenn sie auf Betriebstemperatur sind wie weit wir mit dem Luftdruck hantieren können und haben das heute über die Distanz schön rausfahren können. Das war unser Plan. Den Brünn hat relativ schnelle, flotte Kurven und mit dem Hinterreifen gibt es hierunten richtig Probleme, daher ist der Luftdruck schon entscheidend. Wir haben gute Fortschritte gemacht. Das war jetzt eigentlich perfekt für uns. Wir sind mit der Technik sehr zufrieden und dann schauen wir mal was die Konkurrenz macht. Ich hoffe das wir an den vordersten 5 kratzen können.“
Lena Gubernath (Team Volland)
„Wir hatten heute schöne Kämpfe auf der Strecke mit unserem Vordermann. Es ist ein paar Mal hin und hergegangen, mal haben wir ihn gehabt und dann hatte er uns auf der Ölspur wieder ein. Wenn wir eine Ölfahne sehen, ist bei uns aufgrund der Erfahrungen aus Oschersleben noch Vorsicht angesagt und wir haben abgebremst. Dadurch sind sie wieder vorbei gegangen. Wir sind im Vergleich zu gestern aber wieder eine Sekunde schneller gewesen und freuen uns nun auf Rijeka.“
Franz Kapeller (Kap X Racing)
„Es war ein richtig geiles Rennen. Wir haben einen guten Start erwischt und zugesehen, dass wir an Grabi dranbleiben. Wir haben sukzessive aufgeholt und habengedacht wir haben einen sicheren Platz. Billy hat dann abgeklopft gehabt, weil Wasser ausgetreten ist und weil wir nicht wussten was war, sind wir sicherheitshalber auf Start-Ziel kurz stehen geblieben. Es ist natürlich alles an uns vorbei gegangen. Die Wassertemperatur hat aber gepasst und dann haben wir uns gesagt jetzt sehen wir zu, dass wir so viele Plätze gut machen wie möglich. Sind gute konstante Rundenzeiten gefahren. Ich habe vor uns dann Wiggert gesehen und mir gedacht, den muss ich mir holen, weil wo er ist, ist irgendwo ein Podestplatz. Dass es zum Schluß so ausgeht, dass wir gewinnen war überraschend. Ich möchte mich bei Ronja und Max für die super Arbeit bedanken. Ohne die Beiden wäre es nicht gegangen.“
Jens Lehnertz (RCN Factory)
„Der Start war ganz gut, bis zur dritten Kurve…. Dann haben wir uns einmal gedreht und den Anschluss an die verloren, die wir eigentlich halten wollten. Dann haben wir uns etwas aufgerieben mit dem Zweikampf mit den 1000ern. Als Franz Kapeller dann durch ist, konnten wir zwar anschließen aber nicht nah genug rankommen, um, um den Sieg mitkämpfen zu können. Wir sind schneller geworden, haben das Motorrad besser kennengelernt – das war auch unser Ziel. Es geht in die richtige Richtung. Der Grip ist hier nicht so ideal, besonders mit dem kurzen Gespann merkt man es nochmal mehr. Es rutscht sehr. Wir haben uns schon am Vortag gedreht. Ansonsten hatte man hier das generelle Problem, dass man von den 1000ern nicht wegkommt. In den Kurven kommen wir schnell dran vorbei, auf der Geraden ziehen sie uns aber einfach davon.“
Jürgen Damaschke (JJR)
„Das Rennen empfand ich für uns langweilig. Der Start war nicht ganz ideal. Ich habe ein paar Fehler gemacht und dann ging ich hinter Chris Baert fest und kam nicht weg. Danach waren die anderen mit denen ich hätte kämpfen können einfach zu weit weg und als ich frei fahren konnte, war ich alleine. Es ist schöner, wenn man mit jemandem kämpfen kann, deswegen empfand ich es langweilig. Sonst ist alles gut gelaufen. Den Grip fanden wir auch nicht so gut, aber das Problem ist ja für alle gleich. Wenn man nur so schnell fährt, wie das geht, macht das auch kein Problem.“
Alle Ergebnisse in der Übersicht gibt es unter https//old.sporttiming.sk/
Text und Foto: Doreen Müller-Uhlig
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