Sidecar Trophy: der Sonntag wurde zum Motorsportfest auf dem Buchhübel

Nach einem ereignisreichen Samstag konnte es die Sidecar Trophy am Sonntag etwas gemächlicher angehen lassen, zumindest was für den Tag an Rennen im Zeitenplan vorgesehen war. Erst zur Mittagszeit sollten die Dreiradakrobaten zur nächsten Jagd über den Buchhübel aufbrechen, genug Zeit um entspannt in den Tag zu starten, das herrliche Sonnenwetter zu genießen oder um letzte Feinheiten am Gespann vorzunehmen.
Nach dem Sprintrennen gab es nämlich für die ein oder anderen Teams noch Schraubarbeiten zu erledigen. Bis in die Nacht schraubten so Hilbert Talens und seine Crew an dem Gespann mit der Startnummer 1, welches am Vortag aufgrund eines beschädigten Kühlsystem den Geist aufgab. Genau rechtzeitig zum Rennstart, stand das Duo jedoch im Grid und wartete gemeinsam mit den anderen Startern aufs Startsignal.
In der Zwischenzeit hatten sich bereits zahlreiche Zuschauer eingefunden, um nicht nur die Gespannpiloten freudig zu begrüßen. Gefühlt war es bei den Seitenwagen jedoch auch noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre als die Teams in der Sighting Lap das erste mal an den vollen Tribünen vorbeifuhren und der wohl lauteste und bunteste Sidecar-Fan der Szene die Zuschauer zu noch mehr Jubel und Beifall animierte. Vielleicht mag dies in einem gewöhnlichen Rennbericht nicht unbedingt dazu gehören, doch Menschen wie „unser tschechischer Super-Fan“ beleben die Szene und sind wichtig für den Gespannsport, der oftmals ganz zu unrecht zur Randsportart dekradiert wird!
Auch Schleiz ist und bleibt eben Schleiz und ist auch im Alter von 100 Jahren dem Rennsport gegenüber ganz besonders verbunden. Gottseidank! Kritikern zum Trotz braucht es genau solche tradtionsreichen, bunten, familiären Veranstaltungen, die weit ab von Prunk und Protz genau das vermitteln, was den Rennsport eigentlich wirklich ausmacht. Echtes Racing und die Nähe zu den Fans!
Von den Tribünen bis hin zu Streckenposten und Helfern rund um den Kurs schlägt einfach jedes Herz für den Motorsport, was auch den Startern an so einem Wochenende ein ganz besonderes Gefühl der Wertschätzung und Anerkennung gibt und einen gern wieder hierher zurück kehren lässt.
Zurück jedoch zum Kerngeschäft. Dem Hauptrennen. In der Startaufstellung hatten sich alle Gespanne in der Zwischenzeit zurecht gerückt, kurze Absprachen getätigt, die passende Strategie für das Rennen sich zurecht gelegt und warteten gespannt darauf, dass es los geht. Wieder waren es diesmal das Bonovo Action Team, welches sich die beste Ausgangsposition in der ersten Kurve sichern konnte und unter großem Beifall das Feld erneut durch die erste Runden führte.
Aber auch die Kontrahenten waren indes nicht untätig. Das Feld lang dicht beieinander. Auf Rang 2 schoben sich Mike Roscher und Anna Burkard Ende Start Ziel dicht an Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke vorbei. Dahinter folgte direkt das Team Venus/Werkstetter um die Kurve, ihnen dicht auf den Fersen Peter Schröder und Carolin Zimmermann. So ging es auch weiter um den Kurs.
Es sah ganz danach aus, als würden die Zuschauer auch im Hauptrennen eine klare Vorstellung von Josef Sattler und Luca Schmidt erleben, denn das Duo schickte sich an, sich erneut an der Spitze aus dem Staub zu machen. Doch soweit kam es diesmal nicht.
In der zweiten Runde sah man plötzlich Mike Roscher und Anna Burkard an der Spitze liegen und den Lokalmatador aus Zeulenroda-Triebes Stück für Stück zurückfallen. Beide mussten schließlich das Rennen mit einem technischen Defekt aufgeben und kehrten in die Box zurück. Sicher nicht so geplant gewesen, besonders da die Fans von Schmidt am Buchhübel mit besonderen Ehrungen auf den jungen Rennfahrer vom MSC Schleizer Dreieck e.V. warteten.
Auf der Strecke ging der Spaß indessen weiter. Dort fuhren in der Zwischenzeit Mike Roscher und Anna Burkard an der Spitze mit gut 3 Sekunden Vorsprung ein einsames Rennen. Auch Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke hatten sich auf Platz 2 von den restlichen Verfolgern gut absetzen können, was jedoch die fahrerische Leistung der beiden Spitzenteams nicht schmälern sollte.
Mehr fürs Auge gab es schließlich im Mittelfeld wieder zu sehen. Hier lagen Talens/Claeys vor Lingen/Pinkert und Merkens/Roick auf Platz 5. Auch Peter Kimeswenger und Ondra Sedlacek befanden sich an dieser Stelle in Schlagdistanz so dass sich die Teams untereinander in mehreren Kämpfen die Führung gegenseitig immer wieder abnahmen.
Ein paar Plätze dahinter, ging es indes zwischen Michael Grabmüller und Franz Kapeller zur Sache. Beide Teams schienen ein „landesinternes“ Duell auszufechten. Die beiden Österreicher jagten sich gegenseitig ums Schleizer Dreieck und boten den Fans rund um den Kurs ein paar sehenswerte Überholmanöver an. Immer wieder versuchte dabei Michael Grabmüller einen Weg an seinem Landsmann vorbeizufinden. Doch dieser hielt immer wieder strikt dagegen und kam am Ende sauber vor Michael Grabmüller und Ondrej Kopecky auf Platz 8 in der Gesamtwertung ins Ziel.
Der Sieg des Tages ging nach elf Runden an Mike Roscher und Anna Burkard, die damit einmal mehr alle Punkte bei den 1000ern abräumten. Dahinter kamen Enrico Wirth und Werner Leo Lüttke auf Platz 2 und Sieger der Trophy 600 ins Ziel. Markus Venus und Patrick Werkstetter wurden Dritte gesamt und Zweite in der Trophy 1000. Peter Schröder und Carolin Zimmermann sicherten sich auch im Hauptrennen das letzte Treppchen auf dem Podium der „Big Boys“.
Hilbert Talens und Frank Claeys wurden Fünfte, gefolgt von Helmut Lingen und Felix Pinkert auf Rang 6. Für Peter Kimeswenger und Ondra Sedlacek sprang Platz 7 heraus. Das Team Delta Racing erreicht hinter Kapeller/Billich als Neunte das Ziel und machte damit das Treppchen bei den 600ern komplett.
Wiggert Kranenburg und Jens Lehnertz setzten sich im Rennverlauf hingegen gegen Markus Volland und Lena Gubernath (Rang 11.) durch und wurden damit Sieger in der F2 Challenge. Jord Klok und Carmen Laudy erreichten Platz 12, gefolgt von Weekers/Moes mit ihrem Eigenbau-Gespann auf 13., Hummel/Hummel auf 14., Damaschke/Rähder auf 15., das Team van Soest auf 16., das Duo von Köster Racing auf 17. und Seib/Walter auf 18.
Die Stimmen aus dem Fahrerlager zum Rennwochenende folgen in einem gesonderen Beitrag.
Text: Doreen Müller-Uhlig
Foto: Monja Schmidt
Categories