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Reportage: Ein Sachse an der Seite von GP-Legende Valentino Rossi

Wenn am Sonntag die MotoGP-Stars zum Liqui Moly Motorrad Grand Prix Deutschland auf dem Sachsenring um den Sieg kämpfen, stehen sie im Hintergrund parat: die „sächsischen Helden im Fahrerlager“. Egal ob als Pressesprecher in der Königsklasse, Teamkoordinatoren, Zweiradmechaniker,
Supervisor bei der Dorna Security oder Fahrwerksspezialist. Aus keiner Region in Deutschland stammen mehr Arbeiter in der Königsklasse als aus Sachsen.

Von rund 3500 permanenten Arbeitern in der Motorrad-WM, die, die Hälfte des Jahres die weite Welt ihr zu Hause nennen, sind sie ein kleiner Teil derer, die sich im sonst hauptsächlich spanisch-italienischen GP-Kosmos einen Namen gemacht haben. Einer von ihnen ist Rico Stoll aus Scheibenberg.

Der Familienvater ist seit 2015 Fahrwerksmechaniker bei Öhlins, dem führenden Hersteller im Motorradrennsport. Gemeinsam mit Steve Jenkner, der am Sachsenring das Öhlins Servicecenter betreibt, fasste Stoll einen Fuß in der Szene und machte sich hier schnell als Deutscher einen guten Namen. So gut, dass er bereits das zweite Jahr dem Team von MotoGP-Legende Valentino Rossi als Fahrwerksmechaniker zugeteilt wurde. Weltweit gibt es nur 34
Spezialisten seiner Art. Ein echter Traumjob für den 45-Jährigen.

„Vale ist genauso alt wie ich. Er hat den Sport einfach verändert und wenn du mit ihm groß wirst, ist das auch etwas ganz Besonderes, wenn du in seinem Team arbeiten kannst. Ich denke, er ist glücklich mit der Gesamtkonstellation und wie alles im Moment läuft. Wenn er vor Ort ist, merkt man, dass die Stimmung im Team nochmal ganz anders wird. Unbeschreiblich“, schildert der gelernte Zweiradmechaniker seine Eindrücke mit dem Mooney VR46 Racing Team und dessen italienischem Supertalent Marco Bezzecchi, mit dem er in Le Mans kürzlich den ersten GP-Sieg in dessen Karriere miterleben durfte.

Neben Fahrer, Crew Chief und Data-Mann trägt auch Stoll seinen Teil am Gelingen solcher Erfolge bei. „Meine Aufgabe ist es, das Team zu unterstützen, dass alle Produkte von Öhlins einwandfrei funktionieren und gut gewartet sind. Der zweite Teil meines Jobs ist es, das Team mit Vorschlägen in der Abstimmung zu unterstützen oder Änderungen vorzuschlagen. Wir arbeiten daher sehr eng zusammen.“

Aber so ein Fulltime-Job hat auch seine Schattenseiten. Der vollgepackte Kalender mit 22 Rennwochenenden bedeutet wenig Zeit für die
Familie, vor allem bei den Überseerennen. Auch die Arbeit an der Strecke hat sich gewandelt.

„Durch das geänderte Format mit dem zusätzlichen Sprintrennen am, Samstag und den zusätzlichen Angeboten für die Fans ist die Arbeit als solche viel stressiger geworden. Man hat keine Zeit mehr alles vorzubereiten“, so Stoll, der bereits vor seinem Job als Fahrwerksmechaniker viele Jahre an der Seite von deutschen Talenten wie Kevin Orgis aus Striegistal und dem Kiefer Racing Team verbrachte, mit denen er u.a. den Moriwaki-Cup gewann.

„Das Motorrad muss praktisch exakt Freitagfrüh fertig sein, ansonsten bist du hinterher und holst das nicht mehr auf. Das ist die größte Schwierigkeit! Der Samstag ist mit Freiem Training, Qualifying und Sprint eine echte Hochleistung für Fahrer und Techniker! Die MotoGP ist noch „schneller“, aber auch stressiger geworden, was die hohe Sturzquote in diesem Jahr zeigt. Die Fahrer riskieren bereits im Sprint ziemlich viel!“

Text: Doreen Müller-Uhlig

Foto: Ronny Lekl

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