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Sprechstunde Dr. Frühling: Warum sind in der IDM so wenig Gespanne am Start?

Hallo ihr Lieben,

natürlich kamen nach dem Wochenende direkt ein paar Fragen auf. Ich werde die jetzt mal der Reihe nach abarbeiten.

Die häufigste Frage war mal wieder:

Warum sind denn bei der IDM so wenige Gespanne am Start? Gibt es nicht mehr davon? Gibt es nicht genug Teams, die das können? Und was war da in Schleiz auf einmal los?

Jaaaa, das ist mit der Anzahl ist ein ziemlich großes, hausgemachtes Problem. Es gibt einen ganzen Haufen Gespanne. Es gibt auch mehr Gespanne, die die IDM fahren könnten, und auch genug Teams, die da gerne fahren würden. Aber nach den letzten Jahren mit Riesen Chaos, Reglementänderungen, bis das halbe Feld gar nicht mehr starten durfte, explodierenden Preisen und einer durch eine einseitige finanzielle Unterstützung einzelner Teams entstandene Ungleichheit, haben einige die nötigen monetären Mittel nicht mehr, oder schlicht keinen Bock auf diesen Hickhack. Dafür gibt es inzwischen tatsächlich andere, mindestens ebenso professionelle Serien wie die Internationale Sidecar Trophy oder den Northern Sidecar Cup, der es fast aus dem Stand zu vollen Feldern gebracht hat. Selbst in den Klassen darunter, (in denen es ebenfalls rumpelt), sind mehr Starter am Start, erst recht wenn es sich um so beliebte Strecken wie Schleiz handelt. Es ist schon fast absurd, dass durch die teilweise gegen den Willen des Fahrerfeldes durchgezogenen Reglement-Änderungen in den letzten Jahren das Feld jedesmal von Veranstalterseite eingeschrumpft wurde, bis es sich halbiert hatte, aber das irgendwie nicht thematisiert wird. Denn, diese Teams sind ja nicht verschwunden, die fahren jetzt halt nur woanders, um mal zu habecken. Das heißt, Teams, die das Zeug hätten, IDM zu fahren, können oder wollen sich den Kram nicht mehr geben und ballern jetzt ein oder zwei Serien darunter weit vorne mit.

Fangen wir mal mit weiteren Kleinigkeiten an: Die derzeitige Zuständigkeiten, die dann wohl auch nicht ganz klar sind. Wie das letzte Wochenende in Schleiz sehr schön zeigt. Geht das nur mir so, oder hat das sonst noch einer nicht verstanden? Wie kommt es, dass nach einem Abbruch die dahinter platzierten auf einmal die Pokale und Punkte bekommen? Wie kam das denn zustande? Und nach welchem Reglement galt diese Entscheidung? Wird nach einem Abbruch tatsächlich alles noch gewertet, was dann noch über die Strecke in die Boxengasse rollt? Oder habe ich die Zielflagge übersehen? Kam da eine, und wenn ja, warum? War doch Abbruch? Ich muss mir das nochmal ansehen, ich habe das halt nicht verstanden.

Dann die Kommunikation zwischen Veranstalter und Fahrerfeld. Die ist anscheinend etwas ausbaufähig. Nein, ernsthaft, es ist ein Unding, wenn Infos nicht durchkommen. Es ist ein Unding, die Teams und Angehörigen so lange in der Luft hängen zu lassen, erst Recht, wenn die Fahrer/Beifahrer ins Krankenhaus abtransportiert werden! Ein einfaches, sind ansprechbar und sortiert, hätte enorm viel Luft rausgenommen und den Unmut gar nicht erst aufkommen lassen. Sowas können sogar die Streckenposten weitermelden, dazu braucht es keine große Schleife über irgendeinen ominösen Verantwortlichen oder Ärzte. Ist wach, kann antworten, und schon ist die ganz große Panik raus. Wo war das Problem? Aber so rannte das Team nervös im Kreis und machte sich enorm Sorgen, denn, ein Abflug in der Seng ist immer ein Hochgeschwindigkeitsunfall. Da hätte es gar nicht viel gebraucht, um die größte Panik zu vertreiben. War das tatsächlich so unmöglich? Oder gab es schlicht niemanden, der sich dafür zuständig fühlte? Das vermute ich nämlich schon fast eher. Was es fast noch schlimmer macht.

Das ist der nächste Punkt: Irgendwie sind die IDM-Gespanne das ungeliebte Stiefkind, bei dem ich als Außenstehende das Gefühl bekomme, es wird maximal über sie geredet, anstatt MIT ihnen. Die Gespanne werden die letzten Jahre hin und her geschoben, der ein oder andere tobt dann sein Ego daran aus, und wenn es dann knirscht, oder nicht so läuft wie geplant, dann wird das weitergereicht.

Versteht mich nicht falsch, das ist der Eindruck, den dieser Hickhack an Außenstehende vermittelt. Vielleicht ist das von Innen ja alles ganz supi, aber diese winzigen Starterfelder sprechen da eine deutliche Sprache. Erst Recht, wenn in den Klassen darunter sich auf einmal alles tummelt, was vorher noch die IDM aufgemischt hat. Und wenn so ein Eindruck nach außen entsteht, dann ist das ein sehr bedenkliches Zeichen. Denn, wer bitteschön geht dann hin, nimmt viereckig Geld in die Hand, versenkt das in sein Gespann, die Klamotten, die Vorbereitungen, die Nenngelder, Lizenzen, Reifen, usw, um dann so einen Kindergarten geliefert zu bekommen? Zumal es ebenfalls hochkarätige Alternativen gibt inzwischen? Es ist schon ein Trauerspiel, wenn sich niemand für eine der ehemals besten Serien für Gespanne in Deutschland zuständig fühlt (und im Idealfall auch noch Ahnung davon hat….). Oder die, die das Ding übernehmen die Eigenarten des Gespannrennsportes nicht begreifen. Das müsste auch in der Werbung halt anders aufgebaut werden als eine Auto- oder Motorradklasse. Oder die ihren eigenen Traum erfüllen wollen, als Besitzer einer eigenen Rennserie, oder was auch immer da teilweise an Motivation dahinter steckte.

Gespanne sind in diesem Punkt eigenständige Fahrtzeuge, die weder hier noch da reinpassen. Aber es quaken offensichtlich ganz viele mit, die von Gespannen, der Szene, ihren Fahrern und auch den Fans selbst anscheinend wenig Ahnung haben. Zumal in den letzten Jahren die Unsitte aufgekommen ist, dass es weniger Ahnung als vor allem einen dicken Geldbeutel braucht, um das Ding zu bekommen. Das in Verbindung mit falschem Ehrgeiz kann dann fatal werden, was ja offensichtlich zu dem jetzigen Ergebnis geführt hat. Das kann keiner leugnen, der sich die Starterfelder ansieht. Es gibt mehr als genug Gespanne für alle Felder, sie sind da. Es gibt immer Gründe, warum eine Serie nicht gescheit läuft, und meistens sind es die benötigten monetären Mittelchen. Klar, will jeder auf seine Kosten kommen, oder wenigstens nicht auf welchen sitzen bleiben, aber das Ganze muss auch für die Teams bezahlbar bleiben, sonst können die das nicht mehr stemmen. Und die Teams baden den Mist aus. Das krasseste, was ich dazu gehört habe war, ja, wenn die keine Kohle haben, dann haben sie im Rennsport nix verloren. Aha. Also ist nicht das Talent, das Können, der Wille oder die Erfahrung ausschlaggebend im Rennsport, sondern nur noch, wer sich das ganze wirklich leisten kann? Oder nur die Besten der Besten überhaupt finanziert werden, während der Rest in die Röhre guckt? Wäre es vielleicht für den Gespannsport besser, wenn das Geld nicht im großem Stil in einzelne Teams fließen würde, sondern für alle die Kosten senken würde? Das wäre doch mal ein interessanter Punkt, oder? Vielleicht kommen dann wieder Teams, wenn das ganze Paket einfach günstiger wird? Oder das Reglement wieder etwas Geldbeutelfreundlicher angepasst wird? Sollten nicht die Besten dort fahren, und nicht nur die Reichsten oder am besten gesponserten? Unter solchen Bedingungen ist es nur logisch, dass sich die Teams anderen Serien zuwenden, in denen nicht nur die Anzahl und Finanzkraft der Sponsoren und die Größe des Geldbeutels ausschlaggebend ist, sondern mehr auf der Strecke geliefert werden muss. Denn, mal ehrlich, mit absolutem Top Material ist es viel einfacher, nochmal besser zu sein wie der Rest, erst Recht, wenn der Rest sich manch ein Feature nicht leisten kann.

Es gibt durchaus genug Teams, die dort fahren könnten. Vielleicht wäre es mal eine Idee, diese Teams zu fragen, die das Potential und das Fahrzeug haben, warum sie keine IDM fahren? Woran liegt es?(Hey, an all die Teams, die das könnten: Woran hängt´s? Ich fände es Mega, mal direkt von den Fahrern zu hören, warum die IDM Sidecars so am Tropf hängen!)

Erwartungsvoll

Eure Frau Dr. Frühling

Text: Hertha Frimberger

Foto: Doreen Müller-Uhlig

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