Sprechstunde Dr. Frühling: Was habe ich gegen Sponsoren?

Hallihallo,
uh, ich habe echt nicht mit so einer Resonanz gerechnet. Aber ich muss sagen, obwohl ich wohl in irgendwas gerührt habe, was wohl eher unangenehm ist, wart ihr bisher alle sehr lieb zu mir. Ich wurde zumindest noch nicht mit fauligen Eiern beworfen. Zumal ich bis dato gar nicht wusste, wie viele mich mitlesen. Das war echt überwältigend. (und schon fast beängstigend!) Offensichtlich habe ich irgendwas getriggert.
Und auch wieder Fragen gestellt bekommen:
Was hast du denn gegen Sponsoren? Das ist doch was tolles für den Rennsport und ohne würde der nicht funktionieren!
Ich habe überhaupt nichts gegen Sponsoring, im Gegenteil, ich hätte selber gerne jemanden, der uns das Leben etwas leichter machen würde. Es nimmt enorm viel Druck raus, wenn man sich nicht bei jedem Reifen überlegen muss, ob der noch ins Budget passt und wenn nicht jede kleine Reparatur einen direkt ans Limit bringt. Jedes Team ist froh um jede Art des Sponsorings, und wenn es die Steaks vom befreundeten Metzger sind. Denn alles, was an Geld unerwartet reinkommt, hebt mindestens die Stimmung und im Idealfall das Niveau des Gespannes und des Teams.
Ab einer gewissen Stufe allerdings ist man als Team davon abhängig. Dann gibt ein Team ein Stück weit seine eigene Freiheit auf, denn dann bestimmt der Geldgeber mit, was wann wo wie passiert. Das kann wunderbar funktionieren, wenn die Interessen beiderseits passen. Aber es kann auch passieren, dass das Team zähneknirschend etwas mitmacht, auf das es eigentlich nicht so Böcke hat, weil es ja dafür finanziert wird. Das stelle ich mir manchmal recht anstrengend vor. Außerdem sind Sponsoren scheue Tiere, die auch schnell verschreckt sind, habe ich mir mal sagen lassen. Daher wird auch mal nicht gesagt, was so gedacht wird, damit das Scheue Tierchen ja nicht verscheucht wird, so vermelden zumindest gerne mal die Buschtrommeln. Denn, wenn so ein Sponsor seine Zuneigung entzieht und flieht, dann kann das auch flott mal das Ende der Saison, wenn nicht sogar der potentiellen Laufbahn sein. Und irgend jemand anderes freut sich, wenn da so ein herrenloser Sponsor frei herumläuft. Die wenigsten haben nämlich das für dieses Niveau inzwischen benötigte Kleingeld unterm Kopfkissen liegen. Das geht nicht ohne Sponsoren, so das Geflüster im dunklen Eck.
Aber da kann ich kaum mitreden, denn wir sind Sponsorfrei und wenn was kommt, dann ist das ein Geschenk des Himmels für uns und immer einfach so, weil uns da jemand gut findet, warum auch immer. An der grandiosen Leistung liegt es eher nicht, aber dafür sind wir mit viel Freude und Elan dabei und dümpeln frei und wild durch die Holzklassen. (Hey, immerhin, ich freu mich auch wie doof über angefahrene Reifen, die wir noch gut nutzen können, wir sind also sehr, sehr einfach zufrieden zu stellen. Also, falls einer sich ne Tüte Dankbarkeit verdienen will, wir nehmen fast alles!)
Natürlich haben Sponsoren auch Erwartungen. Und das ist nicht, dass sich das Team freut. Sponsoren erwarten Leistung. Die buttern Geld in „ihr“ Team und wollen dafür auch etwas sehen. Und die Teams bekommen mit dem Geld auch eventuell den klitzekleinen Vorteil, den sie brauchen. Also liegt es ein Stück weit an den Teams selber, wie gut sie sich verkauft bekommen. Das dürfte dann eine Kombi aus Leistung und Auftritt sein, das weiß ich nicht, dafür sind wir schlicht zu weit unten, um in den Genuss zu kommen. Aber das ist eine Win-Win-Situation und wenn das klappt, mehr als legitim
So weit so gut.
Seriensponsoren sind ein Geschenk des Himmels für alle. Im Idealfall hat nämlich das gesamte Feld was davon, denn, durch eine großzügige Spende sinken im Idealfall die Kosten für alle. Und wenn die Kosten für alle sinken, dann macht es auch kleineren, unbekannteren oder neueren Teams das Leben leichter. Vielleicht führt das sogar dazu, dass Teams, die sich den Spaß unter normalen Umständen nicht wirklich leisten können, doch mitspielen können. Ja, und da liegt der Hase ein wenig im Pfeffer: dann hat man zwar der gesamten Serie was gutes getan, vielleicht die Kosten gesenkt, vielleicht sogar damit dafür gesorgt, dass mehr Teams an den Start können, aber irgendwie ist das halt nix, wo man sagen kann, hey, guck mal, den Meister von dem Jahrgang habe ich unterstützt und der hat mit meiner Unterstützung gewonnen. Da bleibt vielleicht das wohligwarme Gefühl, einen Haufen Leuten geholfen zu haben, aber halt eher im Stillen Kämmerlein.
Es ist natürlich logisch, dass ein Sponsor, der Leistung erwartet, jetzt nicht unbedingt die hinteren Reihen mitsponsern will. Der will halt sagen, das Siegerteam ist meines. Oder er sponsert auch mehrere Teams, um sicherzugehen. Oder dass er mitsprechen will, wie die Serie in Zukunft gestaltet wird, wenn er sie schon großzügig mitfinanziert. Auch das kann passieren, dass es jemand sehr gut meint und alles mögliche umwirft, anstößt, ändert oder auch nicht ändert. Im Idealfall wird das ganze Fahrerfeld mit involviert, mit Pech sprechen die Spitzenteams, die dieses Finanzproblem gar nicht (mehr) haben, für alle. Und dann wird es wieder spannend. All das kann sogar sehr gut funktionieren, wenn alle Beteiligten sich einigen und auf ihre Kosten kommen. Aber, wie so oft, gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Grenzwertig wird es, wenn das Starterfeld immer weiter schrumpft. Und die darunter liegenden Klassen anschwellen und kaum noch wissen, wohin mit allen Startern. Denn, wie gesagt, die sind nicht weg, die fahren halt nur woanders.
Da stellt sich mir persönlich immer die Frage: Warum laufen die denn? Gibt es einen bestimmten Grund, warum sind das so viele, wohin laufen die denn? Und das ist beileibe nicht nur ein IDM-Problem, sondern das betrifft auch noch andere Klassen. Die IDM ist halt das deutsche Flaggschiff in der Gespannszene, und wenn es da nicht rundläuft, dann öffentlich. Der Rest wurschtelt halt unter dem Radar.
ich weiß es ja nicht, aber vielleicht hat das Ganze unter anderem mit immer weiter ausufernden Kosten zu tun? Klar, alle wollen mehr Geld, Versicherungen, DMSB, Veranstalter, Rennstrecken, jeder, der da rumläuft hätte gefühlt gerne etwas ab. Dass die Kosten explodiert sind, das ist bis in die Holzklassen durchgekommen, und dass kein Veranstalter auf Kosten sitzen bleiben soll, ist klar. Aber wenn so viele Teams leise mit den Füßen abstimmen, dann hat das einen Grund. Und es ist inzwischen recht egal, welche Serie und ob das Solo, Gespann oder Auto ist, wenn so ein Schwund ist und nichts nachkommt, dann liegt das oft an den für unbesponserte Temas zu hohen Kosten jeglicher Art. Sei es Nenngeld, sei es das Niveau der Gespanne, dass ja auch schnell zu einem schwarzen Loch werden kann, um mithalten zu können.
Jetzt kann man locker sagen, ja, dann haben se halt Pech, wer sich das nicht leisten kann, der soll halt nicht da fahren. Ja, gut, dann kommt halt bei raus, dass die Felder schrumpfen. Und wenn dann noch das Sponsoring etwas einseitig ist, dann schrumpft das halt noch schneller. Und verliert damit auch das Interesse der Zuschauer. Und damit auch das der Sponsoren. und schon ist die Spirale da.
Die IDM-Teams liefern zwar hochkarätigen Motorsport ab. Aber das nutzt nichts, wenn es so wenige sind, dass es keinen mehr interessiert.
Was braucht es, um die Teams wieder in die IDM zu bekommen? Das wäre die Frage, die ich stellen würde. Oder die ich gerne den Teams stellen würde. Vor allem denen, die eben nicht (mehr) in der IDM starten.
Das wäre mal eine Frage an alle Teams: Warum fahrt ihr keine IDM?
Wir sind zu schlecht und zu pleite dafür. Was ist eure Ausrede?
Eure Fr. Dr. Frühling
Text: Hertha Frimberger
Foto: Doreen Müller-Uhlig
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